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Der Fleischkonsum ist hierzulande viermal höher, als die Österreichische Gesellschaft für Ernährung und das Gesundheitsministerium empfehlen, erklären die Experten. Das ist nicht nur ungesund, sondern verteuert auch den Lebensmitteleinkauf. Laut den Berechnungen von Martin Schlatzer und Thomas Lindenthal vom Institut für biologischen Landbau (FiBL Österreich) kostet die durchschnittliche, fleischbetonte Ernährung einer vierköpfigen Familie in Österreich monatlich 610 Euro.
Reduziert solch eine Familie den Konsum von Fleisch, Süßspeisen und Alkohol auf ein ernährungswissenschaftlich empfohlenes Maß und verzichtet auf Soft- und Energiegetränke, lebt sie nicht nur gesünder, sondern spart dabei 21 Prozent der Ausgaben, also rund 125 Euro im Monat, heißt es in der Studie, die im Auftrag von WWF Österreich erstellt und Freitag präsentiert wurde. Speist sie ovo-lacto-vegetarisch, also kein Fleisch, aber weiterhin Eier und Milchprodukte, betragen die Einsparungen bereits 31 Prozent bzw. etwa 185 Euro. Eine vegane Ernährung lässt gleich 225 Euro mehr auf dem Konto oder in der Geldbörse, das sind 37 Prozent.
Ein kompletter Umstieg auf Bio-Nahrungsmittel verringert zwar das Einsparpotenzial, frisst es laut den Ergebnissen aber in keinem Fall auf. Bio-Kost mit gesundheitlich empfohlenem, geringem Fleischkonsum wäre bereits günstiger als die gängige österreichische Ernährungsweise mit billigeren Produkten aus konventionellem Anbau. Vegetarische und vegane Mahlzeiten sind dies umso mehr.
So wie die Preise sinken auch die Treibhausgas-Emissionen, je gesünder und reicher an pflanzlichen Produkten die Ernährung einer Familie ist. Bei der derzeitigen durchschnittlichen heimischen Ernährung entstehen pro Person und Jahr Treibhausgase im Ausmaß von 1,65 Tonnen Kohlendioxid. Bei fleischreduzierter oder ovo-lacto-vegetarischer Kost in Bio-Qualität wären es jeweils über 50 Prozent, bei veganer sogar gut 70 Prozent weniger.
Der Wechsel zu Bio-Nahrungsmitteln wäre demnach effektiver Klimaschutz. Es mehrt sich auch die wissenschaftliche Evidenz, dass er gesundheitsfördernd ist, erklärte Schlatzer der APA: Bio-Nahrungsmittel unterscheiden sich laut Studien zwar kaum bei den mengenmäßig wichtigsten Inhaltsstoffen (Makronutrienten) wie Eiweißstoffen, Fetten, Kohlenhydraten und Ballaststoffen, enthalten aber beispielsweise höhere Mengen von "Antioxidantien", die etwa vor Zell- und Erbgutschäden schützen, sowie in Bio-Milchprodukten mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren. Viel größere Bedeutung habe aber, was Bio-Lebensmittel nicht oder in geringeren Mengen enthalten: etwa giftige Schwermetalle wie Cadmium und Rückstände von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden.
Ein Umstieg auf biologisch angebaute Lebensmittel schützt zudem vor übermäßigen Preissteigerungen. Ein Warenkorb mit Diskont- oder Markenprodukten aus konventioneller Landwirtschaft wurde von 2018 bis 2023 um ein Drittel teurer, einer mit 100 Prozent Bio-Produkten nur um ein Fünftel. "Die Preise sind also stabiler und reagieren nicht so stark auf Inflation", erklärte Schlatzer der APA: "Gründe hierfür sind die geringere Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Stickstoffdüngern, die auf Erdöl basieren, weniger Abhängigkeit von Futtermittelimporten aus Übersee und der Verzicht auf Pestizide."
"Laut den Studienergebnissen kann sich also eine durchschnittliche vierköpfige Familie einen Warenkorb in Bio-Qualität leisten, wenn sie sich gesünder und umweltfreundlicher ernährt", erklärte Pegah Bayaty in einer Aussendung von WWF Österreich. Die Ernährungsexpertin wünscht sich von der Bundesregierung "Unterstützung für einen biologischen und pflanzenreichen Einkauf". Zum Beispiel in Form einer Mehrwertsteuersenkung auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Außerdem fordert die Umweltschutzorganisation etwa eine steuerliche Gleichstellung von alternativen Milchprodukten wie Soja-, Hafer-, Mandeldrinks (derzeit 20 Prozent Umsatzsteuer, Anm.) und Kuhmilch (derzeit zehn Prozent Umsatzsteuer).
(S E R V I C E - Link zur Studie: https://go.apa.at/hNavTUK0)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Themenbild