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3 Tipps für einen gelasseneren Familienalltag bei ADHS

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ADHS ist eine neurologisch bedingte Störung der Selbstregulation
©APA, dpa-tmn, Annette Riedl
Wenn ein Kind mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) aufwächst, bringt das viele Herausforderungen mit sich – nicht nur für das Kind selbst, sondern auch für die Eltern. Der US-amerikanische Psychologe Russell Barkley, der seit Jahrzehnten Familien mit ADHS begleitet, fasst es so zusammen: "Gute Erziehung heißt, das Kind so anzunehmen, wie es ist, ihm individuelle Unterstützung zu geben – und sich selbst Fehler zuzugestehen."

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Im Magazin "Additude" erklärt er diese drei Prinzipien:

ADHS ist keine vorübergehende Unaufmerksamkeit oder bloße Unruhe. Es handelt sich um eine neurologisch bedingte Störung der Selbstregulation, die viele Lebensbereiche beeinflusst. Deshalb hilft es wenig, das Verhalten des Kindes "wegtrainieren" zu wollen. Barkleys Rat: Stattdessen sollten Eltern ihre Erwartungen realistisch anpassen.

Der erste Schritt: Stärken erkennen und fördern. Was tut das Kind wirklich gern? Ob Musik, Sport oder Kochen, auch wenn ein Interesse ungewöhnlich oder unkonventionell erscheint, verdient es Anerkennung und Wertschätzung. Eltern sollten das Kind daher aktiv mit Zeit und Ressourcen unterstützen, damit es seine Talente entwickeln kann.

Kinder mit ADHS haben oft Schwierigkeiten mit den sogenannten exekutiven Funktionen – also mit Fähigkeiten wie Planung, Zeitgefühl oder Arbeitsgedächtnis. Besonders die sogenannte "Zeitblindheit" ist weit verbreitet. Wer darunter leidet, tut sich schwer mit Fristen, dem Einhalten von Zeitspannen oder vorausschauendem Denken.

Barkleys Empfehlungen:

"Auch ich habe als Vater Fehler gemacht – obwohl ich Experte bin", berichtet Barkley. Perfekte Eltern gebe es nicht. Viel wichtiger sei, mit den eigenen Fehlern umgehen zu können – und mit denen des Kindes.

Eltern sollten lernen, sich selbst zu vergeben, wenn sie im stressigen Alltag falsch reagieren. Und genauso wichtig ist es, dem Kind Fehler zuzugestehen. "Es wird wahrscheinlich mehr Fehler machen als ein durchschnittliches neurotypisches Kind", so Barkley. "Vermeiden Sie es, seine Fehler moralisch oder wertend zu beurteilen, und erkennen Sie an, dass dies einfach Teil der Störung ist. Begegnen Sie seinen Missgeschicken stattdessen mit Mitgefühl und zeigen Sie ihm, was es bedeutet, beim nächsten Mal alles richtig machen zu wollen."

Entscheidend ist, aus Fehlern zu lernen und die Beziehung wieder zu stärken – etwa durch gemeinsame Rituale oder liebevolle Erinnerungen an die schönen Seiten des Zusammenlebens.

Russell Barkley ist emeritierter Professor und ehemaliger Präsident der Sektion Klinische Kinderpsychologie der American Psychological Asscation (APA). Er hat mehrere Bücher zum Thema ADHS veröffentlicht.

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/dpa-tmn/Annette Riedl/Annette Riedl

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