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Diese Maßnahmen würden statt eines geplanten Wachstums zu einem Rückgang bei der Zahl der beförderten Passagiere führen, sagte Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger beim Luftfahrtsymposium 2025 am Donnerstag in Wien. Ryanair-Chef Michael O`Leary hatte am Mittwoch angekündigt, drei der bisher 19 in Wien stationierten Flugzeuge vom größten Flughafen des Landes abzuziehen. Als Grund nannte er hohe Kosten, insbesondere die "exorbitante Luftverkehrssteuer" von 12 Euro sowie "überhöhte Flughafengebühren in Wien".
Zuvor waren Gespräche mit Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) ohne Einigung geblieben. Aus dem Verkehrsministerium hieß es, man beschäftige sich "sehr intensiv mit dem Thema" der Ticketsteuer. Aktuell befinde man sich in einer Evaluierungsphase, sagt die zuständige Leiterin der Gruppe Luft, Karin Puleo-Leodolter. Zudem sei eine Einbindung des Finanzministeriums erforderlich.
Indes kommt auch von anderer Seite Druck auf die Politik, die Ticketsteuer und Gebühren zumindest zu senken. Mathias Jakobi vom weltweiten Fluglinienverband IATA zitiert eine Studie, wonach die Gebühren auf Flüge in Österreich seit 2019 um 80 Prozent gestiegen seien. Das verschlechtere die Situation Österreichs im internationalen Luftfahrtwettbewerb. Schweden habe aus diesem Grund im Juli 2025 die Steuer auf Flugtickets abgeschafft.
Joachim Lang, Chef des deutschen Luftfahrt-Verbands BDL, begründet die schwache Erholung des Flugverkehrs in Deutschland vor allem mit einer "prohibitiv hohen Luftfahrtsteuer" bei zusätzlich hohen An- und Abfluggebühren plus "vermaledeiten Kosten" für Sicherheitsgebühren. "Das schießt uns aus dem Markt", sagt Lang beim Luftfahrtsymposium. Wegen der hohen Kosten kommt die deutsche Luftfahrt nicht in Gang. Das Verkehrsvolumen hat bis jetzt erst wieder 87 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreicht.
IATA-Experte Jakobi übt in einem "Blick von außen" auf Österreichs Luftfahrt auch Kritik an der Gewinnverteilung in der Branche. Während der Flughafen Wien im Kerngeschäft eine Gewinnmarge von 20 Prozent erziele, bleibe dem heimischen Marktführer AUA eine Marge von 3,1 Prozent. Dabei bräuchte man eine Ergebnismarge von 8 Prozent, um die geplanten Investitionen von 6 Mrd. Euro in den nächsten Jahren aus eigener Kraft stemmen zu können, sagt AUA-Chefin Annette Mann.
Peter Malanik, der Geschäftsführer des heimischen Branchenverbands Aviation Industry Austria (AIA), zeichnet ein grundsätzlich positives Bild der heimischen Luftfahrt. Die Zahl der beförderten Passagiere liege über Vor-Corona-Niveau, die Pünktlichkeit erreiche Spitzenwerte, auch die heimische Zulieferindustrie - wie der oberösterreichische Komponentenbauer FACC - sei stark aufgestellt. Dennoch gebe es keinen Grund zum Jubeln, sagt Malanik. Er verwies auf den entgangenen Gewinn für die Branche während Corona und auf die aktuell angespannte globale Konjunktur.
Zudem habe Österreich bei der internationalen Vernetzung von Flugverbindungen - der sogenannten Konnektivität - an Stellenwert eingebüßt und liege nur noch im Mittelfeld. Die weltweite Luftfahrt habe heute um 6 bis 7 Prozent höhere Kapazitäten als 2019, sagt Daphne Descurieux vom europäischen Flugzeughersteller Airbus. Es gebe aber Änderungen der Fluggewohnheiten und Reisemuster. "Es zeigt sich etwa, dass die Menschen vor allem Direktflüge wollen". Bis 2030 sollen sämtliche von Airbus gebaute Flugzeuge mit nachhaltigem Flugzeugtreibstoff SAF (sustainable aviation fuel) betankbar sein.
Die AUA reagiert auf den teilweisen Abzug von Billigfluggesellschaften aus Wien mit einer Aufstockung. "Die Low-Coster kommen und gehen - aber wir als Drehkreuz-Anbieter bleiben und gehen mit höheren Kapazitäten in den Markt", kündigte AUA-Chefin Mann an.