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Das Marionettentheater Schloss Schönbrunn feiert 99 Jahre gelebte Leidenschaft

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Es ist eine Kunstform, die seit Jahrhunderten Menschen verzaubert: das Marionettenspiel.

Im Marionettentheater Schloss Schönbrunn lebt diese Tradition in ganz besonderer Weise fort. Wo einst Kaiserin Maria Theresia ihre Gäste mit Aufführungen begeisterte, entsteht heute mit feinster Handwerkskunst und großer musikalischer Leidenschaft ein Bühnenerlebnis, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen berührt.

Im Herbst 2025 feiern die beiden künstlerischen Leiter Christine Hierzer-Riedler und Werner Hierzer ein außergewöhnliches Jubiläum. Gemeinsam blicken sie auf 99 Jahre Erfahrung im Marionettenspiel zurück. Sie bringt 49 Jahre Erfahrung mit, er 50. Beide verbindet die Liebe zu einer Kunst, die Geduld, Präzision und Fantasie vereint.

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Christine Hierzer-Riedler und Werner Hierzer – 99 Jahre Leidenschaft für das Marionettenspiel

 © Sabine Klimt

Kaiserliche Bühne, lebendige Tradition

Das Marionettenspiel im Schloss Schönbrunn blickt auf eine rund 260-jährige Geschichte zurück. Seit 1994 ist es im Hofratstrakt von Schloss Schönbrunn beheimatet, einem Ort, an dem Geschichte spürbar wird und sich zugleich Neues entfaltet. Pro Jahr finden hier etwa 400 Vorstellungen statt, die von rund 16.000 Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt gesehen werden. Etwa 40 Prozent des Publikums reist aus dem Ausland an, um das Wiener Marionettenspiel in seiner edelsten Form zu erleben.

Das Repertoire des Hauses reicht von klassischen Opern bis zu eigens komponierten Auftragswerken. Publikumslieblinge wie Mozarts „Die Zauberflöte“, Johann Strauss’ „Die Fledermaus“ oder Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ erklingen in sorgfältig gestalteten Marionetteninszenierungen. Das Zusammenspiel von Musik, Bewegung und Fantasie entfaltet einen Zauber, der das Publikum in seinen Bann zieht.

Papageno Papagena Duett Marionettentheater Schloss Schönbrunn

Große Oper im kleinen Format

Hinter jeder Marionette stehen unzählige Stunden Handarbeit. In den hauseigenen Werkstätten entstehen die Figuren, Bühnenbilder und Kostüme. Jede Marionette ist ein Unikat, jede Bewegung präzise geplant. Der Bühnenausschnitt umfasst nur drei Meter Breite und 1,20 Meter Höhe und wirkt dennoch wie ein eigenes Universum.

Christine Hierzer-Riedler leitet die Kostümschneiderei und teilt sich die künstlerische und organisatorische Leitung des Hauses. Werner Hierzer ist für die Herstellung der Marionetten, Bühnenbilder und technischen Arrangements verantwortlich und verleiht den Figuren auf der Bühne Leben, etwa als Papageno, Tamino oder Sarastro in Mozarts „Zauberflöte“. Gemeinsam führen sie ein Ensemble von 15 Künstlerinnen und Künstlern, das die Bühne von Schönbrunn ebenso belebt wie die Tourneetheater in aller Welt.

Von Wien hinaus in die Welt

Mit einer zusätzlichen Tourneebühne und zwei Ensembles trägt das Theater die österreichische Marionettenspieltradition regelmäßig über die Grenzen hinaus. Gastspiele führten das Ensemble bereits nach Athen, Dubai, Hong Kong, Seoul, Peking und Teheran. Beim World Festival of Puppet Art in Prag wurde das Marionettentheater mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Diese Auszeichnung ist ein Zeichen für die internationale Anerkennung dieser besonderen Kunst.

Trotz aller Reisen bleibt das Herz des Hauses in Wien. Der kleine Theatersaal mit 88 Sitzplätzen bietet ein unvergleichlich nahes und intensives Erlebnis. „Während unserer Tourneen bleibt der Spielbetrieb in Schönbrunn durchgehend aufrecht“, betont Christine Hierzer-Riedler. „Das Publikum kann uns das ganze Jahr über besuchen, und auch Schulklassen und Familien nutzen dieses Angebot mit großer Begeisterung.“

© Sabine Klimt

Steckbrief

Christine Hierzer-Riedler

Geboren in Wels (Oberösterreich), aufgewachsen in Salzburg. Nach Abschluss der Fachschule für wirtschaftliche Frauenberufe trat sie 1976 dem Salzburger Marionettentheater bei. 1991 gründete sie gemeinsam mit Werner Hierzer ein Tourneetheater, aus dem 1994 das Marionettentheater Schloss Schönbrunn hervorging.
Sie leitet die Kostümschneiderei und teilt sich die künstlerische und organisatorische Leitung des Hauses. Als Ausbildnerin gibt sie ihre jahrzehntelange Erfahrung im Marionettenspiel an den Nachwuchs weiter. Zu ihren liebsten Bühnenfiguren zählen die Königin der Nacht, Papagena und Prinzessin Pamina aus Mozarts Zauberflöte.

"Eine kleine Nachtmusik" W.A.Mozart Marionettentheater Schloss Schönbrunn

Ein Besuch voller Magie

Wir waren zu einer Vorstellung der Kinder-Zauberflöte im Marionettentheater Schloss Schönbrunn eingeladen und wussten nicht, was uns erwarten würde. Ich hatte Marionetten bisher mit dem Kasperltheater oder mit Filmen verbunden, in denen sie auf etwas unheimliche Weise zum Leben erwachen. Doch was sich auf dieser Bühne entfaltet, übertrifft jede Vorstellungskraft.

Schon nach wenigen Minuten vergisst man die Fäden, an denen die Figuren geführt werden, und taucht ganz in die Geschichte und die Musik ein. Die Bühne wirkt größer, als sie ist, und erschafft eine Atmosphäre, die märchenhaft und zugleich präzise inszeniert ist.

Nach der Vorstellung bekamen wir die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Die feine Handarbeit, die Liebe zum Detail und die spürbare Begeisterung von Christine Hierzer-Riedler und Werner Hierzer für ihr Lebenswerk haben mich tief beeindruckt. Man spürt in jedem Moment, dass ihre Arbeit weit mehr ist als Theater. Es ist gelebte Leidenschaft.

Mein Sohn war von Anfang an fasziniert von den Marionetten und konnte kaum glauben, wie viele Fäden nötig sind, um sie so lebendig wirken zu lassen. Diese Erfahrung hat uns beide nachhaltig berührt. Man muss es selbst gesehen haben, um den Zauber und die Magie dieser Kunst wirklich zu spüren.

© Sabine Klimt

Steckbrief

Werner Hierzer

Geboren in Gleisdorf (Steiermark). Nach Abschluss der Handelsschule kam er 1974 nach Salzburg und wurde 1975 Mitglied des Salzburger Marionettentheaters. Gemeinsam mit Christine Hierzer gründete er 1991 ein Tourneetheater und 1994 das Marionettentheater Schloss Schönbrunn in Wien.
Er verantwortet die Herstellung der Marionetten, Bühnenbilder und technischen Arrangements und wirkt in zahlreichen Rollen selbst auf der Bühne mit – darunter Papageno, Tamino, Sarastro und Pamina in Mozarts Zauberflöte.
Seine Tourneen führten ihn unter anderem nach Kanada, Mexiko, Hong Kong, Rom, Teheran, Peking und Südkorea.

Ein Ort, an dem Fantasie Form annimmt

Neben dem Spielbetrieb widmet sich das Marionettentheater der Ausbildung neuer Spielerinnen und Spieler, um das Wissen und die Technik an die nächste Generation weiterzugeben. Eine Dauerausstellung in den Theaterräumlichkeiten zeigt die Vielfalt der handgefertigten Figuren. Sie ist ganzjährig bei freiem Eintritt geöffnet.

Die Zauberflöte - Marionettentheater Schloss Schönbrunn

Ein Jubiläum mit Bedeutung

Wenn das Marionettentheater Schloss Schönbrunn im Herbst 2025 das Jubiläum von 99 Jahren Marionettenspiel-Erfahrung seiner beiden Direktoren begeht, ist das mehr als ein persönlicher Meilenstein. Es ist ein Zeichen für gelebte Leidenschaft, für das Bewahren und Erneuern einer Kunstform, die das Staunen noch kennt.

Copyright der im Artikel verwendeten Inhalte: Werner Hierzer, Robin Weigelt, Roman Gerhart, Sabine Klimt.

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