Was steckt hinter dem
Hutmachersyndrom?

Im Viktorianischen Zeitalter sorgten manche Berufe für viel Leid. So auch die Profession der Hutmacher. Die Herstellung der hochwertigen Kopfbedeckungen hat eine wahrlich dunkle Seite.

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Hutmachersyndrom? © Bild: istock images

Was ist das Hutmachersyndrom?

Das Hutmachersyndrom ist eine Quecksilbervergiftung, die im 18. Jahrhundert häufig bei Berufsgruppen auftrat, die täglichen Umgang mit dem damals noch als ungefährlich geltenden Quecksilber hatten.

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Wie genau vergifteten sich die Hutmacher?

Hutmacher begannen in den 1730er Jahren, Hasen- und Kaninchenfell mit Quecksilber zu behandeln. Um die Felle zusammenkleben, damit daraus Filz wird, bürsteten die Hutmacher es mit Quecksilber. Zudem arbeiteten sie ungeschützt an quecksilbergelagerten Drehfeuern.

„Das war extrem giftig“, schreibt Alison Matthews David, Autorin des Buchs „Fashion Victims: The Dangers of Dress Past and Present“*. „Besonders, wenn man es einatmet. Es geht direkt ins Gehirn.“

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Übrigens: Der englische Ausdruck "mad as a hatter" („verrückt wie ein Hutmacher“) ist genau darauf zurückzuführen. Der verrückte Hutmacher aus „Alice im Wunderland“ greift die Problematik ebenfalls auf.

Wie zeigt sich das Hutmachersyndrom?

Neben Zittern traten auch massive psychische Probleme auf. Die Hutmacher wurden schüchtern und paranoid. Viele verloren ihre Zähne und starben in jungen Jahren.
Als Männerhüte in den 1960er Jahren aus der Mode kamen, starb die Profession praktisch aus - und auch das Leid endete.

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Wie kommt das Quecksilber in die Umwelt?

Quecksilber (chemisch Hg) ist ein natürlich vorkommender, nicht abbaubarer Stoff. Quecksilber ist ein Schwermetall und in der gesamten Umwelt vorhanden. Es ist für den Menschen giftig. Zum einen sind dies natürliche Quellen wie ⁠Erosion⁠, Vulkanausbrüche oder Geysire.

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Gibt es heute noch Belastungen durch Quecksilber?

Zahnfülllungen aus Amalgam sind die typische Quelle für die Belastung der Bevölkerung. Die zweite Belastungsquelle sind Fisch und andere Meerestiere Besonders hohe Methyl-Quecksilbergehalte weisen langlebige Raubfische wie Heilbutt, Schwert- oder Thunfisch auf. Dann kommt Quecksilber noch aus der Luft (z. B. aus Kraftwerken und Industriebetrieben). Bedenkliche Mengen sind dies aber zum Glück nicht mehr. Hauptursachen der heutigen Belastung sind historische Emissionen.