Volksschule: Privat und öffentlich im Vergleich

Mit der Vollendung des sechsten Lebensjahres beginnt in Österreich die Schulpflicht und diese beginnt mit der Volksschule. Bei der Wahl gibt es einige Punkte wie Lage und Nachmittagsbetreuung zu beachten. Neben den öffentlichen Volksschulen gibt es auch private Alternativen.

von Die Volksschule beginnt in der ersten Klasse mit Lese- & Schreibübungen an der Tafel. © Bild: Elke Mayr

Inhaltsverzeichnis

Schulpflicht und Anmeldung an einer Volksschule

Alle Kinder in Österreich, die das sechste Lebensjahr bis zum 31. August des jeweilig aktuellen Jahres vollendet haben, sind ab dem darauffolgenden 1. September schulpflichtig. Das bedeutet, dass eine gesetzliche Pflicht besteht, dass das Kind eine Schule besuchen muss. Die Schullaufbahn beginnt in Österreich mit der vierjährigen Volksschule. Schulplätze werden durch die Schule selbst oder die den zuständigen Landesschul- bzw. Stadtschulrat zugewiesen.

Kinder, die schulpflichtig sind, müssen bei der jeweils zuständigen Volksschule von den Erziehungsberechtigten angemeldet werden. Auf Grundlage der Einschreibung erfolgt die Aufnahme in die Volksschule. Eine Liste mit allen Volksschulen in Österreich ist auf der Homepage des Landesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung zu finden. Folgende Dokumente sollten zur Einschreibung mitgenommen werden:

  • Ergebnisse der Sprachstandfeststellung
  • Förderdokumentation
  • Portfolio Mappen
  • Persönliche Dokumente

Bei der Einschreibung muss das Kind präsent sein, damit die Schulreife von der Schulleitung festgestellt werden kann. Wenn man davon ausgehen kann, dass ein Kind dem Unterricht der ersten Klasse folgen kann, ohne geistig und körperlich überfordert zu sein, gilt es als schulreif. Wird die Schulreife nicht festgestellt, besucht das Kind allerdings nicht die erste Klasse, sondern eine Vorschulklasse, weil die Schulpflicht auch dann besteht, wenn das Kind nicht schulreif ist.

Der Lehrplan an Volksschulen in Österreich

Die wesentliche Steuerungsinstanz an Volksschulen in Österreich ist der Lehrplan. Dieser ist auf der Homepage des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung zu finden. Darin wird für das schulische Lehren und Lernen die notwendige Zielorientierung festgelegt. Außerdem werden darin die Rahmenbedingungen für einen kindgemäßen Grundschulunterricht fest.

Darauf muss man bei der Wahl der Volkschule achten

Sehr wichtig bei Wahl der richtigen Volksschule ist die Lage. Wie weit ist die Schule entfernt und wie kann der Schulweg organisiert werden? Vorteilhaft ist es, wenn das Kind die Schule zu Fuß erreichen kann. Wenn das nicht der Fall ist, sollte geklärt werden, ob eine Busverbindung besteht, die Schule mit dem Arbeitsweg der Erziehungsberechtigten verknüpft werden kann.

Von den vielen Volksschulen, die in manchen Orten und Gegenden zur Verfügung stehen, sollte die gewählt werden, die mit dem Arbeitsalltag der Erziehungsberechtigten am kompatibelsten ist. In manchen Fällen sollte eine Schule mit Nachmittagsbetreuung gewählt werden. Falls die Arbeit der Erziehungsberechtigten besonders früh beginnt, sollte eine Schule mit Frühaufsicht gewählt werden. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Schule eine Bildungsinstitution und keine Aufbewahrungsablage ist.

Auch das pädagogisch-didaktische Angebot sollte bei der Wahl der richtigen Volksschule bedacht werden. Die Angebote hierbei sind vielfältig und divers: Es gibt z. B. offenes Lernen, bewegtes Lernen, musische Schwerpunkte, Inklusionsklassen, Integrationsklasse, tiergestützte Pädagogik usw. Wegen der Unübersichtlichkeit sollten sich Erziehungsberechtigte beraten lassen. Mit dem vielfältigen pädagogisch-didaktischen Angebot an Volksschulen können individuelle Schwerpunkte im Bildungsweg eines Kindes gesetzt werden. Zusatzangebote wie Theater, Forscherwerkstatt, Philosophie usw.

Wichtig ist auch, das Essensangebot in Erfahrung zu bringen und in die Entscheidung miteinfließen zu lassen. Dabei sollten auch die besonderen Ernährungsgewohnheiten beachtet werden. Wenn das Kind sich vegetarisch ernährt oder bestimmte Unverträglichkeiten hat, sollte die Schulkantine über ein entsprechendes Angebot verfügen.

Privatschulen in Österreich – eine alternative zur öffentlichen Schule

In Österreich unterliegen Privatschulen dem Privatschulgesetz und müssen von öffentlichen Schulen durch eine deutliche Benennung zu unterscheiden sein. In der Regel erhalten Privatschulen vom Staat keine oder nur sehr geringe Unterstützung. Allerdings haben konfessionelle Privatschulen einen Vorteil gegenüber nicht-konfessionellen Privatschulen, wenn es um staatliche Zuschüsse geht. Der Privatschulsektor in Österreich ist in den letzten Jahren gewachsen. Dennoch liegt Österreich im Privatschulsektor unter dem OECD-Durchschnitt.

Zu den Privatschulen zählen auch die sogenannten Statusschulen. Dabei handelt es sich um reformpädagogische Privatschulen wie beispielsweise internationale Schulen und Montessori-, Waldorf- und Pestalozzischulen. Das Besondere an diesen Schulen ist, dass diese das Öffentlichkeitsrecht erhalten haben, aber nach eigenen Lehrplänen unterrichten. Daraus folgt zudem, dass keine Externisten-Prüfung an einer staatlichen Schule nötig ist, um ein anerkanntes Zeugnis zu erhalten.

Arten von Privatschulen in Österreich

In Österreich gibt es einige Privatschulen, die verbunden mit der römisch-katholischen Kirche sind. Religion hat in der Geschichte Österreichs wie auch in der Geschichte vieler anderen europäischen Ländern eine große Rolle gespielt und hat bis heute einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert. Die Besonderheit von religiösen Privatschulen ist, dass diese einen größeren Schwerpunkt auf Religionsunterricht legen als anderen Schulen. Kinder, die eine solche Schule besuchen, profitieren von einer inspirierenden und spirituellen Schulerfahrung und eines starken Gemeinschaftsgefühls, das durch die religiöse Haltung entsteht. Oft entwickeln Kinder, die eine religiöse Volksschule besucht haben, ein starkes Glaubensgefühl.

Montessori-Schulen legen einen großen Schwerpunkt auf die emotionale, kognitive und soziale Entwicklung der Kinder. Montessori-Anhänger legen wenig Wert auf Auswendiglernen und auf Vorträge und sind der Meinung, dass Bildung Kindern am besten durch soziale Fähigkeiten und ein Gefühl der Unabhängigkeit vermittelt werden kann. Kinder, die eine Montessori-Schule besuchen, erhalten viel Raum, um Kreativität zu entfalten und erlangen auch schon in jüngeren Jahren ein hohes Maß an Selbstständigkeit. Außerdem sind die sozial-emotionalen Fähigkeiten von Kindern, die eine Montessori-Schule besuchen, stärker ausgeprägt.

Waldorf-Grundschulen arbeiten nach einem vergleichbaren Konzept wie eine Montessori-Grundschule. Der Schwerpunkt bei Waldorfschulen wird dabei allerdings verstärkt auf die intellektuelle Stimulation und auf die Vorstellungskraft der Kinder gelegt. Der Lehrplan von Waldorfschulen zielt darauf ab, dass die künstlerischen, praktischen und akademischen Fähigkeiten miteinander verknüpft werden. Denken, Fühlen und Handeln werden ganzheitlich betrachtet. Kinder an Waldorschulen erhalten eine praktische und altersgerechte Lernerfahrung und entwickeln durch das Konzept von Waldorf-Schulen eine Begeisterung für das Lernen. Zudem ist übernehmen Kinder von Waldorf-Schulen früh eine aktive Rolle in ihrer Ausbildung.

Internationale Schulen bieten eine hochwertige und anspruchsvolle Ausbildung in nicht-deutschen Sprachen, die in der Regel mit amerikanischen französischen und britischen Lehrplänen verknüpft sind. Insbesondere Kindern, die nach Österreich eingewandert sind, bieten internationale Schulen die Möglichkeit, sich leichter anzupassen und sich im neuen Land besser zurechtzufinden. Kinder an internationalen Schulen profitieren von einem multikulturellen Umfeld und entwickeln dadurch eine Weltoffenheit.

Häuslicher Unterricht: Das Kind zuhause unterrichten

In Österreich gibt es auch die Möglichkeit, das Kind zuhause zu unterrichten, denn es herrscht genau genommen nicht "Schulpflicht", sondern "Unterrichtspflicht". Dazu müssen Erziehungsberechtigte vor Beginn des Schuljahres eine Anzeige beim Stadtschulrat einbringen, dass das Kind zuhause unterrichtet wird und müssen die Gleichwertigkeit des Unterrichts gewährleisten. Um zu überprüfen, ob das Kind den Stoff auch gelernt hat, der der jeweiligen Schulstufe entspricht, gibt es am Ende des Schuljahres eine sogenannte "Externistenprüfung", die das Kind bestehen muss, um weiterhin zuhause unterrichtet werden zu dürfen. Mehr zum Heimunterricht lesen Sie hier.