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Raynaud-Syndrom: Können die Finger absterben?

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Raynaud-Syndrom

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Die Finger verfärben sich weiß, fühlen sich taub an. Einen Schlüssel ins Schloss zu stecken oder einen Stift zu halten scheint während der Attacke schier unmöglich. Die Rede ist vom primären Raynaud-Syndrom. Wie gefährlich ist diese Erkrankung? Wer ist betroffen? Und wie kann man vorbeugen? Prof. Sophie Brunner-Ziegler, Leiterin der Spezialambulanz für das Raynaud-Phänomen an der MedUni Wien, beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie erkenne ich das Raynaud-Syndrom?

Zuerst weiß, dann blau und schließlich rot. Diesen Farbwechsel - auch bekannt als Tricolore-Phänomen - durchlaufen die jeweils betroffenen Körperstellen einer Person, die am Raynaud-Syndrom leidet. "Sind die Finger minderdurchblutet, dann sind sie weiß", erklärt die Expertin die drei Stadien der nach Maurice Raynaud benannten Erkrankung. Die bläuliche Verfärbung ist das Resultat des Sauerstoffmangels im Blut. Wenn dann wieder Blut einschießt, verfärbt sich die entsprechende Körperstelle schließlich rot.

Was läuft dabei im Körper ab?

Jene Gefäße, die die betreffende Körperstelle mit Blut versorgen, verengen sich plötzlich krampfartig. Brunner-Ziegler spricht in diesem Zusammenhang von einem Vasospasmus. Wobei "plötzlich" relativ ist. Denn in der Regel ist von außen einwirkende Kälte verantwortlich dafür, dass die Symptome auftreten. Aufgrund der übermäßigen Verengung der Gefäße ist der Blutfluss vorübergehend stark eingeschränkt. Als Reaktion darauf, unter anderem auch wegen des verminderten Sauerstoffgehalts im Blut, kommt es zu Weiß- bzw. Blauverfärbungen.

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© Wikimedia/Vertebro

Erst wenn die betroffene Stelle erwärmt wird, funktioniert auch die Durchblutung wieder einwandfrei. Bevor es soweit ist, kommt es aber noch zu einer vermehrten Durchblutung. "Sozusagen als Antwort auf die vorangegangene Blutarmut", schildert die Internistin. In dieser - der dritten - Phase kommt es zur Rötung und Schwellung der entsprechenden Körperstelle.

Welche Körperteile sind am häufigsten betroffen?

Am häufigsten zeigen sich die Symptome an den Fingern und da vor allem an den Endgliedern. Oft zeichnet sich eine scharfe Linie zwischen der normal durchbluteten und der verfärbten Stelle ab. Der Daumen bleibt für gewöhnlich ausgespart. Wenn auch nicht so oft, so können die Verfärbungen doch auch an den Zehen auftreten. In seltenen Fällen sind auch Nase und Ohren betroffen.

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Wie gefährlich ist das Raynaud-Syndrom?

"Immerhin können die Finger nicht absterben", entwarnt die Expertin. Dennoch sollte man im Akutfall danach trachten, eine Besserung herbeizuführen, sprich für Wärme sorgen. "Das verkürzt die Symptomatik und den Leidensdruck." Der leider nicht unbeträchtlich ist. Die Attacke wird für gewöhnlich von Schmerzen begleitet. Während Wärme und Gefühl aus der betroffenen Stelle weichen, nimmt auch die Beweglichkeit ab. Was nicht zuletzt mit enormen Einschränkungen verbunden sein kann.

Immerhin können die Finger nicht absterben

Sophie Brunner-ZieglerFachärztin für Innere Medizin

"Einen Schlüssel ins Schloss stecken, einen Reißverschluss öffnen oder Schuhe aufschnüren - all das ist während einer Attacke oft gar nicht möglich", veranschaulicht Brunner-Ziegler. Hinzu komme, dass über kurz oder lang auch die Haut in Mitleidenschaft gezogen werde. Ein langer, kalter Winter hinterlässt seine Spuren oft in Form von rauen Stellen und kleinsten Sprüngen. Abgesehen davon ist die Wundheilung bei Personen, die am Raynaud-Syndrom leiden, oft verlangsamt.

Was ist im Akutfall zu tun?

Kommt es zu einer Attacke, ist möglichst schnell Abhilfe zu schaffen. "Für viele Betroffene", so die Internistin, "führt der erste Weg ins Badezimmer." Wenn sich die Finger nach einem Spaziergang im Kalten weiß verfärben, hilft oft ein Fingerbad. Oder aber man hält die Hände einfach unter warmes Fließwasser. "Es dauert zwei, drei Minuten, bis die Symptome wieder abgeklungen sind", so Brunner-Ziegler. Beim Skifahren etwa könne es passieren, dass sich die betroffene Stelle von alleine gar nicht wieder erwärme.

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Was ist die Ursache der Erkrankung?

Die Attacke wird durch Kälte, insbesondere durch nasse Kälte ausgelöst. Ein kalter regnerischer Tag birgt für Betroffene also ein besonders großes Risiko. Doch auch emotionale Faktoren können eine Rolle spielen. So gilt unter anderem Stress als möglicher Auslöser. Über die Ursache der Erkrankung sind die Experten noch uneins. "Man vermutet genetische Komponenten", so Brunner-Ziegler. Nicht zuletzt deshalb, weil wiederholt beobachtet wurde, dass oft Frauen betroffen sind, deren Mütter schon am Raynaud-Syndrom litten.

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Wer ist am häufigsten betroffen?

Wo wir auch schon bei der nächsten Frage wären: Wer ist am häufigsten betroffen? Frauen eher als Männer, erläutert die Internistin. "Es wird postuliert, dass ein gewisser Typ für die Erkrankung prädestiniert ist." Dabei handle es sich um Frauen, die von schlanker Statur sind. Wissenschaftlich erwiesen sei diese Annahme bis dato aber nicht. Zumeist treten erste Symptome während der früheren Jugend auf. In seltenen Fällen zeigen sie sich auch schon während der Kindheit oder aber erst im späteren Erwachsenenalter.

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Wie kann man vorbeugen?

"Das Wichtigste ist Warmhalten und Extremsituationen meiden", sagt die Expertin. Wenn man zum Beispiel Skifahren geht, dann am besten mit zwei Paar Handschuhen übereinander. "Jeder hat sein eigenes Erfolgsrezept." Als hilfreich erwiesen haben sich jedenfalls Wärmepads, die, in die Handschuhe gesteckt, über zwölf Stunden lang warm halten. Nicht förderlich dagegen ist Rauchen. Um der Bildung von Hautrissen vorzubeugen, empfiehlt die Expertin den Einsatz fetthaltiger Cremes.

In jedem Fall sollten Betroffene die Erkrankung medizinisch abklären lassen, um ausschließen zu können, dass keine potenziell gefährliche Grunderkrankung hinter ihr steckt. Hier finden Betroffene Hilfe.

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