Der Countdown läuft

Österreich wählt heute einen neuen Nationalrat. Alle Informationen, Analysen und News zur Wahl lesen Sie hier.

von
Nationalratswahl - Der Countdown läuft


Die erste Hochrechnung

Laut einer Hochrechnung von SORA/ORF von 17.08 Uhr (Auszählungsgrad: 42,4 Prozent) liegt die ÖVP mit 30,2 Prozent klar vor der FPÖ mit 26,8 Prozent und der SPÖ mit 26,3 Prozent. Die Kleinparteien dürften den Einzug in den Nationalrat demnach knapp schaffen.

Die NEOS kommen auf 5,3 Prozent, die Grünen nur mehr auf 4,9 Prozent. Auch die Liste Pilz liegt demnach mit 4,3 Prozent knapp über der Vier-Prozent-Hürde. Das würde für die ÖVP ebenso wie für die FPÖ einen Gewinn von plus 6,3 Prozentpunkten bedeuten. Die SPÖ würde demnach 0,6 Prozentpunkte verlieren. Schwere Verluste von 7,5 Prozentpunkten bedeutet dies für die Grünen. Die NEOS hätten einen Gewinn von 0,3 Prozentpunkten zu verbuchen. Die Schwankungsbreite dieser Hochrechnung inklusive Wahlkarten-Prognose liegt bei 2,4 Prozent.

Die Wahlbeteiligung dürfte laut dieser Hochrechnung bei 79 Prozent liegen.

Liste Pilz - Rossmann: "Hoffen auf Einzug"

Bei der Liste Pilz hofft man nach den ersten Hochrechnungen auf den Einzug ins Parlament. Gezittert werden muss aber trotzdem, da die Schwankungsbreiten noch zu hoch sind. "Noch ist nicht aller Tage Abend, sagte der Ex-Grüne Bruno Rossmann kurz nach 17.00 Uhr. Man hoffe auf den Einzug, da noch keine Wiener Ergebnisse vorliegen und man erwarte, dass man in Wien sehr stark sei.

Die Liste Pilz hat am Wahlabend das ORF-Fernsehen boykottiert, der Grund sei, dass Peter Pilz nicht zur Elefantenrunde im ORF geladen war, wie ein Sprecher sagte. Die Liste Pilz übertrug bei der Wahlparty statt dem ORF die Puls4-Hochrechnung. Entsprechend groß war die Enttäuschung als die Liste Pilz bei dieser Hochrechnung unter der 4-Prozent-Hürde lag. Jubel brannte kurz darauf auf, als man auf den ORF umschaltete, wo die Liste Pilz knapp über der 4-Prozent-Hürde lag.

Türkiser Jubel bei erster Hochrechnung in ÖVP-Wahlzentrale

In der ÖVP-Wahlzentrale im Kursalon Hübner brandete tosender Applaus und Jubel aus, als im ORF auf der Videowall die erste Hochrechnung gezeigt wurde. Generalsekretärin Elisabeth Köstinger stand kurz davor noch auf der Bühne und bedankte sich bei den Unterstützern: "Ihr seid ein Wahnsinn, vielen Dank."

Der Saal im Kursalon war gesteckt voll, Kandidaten und Minister, etwa Andrä Rupprechter oder Harald Mahrer, auch Sophie Karmasin, die einen Rückzug aus der Politik angekündigt hatte, fanden sich ein. Auch die frühere FPÖ-Vizekanzlerin Susanne Riess wurde gesichtet.

Köstinger, sie trug passend zum neuen Design der Volkspartei einen türkisen Gürtel zum schwarzen Outfit, wies bei ihrem kurzen Auftritt auf der Bühne knapp vor der Hochrechnung darauf hin, dass es der ÖVP in den vergangenen Jahren 50 Jahren zwei Mal gelungen sei, den ersten Platz zu erreichen. Mit einem ersten Statement der Generalsekretärin zu den aktuellen Daten ist gegen 17.30 Uhr zu rechnen.

ÖVP-Wahlzentrale füllt sich

Die ÖVP-Wahlzentrale im Kursalon Hübner hat sich am Sonntag ab 16.00 Uhr gut gefüllt. Kurz vor 16.30 Uhr traf auch Generalsekretärin Elisabeth Köstinger ein, Statement gab es von ihr vorab allerdings keines.

ÖVP
© News/Renate Kromp

Der Sprecher der Bewegung, Peter L. Eppinger, startete kurz nach 16.00 Uhr das Programm auf der Bühne im Kursalon Hübner. Im Laufe des Abends werden tausende Gäste erwartet, die Kapazität ist auf 2.500 ausgelegt, hieß es gegenüber der APA. Auf der Bühne sprachen Unterstützer, die Spitzenkandidat Sebastian Kurz auf der Aufbruch-Tour im Sommer begleitet hatten, oder auch Bundeslistenkandidatin Maria Großbauer - passend gekleidet in einem türkisen Kleid. Ebenfalls schon im Publikum wurden die Kandidaten Rudolf Taschner, Karl Mahrer (Wien) und Listendritter Josef Moser oder Seniorenbundobfrau Ingrid Korosec gesichtet. Eine Grußbotschaft gab es auf der Videowand von Arnold Schwarzenegger.

Eppinger überbrückte die Zeit bis zur ersten Hochrechnung mit Gesprächen auf der Bühne und kurzen Videoclips. Ein Statement von Köstinger wurde für 17.30 Uhr angekündigt.

Schanigartenflair vor der SPÖ-Zentrale

SPÖ-Zelt
© News/Isabell Widek High Life vor dem SPÖ-Zelt

Vor der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße hat am Sonntag rund eine Stunde vor Wahlschluss Schanigartenflair vorgeherrscht. Im Gastgarten direkt beim Eingang versammelten sich vor allem Partei-Mitarbeiter und Journalisten und genossen auf Holzpaletten-Möbeln die letzten Sonnenstrahlen. Das weitläufige Festareal mit überdachtem Platz und Zelt füllte sich allmählich.

»Prophet bin i kaner - nur a klaner Bürgermeister«

Partei-Größen waren kaum zu sichten bzw. begaben sich direkt in die Räumlichkeiten der Bundesgeschäftsführung. So etwa Frauenchefin Gabriele Heinisch-Hosek oder Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Der verweigerte auch jede Medienfrage nach seinen Erwartungen für das Ergebnis: Die Wahllokale in Wien hätten ja noch knapp eine Stunde offen, jetzt schon zu spekulieren, sei müßig. "Prophet bin i kaner - nur a klaner Bürgermeister", sprach er und entschwand in die Parteizentrale.

SPÖ
© News/Isabell Widek

Entspannte Stimmung in der FPÖ-Parteizentrale

FPÖ-Parteizentrale
© News/Anna Gasteiger FPÖ-Parteizentrale

Ruhig verlief der Nachmittag des Wahlsonntags in der FPÖ-Parteizentrale in der Reichsratstraße hinter dem Parlament. Parteigranden waren keine zu sehen, dafür hatten sich zahlreiche Medienvertreter in der blauen Wahlzentrale eingefunden. Die FPÖ-Funktionäre wirkten angespannt und optimistisch zugleich. Die Gespräche drehten sich vor allem um die vielen Gerüchte um das mit Spannung erwartete Wahlergebnis.

FPÖ-Parteizentrale
© News/Anna Gasteiger FPÖ-Parteizentrale

Der einzige Politiker, der sich gegen 16.00 Uhr blicken ließ und den Medien mit Freude Auskunft gab, war Robert Lugar. Der frühere Team Stronach-Klubchef, der bei der Nationalratswahl auf dem achten Listenplatz der FPÖ kandidiert, wünschte sich für die Blauen schmunzelnd "ein klar dreistelliges Ergebnis".

WG-Stimmung in der NEOS-Zentrale

Stimmung wie in einer Studenten-WG hat sich am Nachmittag in der Wahlzentrale der NEOS breit gemacht. Trotz Ungewissheit über das Ergebnis feierten Mitarbeiter bereits in der lichtdurchfluteten NEOSphäre in Wien-Neubau. Von den Spitzen der Partei hatten sich Generalsekretär und Wahlkampfleiter Nikola Donig und Abgeordneter Sepp Schellhorn zu den überwiegend jungen Mitarbeitern gesellt.

© Video: News

Noch pinker als sonst hatten die NEOS die Parteizentrale gestaltet: Ballons bedeckten die Decke des Großraumbüros, Getränke und Snacks standen bereit. Aufgrund des erwarteten Andrangs war auch ein Raum im Erdgeschoss - neben dem Sozialmarkt - bereitgestellt, wovor gegrillt wurde. Spitzenkandidat Matthias Strolz soll laut ersten Angaben zwar nicht in der NEOSphäre vorbeischauen, allerdings hatten sich einige Abgeordnete angekündigt.

Neos-Parteizentrale
© News/Christoph Lehermayr Neos-Zentrale

Die Zeit bis zur Bekanntgabe des vorläufigen Ergebnisses verbrachten die NEOS-Mitarbeiter auf der Terrasse mit Bier, Sekt sowie Musik von Jimi Hendrix und Alice Cooper. Eine nicht weniger hippe Location haben sich die NEOS für ihre Wahlparty ausgesucht: Ab 19.30 Uhr wird im Cafe Leopold im Wiener Museumsquartier gefeiert.

Neos-Parteizentrale
© News Angelika Mlinar und Sepp Schellhorn

Umfrage: Wie schwer fiel heuer die Wahl?

© Video: News.at

Ärger im Innenministerium

Im Innenministerium reagiert man verärgert darauf, dass auf einzelnen Social-Media-Accounts Zwischenergebnisse oder gar Hochrechnungen publiziert werden. Diese seien "purer Nonsens". Es gebe für diese Daten keinerlei Grundlage. Überall, wo entsprechende Meldungen kursierten, werde das BMI mit einer Klarstellung antworten.

Strache hofft auf ein historisches Ergebnis

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat am frühen Sonntagnachmittag als letzter der Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien seine Stimme im dritten Wiener Bezirk abgegeben. Begleitet wurde er von seiner Mutter. Straches Auftritt wurde von zahlreichen Journalisten - auch aus dem Ausland - und einigen Schaulustigen verfolgt.

Der blaue Frontmann hofft "auf ein gutes Ergebnis." Er halte auch ein historisches Resultat für möglich. Veränderungen seien nur mit den Blauen möglich, warnte Strache einmal mehr davor, dass die ÖVP und die SPÖ nach der Wahl "wieder einhängen" könnten.

Dass er so spät zur Wahlurne geschritten ist, erklärte Strache damit, dass er den Vormittag mit seiner Frau entspannt verbracht habe. Nach der Stimmenabgabe will er nun einen Kaffee trinken gehen und sich in Ruhe auf die späteren öffentlichen Auftritte am Abend vorbereiten.

© Video: APA

Vor dem Wahllokal in einer Schule in der Hainburger Straße war auch ein verwirrt wirkender Mann, der ebenfalls auf Strache gewartet hatte und ihn mit den Worten "Heil Hitler, Heinz-Christian!" und entsprechender Armhaltung begrüßte. Er wurde daraufhin umgehend von den Sicherheitsbeamten umzingelt und isoliert.

Wahllokale in Vorarlberg schon geschlossen

In Vorarlberg ist der Urnengang zur Wahl des Nationalrats bereits beendet. Wie im westlichsten österreichischen Bundesland üblich schlossen die letzten Wahllokale um 13.00 Uhr. Die Wahlbeteiligung lag nach ausgezählten 28 Kommunen bei 63,4 Prozent, was auf eine deutlich höhere Beteiligung als 2013 schließen ließ.

Um 13.00 Uhr standen die Ergebnisse in etlichen kleinen Ortschaften bereits fest, es waren die Stimmen in 28 der 96 Vorarlberger Gemeinden mit 13.056 der insgesamt 272.909 Wahlberechtigten ausgezählt. Noch keine Ergebnisse gab es freilich aus den größeren Orten und Städten im Rheintal.

Die Wahlbeteiligung lag in diesen 28 Gemeinden bei 63,4 Prozent, eine Prognose bzw. Hochrechnung für die landesweite Wahlbeteiligung gab es seitens der Landeswahlbehörde nicht. Sie dürfte aber um einige Prozentpunkte mehr betragen als bei der Nationalratswahl 2013. Damals wurden ohne Wahlkarten 57,5 Prozent bzw. letztlich mit Wahlkarten 65,9 Prozent ausgewiesen. In Vorarlberg wurden in diesem Jahr 38.888 Wahlkarten (2013: 27.067 ) ausgestellt, so viele wie nie zuvor.

Offenbar hoher Andrang in Wien

Das Wiener Rathaus liefert bei der heutigen Nationalratswahl tagsüber erstmals keine laufende Infos zur Wahlbeteiligung - um jegliche Beeinflussung auszuschließen, heißt es dort. Man wolle keinen Anlass für eine mögliche Beeinspruchung der Wahl geben. Somit kann über den Andrang vorerst nur gemutmaßt werden. Laut einem APA-Rundruf in den Parteien war dieser am Vormittag aber durchaus beträchtlich.

Wahllokal im 22. Wiener Gemeindebezirk
© Beatrix Hammerschmied Hoher Andrang in Wien

In so manchem Wahllokal mussten die Besucher demnach in Kauf nehmen, zunächst in einer Warteschlange zu stehen. Manche Wähler gaben offenbar sogar an, noch nie so viele Menschen in ihre Wahllokal gesehen zu haben. Es wird sogar gemunkelt, dass in manchen Sprengeln die Beteiligung schon bei 40 Prozent liegt.

Die Erklärung für den frühen Andrang könnte an einem gestiegenem Interesse liegen - oder einfach nur am Wetter: Viele Wiener dürften die spätsommerlichen Temperaturen für eine Fahrt ins Grüne nutzen. Nicht wenige Ausflügler dürften zuvor noch die Stimmabgabe erledigen.

Riesen Medienandrang bei Kurz-Stimmabgabe

© Video: APA

ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat gegen Sonntagmittag unter extrem großem Medieninteresse seine Stimme für die Nationalratswahl abgegeben. Er hoffe, dass möglichst viele von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen und "auf ein gutes Ergebnis, damit echte Veränderung möglich wird", sagte er nach der Stimmabgabe.

Die Stimmabgabe des Außenministers, der mit seiner Lebensgefährtin beim Wahllokal in seinem Heimatbezirk Wien-Meidling eintraf, war von einem großen Medieninteresse begleitet. Zahlreiche Journalisten - auch aus dem Ausland - warteten auf den Parteichef. Im Anschluss wollte Kurz den Wahltag mit seiner Familie verbringen.

Van der Bellen: "Viel möglich"

Auch das Staatsoberhaupt schritt zur Wahlurne: Bundespräsident Alexander van der Bellen gab am Vormittag zusammen mit Gattin Doris Schmidauer in der Volksschule Spalowskygasse in Wien-Mariahilf seine Stimme ab. Es sei "viel möglich", meinte Van der Bellen auf Fragen von Journalisten nach dem möglichen Wahlausgang. Er traue den vielen Umfragen "nicht sehr".

»Wählen ist kein Luxus, sondern Pflicht«

Er hoffe jedenfalls auf eine hohe Wahlbeteiligung, denn: "Wählen ist kein Luxus, sondern Pflicht". Auf die Frage, ob er eine Regierungsbeteiligung der FPÖ angesichts der sehr kritischen Position der Freiheitlichen zu EU akzeptieren würde, meinte Van der Bellen, er lege "großen Wert auf eine proeuropäische Regierung". Österreich sei in der Union "besser aufgehoben, die Folgen der Brexit-Entscheidung der Briten müssten allen zu denken geben.

© Video: APA

Zum Prozedere nach der Wahl erklärte der Bundespräsident, dass er jedenfalls am Dienstag die derzeitige Bundesregierung nach deren Demissionierung mit der Fortführung der Geschäfte beauftragen werde. Ansonsten werde in der kommenden Woche "viel telefoniert und gesprochen"

Kern will lange feiern

Bundeskanzler Christian Kern hat Sonntagvormittag voll Optimismus seine Stimme für die Nationalratswahl abgegeben. "Wir haben uns eine längere Feier vorgenommen", meinte der SPÖ-Spitzenkandidat beim Eintreffen in seinem Wahllokal in Wien-Neubau.

Kern, der in Begleitung seiner Frau Eveline zur Stimmabgabe gekommen war, betonte, ein sehr entspanntes Gefühl zu haben. Er sei gerade eben eine Runde Joggen gewesen. Bis zum Wahlschluss will er die Zeit mit seiner Familie verbringen. Am Nachmittag möchte er neben den Wahlergebnissen auch das Spiel seines Lieblings-Fußballklubs Austria Wien gegen Sturm Graz im Fernsehen verfolgen. Er hoffe, dass dieses ebenso gut ausgehe wie die Wahl, so Kern.

© Video: APA

Auch Pilz war schon wählen

Der frühere Grüne Abgeordnete Peter Pilz ist am Sonntag mit seiner Gattin zur Stimmabgabe in Wien-Donaustadt geschritten. Er wähle im Wahllokal 007, da könne eigentlich nichts mehr schiefgehen, feixte der frühere Grüne "Aufdecker" vor Journalisten. Ob er den Einzug ins Parlament mit seiner neuen Liste schaffen würde, wisse er nicht: "Ein paar Stunden vor der Wahl verflüchtigt sich jede Gewissheit".

© Video: APA

Gestern vor dem Schlafengehen hätte er noch fix mit dem Einzug gerechnet, sagte Pilz. Er hofft darauf, zahlreiche frühere Nichtwähler mobilisieren zu können, bei den Protestwählern sei ihm das gut gelungen, meinte der Abgeordnete. Den Wahltag will er mit einem gemeinsamen Spaziergang mit seiner Frau verbringen, sich später die ersten Hochrechnungen anschauen und sich dann mit seinem Team besprechen. Bis dahin werde aber weiter gezittert, so Pilz vor Betreten seines Wahllokals in einer Wiener Schule.

Lunacek bei Stimmabgabe zuversichtlich

Gut gelaunt und demonstrativ optimistisch hat Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek Sonntagfrüh in einer Neuen Mittelschule in Wien-Leopoldstadt ihre Stimme für die Nationalratswahl abgegeben. Sie gehe mit einem guten Gefühl in den Wahltag, sagte sie zu den wartenden Journalisten, denn sie erlebe einen großen Zuspruch für Inhalte und Stil der Grünen.

"Ich bin zuversichtlich, dass das Ergebnis besser wird, als es in den letzten Tagen und Wochen in den Umfragen war", sagte Lunacek. Die Zeit bis zur ersten Hochrechnung werde sie nun unter anderem im philharmonischen Konzert verbringen. Ob in Begleitung ihrer Mutter, wie ursprünglich geplant, blieb offen, denn "die war heute Früh nicht so gut beinand".

© Video: APA

"Haben alles getan, was zu tun ist"

Gewohnt euphorisch hat sich NEOS-Spitzenkandidat Matthias Strolz bei seiner Stimmabgabe für die Nationalratswahl gegeben. "Es scheint die Sonne, es ist ein guter Tag", sagte er vor der Stimmabgabe in einer Schule in Wien-Liesing. Nun liege es in der Hand der Wähler, "wir haben alles getan, was zu tun ist".

© Video: APA

"Ich glaube, dass wir die Reife in Richtung Zweistelligkeit antreten", zeigte sich Strolz wie immer zuversichtlich. Und weiter: "Oft zielst du auf die Sterne und landest auf dem Mond." Auch am Wahltag waren Naturbilder weiterhin die Sache des NEOS-Chefs. "Es ist wunderschön, wenn die Wälder sich so verfärben, wenn die Natur den großen Pinsel auspackt." Dementsprechend will Strolz auch den Tag bis zum Eintreffen in der Wahlzentrale bei einem Spaziergang mit der Familie verbringen.

Beim Wählen erschien Strolz allerdings alleine. Bezüglich möglicher Regierungskonstellationen liebäugelte der NEOS-Spitzenkandidat abermals mit einer sogenannten Dirndl-Koalition - egal, in welcher Zusammensetzung. "Es sollen in der nächsten Regierung mehr neue Kräfte sein als alte", lautete zumindest sein Wunsch.

Seit 8.00 Uhr haben fast alle 10.200 Wahllokale für die heutige Nationalratswahl geöffnet. Ein guter Teil der 6,4 Millionen Wahlberechtigten hat schon gewählt: Nicht nur die Frühaufsteher, sondern auch die Briefwähler. Deren Stimmen dürften heuer ein Rekordniveau erreichen - und könnten den Ausschlag geben, wenn die Urnenwahl am Sonntag ein knappes Ergebnis bringt.

Wann gibt es ein Ergebnis?

Fast 890.000 Wahlkarten wurden beantragt. Damit dürften nach Schätzungen der ARGE Wahlen-Hochrechner rund 780.000 Stimmen per Briefwahl oder - ein kleiner Teil - auch mit Wahlkarte in "fremden" Wahllokalen abgegeben werden. Damit dürften im vorläufigen Endergebnis Sonntagabend noch rund 15 Prozent der gültigen Stimmen fehlen.

Ausgezählt werden diese Stimmen erst in der Woche nach der Wahl: Am Montag die der "klassischen Briefwähler" - und am Donnerstag die Wahlkarten-Stimmen und noch ein (kleinerer) Teil der Briefwahlstimmen, nämlich jene, die am Sonntag in einem Wahllokal in einem "fremden" Wahlkreis abgegeben wurden. Diese Möglichkeit gibt es heuer erstmals. Damit lässt sich schwer abschätzen, wie viele es sein werden - zwischen 50.000 und 100.000 vermuteten Experten.

Möglicherweise wird also erst am Donnerstag klar sein, ob die ÖVP, wie die Umfragen erwarten ließen, tatsächlich den ersten Platz erobert hat. Dann hätte ihr Parteichef Sebastian Kurz mit seinen 31 Jahren gute Chancen, der jüngste Bundeskanzler der Zweiten Republik - und unter den aktuellen Regierungschefs weltweit - zu werden. 2013 lag die ÖVP mit 23,99 Prozent noch deutlich hinter der SPÖ. Auch deren Spitzenkandidat, Kanzler Christian Kern, führt seine Partei erstmals in eine Wahl. 2013 war sie noch klar mit 26,82 Prozent Erste - rutschte damit aber, wie die ÖVP auch, noch ein Stück weiter in den historischen Tiefststand.

Die Parteien im Überblick

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hofft in seiner vierten Wahl auf einen weiteren Zuwachs zu den 20,51 Prozent aus 2013 - und auf eine Beteiligung an der nächsten Regierung. Denn sein Wahlziel ist, die Fortsetzung der Großen Koalition zu verhindern. Diese hat Kurz bei seiner Kür zum Parteichef im Frühjahr auch aufgekündigt - und somit die Neuwahl ausgelöst. Eigentlich hätte der Nationalrat erst nächstes Jahr gewählt werden müssen.

Die zwei kleineren Parlamentsparteien Grüne und NEOS müssen laut den Umfragen um den Verbleib im Nationalrat zittern. Die Grüne Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek hofft aber, nicht allzu viel von den 12,42 Prozent aus 2013 zu verlieren - das war das bisher beste Grün-Ergebnis bei den bisher 21 Nationalratswahlen. Konkurrenz macht den Grünen allerdings ein langjähriger Abgeordneter aus den eigenen Reihen - Peter Pilz, der mit eigener Liste antritt, und gute Chancen hat, damit im Nationalrat zu bleiben. NEOS-Chef Matthias Strolz will sich im Nationalrat behaupten, den seine Partei 2013 recht überraschend auf Anhieb mit 4,96 Prozent erobert hat.

Vier weitere Parteien treten österreichweit an: Die Liste Gilt von Roland Düringer, die Freie Liste Österreich des Ex-FPÖ-Politikers Karl Schnell, die Weißen und die KPÖ, gemeinsam mit den Jungen Grünen. Ihre Chancen auf Mandate sind eher gering - und keine Chancen haben die sechs Parteien, die nur in einzelnen Ländern am Stimmzettel stehen.

Verteilt werden bei der Nationalratswahl 183 Mandate. 2013 bekam die SPÖ 52, die ÖVP 47, die FPÖ 40, die Grünen 24, die NEOS 9 und das Team Stronach 11. Die Partei Frank Stronachs hat sich mittlerweile aufgelöst - und deshalb, aber auch wegen der Gründung der Liste Pilz und sonstigen Zu- und Abwanderungen, hat jetzt zu Ende der Legislaturperiode keine Partei mehr den Mandatsstand, den sie nach der Wahl hatte. SPÖ und ÖVP haben mittlerweile 51 Abgeordnete, die FPÖ 38, die Grünen 21, die NEOS acht - und dazu gibt es 14 "wilde" Mandatare.

Der neue Nationalrat mit den 183 neu gewählten Abgeordneten tritt erstmals am 9. November zusammen - und zwar im Ausweichsquartier in der Hofburg. Denn das Parlamentsgebäude am Ring wird renoviert.

Kommentare