Kritik richtig üben: So geht es

Wie man jemanden kritisiert ohne zu verletzen

Kritikfähigkeit bedeutet, Kritik anzunehmen, die gerechtfertigt ist und sachlich formuliert wurde. Doch das ist nicht jede/r. Darum fällt es oft schwer, Kritik zu üben. Doch es gibt ein paar Tricks, wie man richtig kritisiert. Stefan Verra, Körpersprache-Experte, verrät sie.

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Kritik © Bild: iStockphoto

Jemandem mitzuteilen, was er oder sie besser machen könnte oder was nicht passt, ist oftmals eine unangenehme Sache. Doch Körpersprache-Experte Stefan Verra hat Tipps, wie Kritik zu üben leichter fällt – und auch nicht dekonstruktiv ist.

»Es ist wichtig, zwischen den Inhalten und der emotionalen Ebene zu unterscheiden«

„Wenn Worte hart sein müssen oder wenn man Grenzen setzen will, dann ist es wichtig, zwischen den Inhalten und der emotionalen Ebene zu unterscheiden“, schickt der Experte die wichtigste Grundregel des Kritisierens voraus. Denn: „ Grundsätzlich gilt: Auch wenn Inhalte hart sind, kann die emotionale Ebene stabil bleiben“, so Verra und erklärt, dass man das etwa mit den eigenen Kindern ja genauso mache. Man müsse diesen auch oftmals Grenzen aufzeigen und dennoch spüren diese stets, dass man sie liebe.

Die "Regel der zunehmenden Intensität"

Verra empfiehlt darauf basierend die „Regel der zunehmenden Intensität“ . Deren Grundlage sei, dass man niemals zu lange warten soll mit Kritik. „Am besten schon anbringen, wenn sie noch kein wirklich großes Problem darstellt. Je länger wir nämlich zuwarten, desto ungehaltener werden wir selber in uns drinnen. Und auch wenn wir uns nach außen versuchen zusammenzureißen, ist es trotzdem so, dass die Körpersprache durch Anspannung, durch abgehakte Worte, durch schmallippigeres Auftreten signalisieren, dass wir eigentlich richtig angefressen sind“, führt der Experte aus.

Kritik üben: Stufe 1: Schnell und beiläufig

Das würde das Problem mit sich bringen, dass die inhaltliche Ebene streng und zusätzlich auch die emotionale Ebene konfrontativ sei. Deswegen empfiehlt es sich eben, Kritik am besten zu Beginn zu erwähnen – und das sehr beiläufig zu tun. „Indem man körpersprachlich wirklich beiläufig ist, sagt man es quasi nur aus den Augenwinkeln heraus“, so Verra. Quasi im Vorbeigehen bringe man Kritik an wie zum Beispiel „Und übrigens, vergiss bitte am Ende nicht, alle Mails abzuschicken.“ Damit kann sein, dass der Kritikempfänger hiermit schon verstanden hat, dass das wichtig ist und die Sache wird damit niemals wirklich groß. (Schwierig sei deshalb oftmals die Situation bei Mitarbeitergesprächen, die einmal im Jahr stattfinden, denn da hätten sich Emotionen schon stark manifestiert.)

Kritik üben: Stufe 2: Leichtes zuwenden

Hat dieses beiläufige Erwähnen jedoch nicht gefruchtet, sei es entscheidend, dass man seine Körpersprache einsetze, erklärt Verra. Die Inhalte seien zwar die gleichen (man will zum Beispiel, dass die Mails abgeschickt werden), aber diesmal unterbricht der oder die Kritisierende die aktuelle Tätigkeit und wendet sich zumindest ein wenig dem Kritikempfänger zu. Das signalisiert, dass es schon wichtiger ist und nicht mehr nur beiläufig gesagt.

Kritik üben: Stufe 3: Totale Zuwendung

Funktioniert jedoch auch das nicht und ist es bereits wirklich ernst, empfiehlt der Experte, sich von der aktuellen Tätigkeit vollkommen abzuwenden, sich dem Gegenüber nicht nur mit dem Gesicht, sondern mit dem ganzen Rumpf zuzuwenden (NN-Regel, Nase-Nabel-Regel) und nur mehr über diesen Kritikpunkt zu sprechen.

Damit gibt es drei Stufen des Kritik-anbringens: Beiläufigkeit, das Unterbrechen der Tätigkeit bis zum direkten Zuwenden. Und damit wurden die Inhalte zwar unverändert gelassen, aber durch das körpersprachliche immer mehr zum Gegenüber drehen, wurde die Intensität zunehmend erhöht „und spätestens beim dritten Punkt wird der Kritikempfänger verstehen: Das ist ernst gemeint“, so Verra, der noch hinzufügt: „Das gilt übrigens nicht nur für den Business-Bereich, sondern auch für die Kinder und die Partnerschaft.“

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Stefan Verra
© Stefan Verra Körpersprache-Experte Stefan Verra

Stefan Verra gehört zu den gefragtesten Körpersprache-Experten im deutschen Sprachraum. Jährlich begeistert er über 100.000 Menschen von Europa über die USA bis nach China. Seine Körpersprache-Analysen werden regelmäßig in den großen Medien publiziert. Stefan Verra analysiert in diesem Jahr die Körpersprache für die Sommergespräche auf ORF III.
Der Bestseller-Autor ist Gastdozent an mehreren Universitäten, Universitätskliniken und Regierungsorganisationen, wie der NATO und über 150.000 Menschen verfolgen seine Körpersprache Tipps über Social Media.
In seinem Die Körpersprache der Mächtigen" analysiert er die Körpersprache von PolitikerInnenn wie Angela Merkel oder Emmanuel Macron und widmet auch Sebastian Kurz ein ganzes Kapitel. Außerdem gibt Stefan Verra Tipps, was wir von den Mächtigen dieser Welt für unseren persönlichen Erfolg lernen können.