Darf man Kinder kitzeln?

Oder werden dabei Grenzen überschritten? Eine Familientherapeutin klärt auf.

Kinder zu kitzeln verbindet man eigentlich immer mit großem Spaß und viel Lachen. Doch nicht immer ist es das auch für die Kleinen. Denn dabei können auch recht schnell Grenzen überschritten werden. Worauf gilt es also zu achten? Familientherapeutin und Psychologin Dr. Sabine Völkl-Kernstock klärt auf.

von Kind Kitzeln © Bild: iStockphoto

Das Thema poppt immer wieder auf, erst vor kurzem erschien eine Debatte in der renommierten „New York Times“. Psychologen meldeten sich dort zu Wort und warnten vor den Gefahren des Kitzelns von Kindern. Darf man denn Kinder also gar nicht kitzeln?

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„Das Kitzeln gibt es ja schon sehr lange, das ist ein Spiel zwischen den Menschen“, erklärt die Therapeutin und Psychologin Dr. Sabine Völkl-Kernstock gegenüber News.at. Dennoch sei dies natürlich kein Freibrief, es auch ständig zu tun. Vielmehr stelle sich die einfache Frage: „Mag es der andere oder nicht?“ Und wenn nicht, werde eine Grenze überschritten.

»Die Dosis macht das Gift«

Wenn man also das Kind kitzeln, weil es einem selbst mehr Spaß macht, „dann ist es wahrscheinlich nicht in Ordnung“, so die Expertin. Allerdings gibt es ja verschiedene Formen von Kitzeln, oft kommt es ja vom Kuscheln und Liebkosen her, was Kinder auch mögen, dann ist Kitzeln natürlich nicht verboten. Vielmehr mache „die Dosis das Gift“, so Völkl-Kernstock.
Denn wenn es Richtung Sekkieren geht, dann sei es auch schon nicht mehr in Ordnung.

Lachen aus Verlegenheit

Erkennbar sei dies auch oft daran, dass das Lachen der Kinder ein anderes wird, so etwas wie ein Verlegenheitslachen oder ein Lachen obwohl man eigentlich eine andere Emotion zeigen möchte. Das kenne man auch aus aus dem Erwachsenenleben, wie es die Psychologin mit dem bekannten Verlegenheitslachen vergleicht: „In unangenehmen Situationen, auch in psychischen, nicht nur im körperlichen, beginnen wir oft zu lachen, das manchmal auch viel lauter ist“, erklärt sie. Aber eigentlich sei es der Ausdruck eines unangenehmen Gefühls. Und so würden eben auch Kinder oftmals reagieren.

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"Nein" unbedingt akzeptieren

Und natürlich sagen Kinder auch ohnehin „Nein“, wenn sie es nicht (mehr) wollen. Dann sei es natürlich unbedingt wichtig, dies zu beachten denn sonst lerne das Kind, dass es nicht ernst genommen wird. Auch wenn das „Nein“ ein spaßhaftes ist, wo natürlich der Grat in einer vertrauten Beziehung ein schmaler sei, den es ebenfalls nicht zu übertreten gelte, sei es wichtig, dieses ernst zu nehmen.

»Wenn man so tut, als wenn man es gar nicht mehr dürfte, ist das schlecht«

Auch viele Erwachsene mögen es nicht, gekitzelt zu werden. Warum macht man es dann trotzdem bei Kindern? „Es ist ja oft so, dass man sie wieder zum Lachen bringt oder eine Form des Neckens“, so Völkl-Kernstock, die meint: „Wenn man so tut, als wenn man es gar nicht mehr dürfte, ist das schlecht.“ Aber man müsse eben, wie erwähnt, aufpassen, dass man es in einer Form mache, in Form von Berührungen, die für das Kind auch angenehm seien. Für manche Kinder sei die Liebe zum Kitzeln überhaupt auch mehr eine Suche nach körperlicher Nähe so wie andere Kinder durch das Schlagen danach suchen. Da sei es wiederum die Verantwortung des Erwachsenen, adäquat zu reagieren.

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Zusammenhang zwischen Kitzeln und Stottern?

Was jedoch auf gar keinen Fall fachlich fundiert sei, sei die verbreitete Annahme, dass Kitzeln bei Kleinkindern später zum Stottern führen könne. „Das fällt in die Kategorie Ammenmärchen“, schmunzelt Völkl-Kernstock.

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Wieviel Schwachsinn noch? Zuerst einmal die Eltern erziehen!! 90% unfähig!

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