Andrea Fendrich: "Um mich
muss ich mir keine Sorgen machen"

Andrea Fendrich, Ex-Frau von Rainhard Fendrich, über Schicksalsschläge, Zuversicht, Geld und die Familie.

von Interview - Andrea Fendrich: "Um mich
muss ich mir keine Sorgen machen" © Bild: imago images / SKATA

Andrea Fendrich hat viel erlebt.
Der frühe Tod ihrer Tochter, die unschöne Scheidung von Austropop-Star Rainhard Fendrich, eine Privatinsolvenz.
Viele wären an diesen Schicksalsschlägen zerbrochen - Andrea Fendrich macht weiter - "Es kommt nicht darauf an, wie und ob man scheitert, sondern es ist immer wichtig, wie du wieder aufstehst", erklärt sie im Gespräch mit News. Getreu ihrem Lebensmotto: "Never give up!"

News: Fendrich ist in Österreich ein bekannter Name. Wer steckt denn hinter diesem Namen - wer ist Andrea Fendrich?
Andrea Fendrich: Andrea Fendrich ist vielen aus der Zeit bekannt, als ich das Management von Rainhard übernommen habe. In den letzten 16 Jahren hat sich natürliches vieles verändert. Es war in vielerlei Hinsicht eine große Veränderung. Wahnsinn.

Was denn genau?
Persönlich habe ich eine große Veränderung vollzogen - meine Einstellung, mein Mindset - da hat sich viel getan. Das war auch ganz gut so. Dadurch haben sich viele Möglichkeiten aufgetan, die ich vielleicht so nicht bekommen hätte. Es war eine sehr lehrreiche Zeit.

Ist der Name Fendrich für Sie ein Fluch oder ein Segen?
Beides. Auch wenn ich heute nicht mehr in der zweiten Reihe, sondern in der zehnten Reihe stehe – was übrigens immer mein Herzenswunsch war -, wirft der Name Fragen auf. Vielen kommen dann wieder Geschichten in den Sinn, die teilweise schon lange vorbei sind. Menschen sind offensichtlich wie Elefanten: An die schlechten Zeiten erinnern sie sich, an die guten weniger. Oder vielleicht ist es auch umgekehrt, ich weiß es nicht (lacht). Fakt ist, es hat Vor- und Nachteile. Das ist immer so, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Natürlich ist es immer spannend für andere zu hören, zu lesen, zu sehen, was die denn überhaupt machen. Aber vieles wird dann auch missinterpretiert oder anders erzählt. So ist es halt.

»Das ist genau der Platz, wo ich immer sein wollte«

Wie geht es Ihnen denn damit, dass sie heute in der zehnten Reihe stehen und nicht mehr in der zweiten oder gar ersten?
Hervorragend! Das ist genau der Platz, wo ich eigentlich immer sein wollte. Für die, die es nicht nachvollziehen können, was es heißt, da ganz vorne zu stehen: Die Anonymität, die dadurch komplett verloren geht, dieses ständige Präsent-Sein, beobachtet, bewertet werden, das ist und war für mich extrem anstrengend. Das wollte ich nie haben. Es hat sich aber nicht anders machen lassen – es war nur so möglich. In den letzten Jahren hat sich das aber auf ein normales Maß reduziert. Das ist gut so. Viele Leute, die ich in den letzten Jahren erst kennengelernt habe, sagen mir dann: "Ich hab dich ganz anders eingeschätzt" oder "Du schaust ja viel besser aus". Es hat ein kompletter Wandel meiner Person stattgefunden und dafür bin ich sehr dankbar.

Es hat auch ein beruflicher Wandel stattgefunden. Was machen Sie heute?
Ich bin schon seit ein paar Jahren im Network-Marketing aktiv. Gemeinsam mit einem tollen deutschen Unternehmen habe ich damals gestartet - recht erfolgreich. Die haben jetzt eine Tochterfirma gegründet namens "Youtiful" und dafür arbeite ich. Das ist sehr spannend.

© imago/SKATA Andrea Fendrich - "Es hat ein kompletter Wandel meiner Person stattgefunden und dafür bin ich sehr dankbar"

Warum genau?
Die Art und Weise, wie dieses Unternehmen mit Umweltfragen, Kunden, Mitarbeitern umgeht, das überzeugt mich. Ich komme über die Arbeit auch viel mit Frauen ins Gespräch und dabei geht es immer wieder um die Fragen: Wie verdiene ich mehr Geld? Was mache ich, wenn ich älter bin? Wie komme ich aus meinem Hamsterrad heraus, was kann ich verändern? Und was kann ich tun, um mich nicht noch mehr zu verschulden?

Fragen, die auch Sie beschäftigt haben. Sie haben Höhen und Tiefen durchgemacht. Hatten viel Geld, hatten kein Geld. Welche Rolle nahm Geld damals für Sie ein, welche Rolle spielt es heute?
Mit Geld kann man sich kein Glück kaufen, das ist ganz klar. Natürlich gab es auch Zeiten, in denen Geld für mich keine große Rolle gespielt hat. Das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber mir war in den Zeiten des Managements wichtig, dass das "Produkt Rainhard Fendrich" weiterläuft. Dass die Erfolge, die er hatte und auch hat, weitergehen.

»Geld ist eigentlich eine positive Energie«

Und wie sehen Sie es heute?
Natürlich ist Geld ein wichtiger Faktor in unserer Gesellschaft. Für mich ist es auch ein wichtiger. Ich sage immer, Geld ist eigentlich eine positive Energie – davon gibt es ja genug auf der ganzen Welt. Für jeden von uns. Wir müssen nur die richtigen Dinge tun, damit es auch zu uns kommt.

Und diese Dinge tun Sie heute?
Ja. Ich habe für mich eine Möglichkeit gefunden, so zu leben, wie ich es mir wünsche. Ich bin da, glaube ich, auf einem sehr guten Weg.

Sie haben 2009 die gemeinsame Villa in Brunn am Gebirge verkauft. Vermissen Sie das Haus?
Ganz sicher nicht. Ich bin, was die Natur betrifft, grün-geschädigt. Ich liebe die Natur, ich bin gerne in der Natur, aber der Garten, den wir damals hatten, der war eine richtige Herausforderung. Ich bin sehr happy, dass das nicht mehr so ist. Ich kann heute meine Tür zusperren und habe kein Problem damit, wenn ich ein paar Tage nicht zu Hause bin. Das ging halt früher nicht. Das vermisse ich überhaupt nicht und ich brauche auch heute kein 400 Quadratmeter großes Haus. Ich lebe heute in meiner Wohnung, habe genug Platz für mich, meine Söhne oder Freunde, wenn sie mich besuchen.

Sie haben sehr schwierige Zeiten durchgemacht. Nicht nur finanziell. Ihre Tochter verstarb mit nur 14 Monaten, Ihre Scheidung wurde zum medialen Rosenkrieg. Woher nehmen Sie die Kraft, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen?
Das fragen mich tatsächlich viele. Ich bin grundsätzlich ein sehr positiver Mensch, der aus den ganzen Erfahrungen, auch aus den negativen, versucht, das Beste zu ziehen. Ich bin nicht der klassische Jammerer. Ich bin nicht jemand, der sagt, jetzt ist alles vorbei, es geht alles den Bach runter, da kommt nichts mehr nach.
Ich komme aus dem Sport – für mich ist immer klar gewesen: "Aufgeben tu' ma einen Brief!"
Mein Leben ist die Summe meiner Gedanken – das ist, was du bist. Ich habe das selbst erfahren. Wenn du ständig jammerst, wenn du nur negativ bist, dann wirst du genau dort bleiben. Es ist mir immer wieder gelungen, mich aus dem Wahnsinn herauszuarbeiten. Und zwar, weil ich aus all diesen Dingen immer etwas gelernt habe. Es war ein Lernprozess. Ganz ein schwieriger zeitweise, aber auch ein sehr wichtiger offensichtlich.

»Ich bin nicht der klassische Jammerer«

Diesen Ehrgeiz, dieses Durchhaltevermögen, das sie im Sport gelernt haben, konnten Sie also für ihr Leben nutzen ...
Ich bin jemand, der immer eine Karotte vor der Nase braucht. Ich brauche irgendetwas, wo ich sage, dafür lohnt es sich. Das fängt bei den einfachsten Dingen an. Wenn ich mal einen miesen Tag habe, denke ich mir, wenn ich heute Abend heimkomme, schaue ich mir einen coolen Film an. Das hilft manchmal schon. Im Sport ist das ganz speziell, weil man sich vornimmt, immer das Beste zu geben. Und das habe ich eigentlich immer gemacht, in all meinen Bestrebungen. Es war mir wichtig, immer das Beste zu geben, auch wenn es vielleicht im Nachhinein falsch war. In der Sekunde hat es sich richtig angefühlt, war aber vielleicht eine falsche Entscheidung ...

... Was waren das für falsche Entscheidungen?
Da gab es viele falsche Entscheidungen. Rein geschäftlich habe ich zwei, drei grundsätzlich falsche Entscheidungen getroffen. In solchen Zeiten lernt man sich aber auch kennen. Da lernt man seine Freunde kennen, da lernt man seine Feinde kennen. Da lernt man vieles kennen.

Haben Sie diesen, wie Sie es nennen, "Lernprozess" alleine durchleben müssen oder wer war in solchen Zeiten Ihre wichtigste Stütze?
Die Familie. Ohne die Familie wäre die Insolvenz nicht in einem Jahr abzuwickeln gewesen. Die Familie hat mir damit geholfen und dafür werde ich ihnen ewig dankbar sein. Auch für ihre moralische Unterstützung bin ich sehr dankbar. Wenn du in solch einer fatalen Lage bist, lassen dich ja alle fallen. Nur die paar guten Freunde, die man hat, die halten vielleicht zu dir. Die geben dir die Motivation, die Kraft weiterzumachen.

»Wenn es brennt, kann ich Rainhard anrufen«

Ihr Ex-Mann, Rainhard Fendrich, hat vor Kurzem in einem Interview Fehler eingestanden. Angesprochen auf Ihre öffentlich ausgetragene Scheidung sagte er: "Das war ein großer Fehler. Ich war gekränkt und zu unreif, um zu erkennen, dass solche Dinge unauslöschlich sind." Stimmt Sie das versöhnlich?
Ja, das stimmt versöhnlich. Das war damals schlichtweg eine Katastrophenzeit. Ich bin froh, dass er das hat Revue passieren lassen. Ich wundere mich zwar auch ein bisschen, dass er nach Jahren zu dieser Erkenntnis kommt - aber es freut mich, es freut mich sehr.
Wenn man sich zurückerinnert, denkt man natürlich an das Gute und an das Schlechte. Aber ich muss auch sagen, wir hatten sehr, sehr viele Jahre sehr, sehr gute Zeiten. Es war sehr spannend, seine Managerin zu sein, da etwas auf die Beine zu stellen, den Erfolg weiterzuführen und auch zu sehen, wie professionell der Ehemann arbeitet. Dass er dann, wenn es um das Privatleben gegangen ist, derartige Entgleisungen hatte ... mein Gott, ja. Es ist halt alles menschlich ...

© imago images / teutopress Andrea mit ihrem damaligen Ehemann Rainhard Fendrich und dem gemeinsamen Sohn Lucas (1993)

Haben Sie noch regelmäßig Kontakt zu ihrem Ex-Mann?
Es ist jetzt nicht so, dass wir jede Woche miteinander telefonieren. Aber ich weiß, wenn es brennt, kann ich ihn anrufen. Er hat ja auch Kontakt zu unseren Söhnen. Es ist schon gut so, wie es jetzt ist.

»Ich bin richtig stolz auf meine zwei Jungs«

Wie darf man sich das Verhältnis zu Ihren beiden Söhnen - Lucas und Florian - vorstellen?
Ich bin richtig stolz auf meine zwei Jungs. Wir machen viele Dinge gemeinsam. Vor allem verbindet uns, neben vielen anderen Dingen, der Sport. Ich bin sehr dankbar, wenn sie mit ihrer Mutter noch auf den Tennis- oder den Golfplatz gehen. Dass wir gemeinsam Zeit verbringen und dass sie mir nach wie vor ihr Vertrauen schenken - das ist nicht selbstverständlich.

Lucas hat sich für eine Musikkarriere entschlossen. Holt er sich ab und an Rat bei seiner Mutter?
Ich würde es nicht Rat nennen, aber Feedback. Er weiß, dass ich sehr ehrlich bin und ihm auch sage, wenn etwas nicht gut ist. Bei mir kriegt er immer die Antwort, die er vielleicht nicht immer hören will. Aber das ist auch Sinn und Zweck der Sache, darum fragt er mich ja. All diese Umgarner und Schmeichler, das bin ich nicht. Ich glaube, ich bin für ihn ein sehr gutes Regulativ.

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Was sagen Sie zu seiner Musik?
Ich gehöre jetzt nicht unbedingt in seine Zielgruppe (lacht). Aber ich liebe seine Musik. Es gibt ein zwei Nummern, die vielleicht nicht meins sind, aber das sage ich ihm auch. Auf sein neues Album, das im Dezember erscheint, freue ich mich schon. Das ist richtig gut.

© imago/K.Piles Rainhard Fendrich mit seinen Söhnen Lucas Fendrich und Florian Fendrich (re.)

Waren Sie von Anfang an angetan, dass Ihr Sohn auf den beruflichen Pfaden des Vaters wandert?
Da hatte ich wenig Einfluss drauf. Das hat er von Vornherein beschlossen, das wollte er immer machen – auch sein Studium ging in die Musikrichtung. Das war ganz klar für ihn, dass er das machen will. Natürlich habe ich ihm damals auch gesagt, dass es ein schwieriger Weg werden wird. Nicht jeder kann so erfolgreich sein wie der Vater. Rainhard war auch erfolgreich, weil er sich auf den deutschsprachigen Raum konzentriert hat. Lucas hat sich zum Ziel gesetzt, es international zu schaffen, darum singt er auch auf Englisch.

Welche Rolle nehmen Sie da ein?
Es ist eine ganz andere Ebene, als damals bei Rainhard. Eine Ebene, wo ich gar keinen Zugang habe. Er hat sich das alles selber erarbeitet. Und jetzt muss er auch dranbleiben. Aber Leute, die diesen Fokus haben, die genau wissen, was sie wollen, werden ihre Ziele auch erreichen. Manchmal geht es schneller, manchmal dauert es länger.

»Um mich muss ich mir keine Sorgen machen, denn ich bin auf einem guten Weg«

Es ist vermutlich auch von Vorteil, wenn man eine Familie hat, die hinter einem steht, die einen bestärkt und vielleicht auch ab und an wieder auf den Boden holt ...
(lacht) Ja, das braucht der Lucas! Das kriegt er von seinem Bruder, das kriegt er von mir ... Aber man muss auch sagen, dass Lucas ein geerdeter Mensch ist. Er kann aber auch eine kleine Diva sein (lacht).

Welche Wünsche und Ziele haben Sie sich noch gesteckt?
Ein Ziel ist es, dass ich finanziell wieder so erfolgreich werde wie vor 20 Jahren. Damals habe ich richtig gut verdient und das werde ich in Zukunft auch wieder tun. Auch weil noch so viele Wünsche offen sind. Ich bin sehr sportlich, ich reise gerne, ich würde gerne noch ganz viele große Golfturniere besuchen.
Ich möchte so leben, dass es mir an nichts fehlt und dass ich auch für meine Zukunft vorgesorgt habe. Das ist mir sehr wichtig, denn man weiß ja nicht, was die Zeit bringt. Wenn ich lese, dass sich die Leute nicht mal mehr das Heizen leisten können, dann ist das schon sehr bedenklich. Es betrübt mich, dass es in unserer Zeit soweit kommen muss. Wenn man sich die gesamte Wirtschaftslage anschaut, dann wird das auch nicht besser werden und da frage ich mich dann schon: Was wird dann sein?
Um mich muss ich mir keine Sorgen machen, denn ich bin auf einem guten Weg. Aber es gibt viele andere, die das vielleicht noch nicht so begriffen haben.

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