Das Match um die Millionen

Der große Erfolg von Marcel Hirscher in Südkorea macht ihn als Werbeträger noch attraktiver. Aber auch sein Vorgänger Hermann Maier ist weiter begehrt.

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Skisport - Das Match um die Millionen

Mit seinen Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang hat sich Marcel Hirscher endgültig gegenüber seinem großen Vorgänger Hermann Maier emanzipiert. Wobei die zuletzt heiß diskutierte Frage, wer von den beiden Ausnahmesportlern der bessere Skiläufer ist, ohnehin nicht wirklich zu beantworten ist. Nicht nur, weil Maier vor allem in den Speeddisziplinen gepunktet hat und Hirscher ein Technikspezialist ist -auch weil sich der Skirennsport in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark verändert hat. "Das sind ganz andere Zeiten -heute wird im Skisport viel wissenschaftlicher gearbeitet als vor 20 Jahren", sagt Franz Schenner, Ex-Blizzard-Chef und Sprecher der Allianz Zukunft Winter. "Es war damals auch unvorstellbar, dass jemand so wie Hirscher jetzt mit einem zehnköpfigen Team und 90 Paar Skiern zu Bewerben anreist."

Sowohl Hirscher als auch Maier hätten jedenfalls "Außerordentliches erreicht" - auch wenn beide unterschiedliche Typen seien, so Schenner. Hirscher sei ein "talentierter, fleißiger und technikorientierter Perfektionist" und "derzeit der beste Skifahrer der Welt". Zu seiner Zeit sei das auch Maier gewesen -ebenfalls sehr fleißig beim Trainieren, aber eher der Typ Draufgänger. Auf der einen Seite der Naturbursch, der sich gegen große Widerstände über den Umweg Maurer nach oben arbeitete -auf der anderen der philosophisch angehauchte Analytiker, der von seinem Vater akribisch gecoacht wird.

Unterschiedliche Typen

Das sieht auch Raiffeisen-Marketingchef Leodegar Pruschak ähnlich, der beide Skistars als Werbezugpferde unter Vertrag hat: "Hermann Maier hat beim Feiern auch mal losgelassen, Marcel Hirscher ist immer sehr fokussiert." Beide seien zwar "schwer zu vergleichen", würden aber "viele Parallelen und einen ähnlichen methodischen Zugang" aufweisen. Sie seien "extrem zielstrebig, willensstark, authentisch und professionell", sagt Pruschak. "Beide sind aber auch sehr an Innovationen interessiert und haben sich beim letzten gemeinsamen Werbedreh lange über technische Details und die Weiterentwicklung im Rennsport unterhalten."

»"Maier und Hirscher haben -jeweils zu ihrer Zeit - den höchsten Zuspruch als Werbeträger"«

Hirscher und Maier sind nämlich auch langjährige Testimonials für Raiffeisen und dabei "höchst erfolgreich", wie Pruschak erklärt: "Sie haben -jeweils zu ihrer Zeit -den größten Zuspruch und die höchste Aufmerksamkeit als Werbeträger sowie eine sehr starke Verbindung zur beworbenen Marke."

Bei einer repräsentativen Umfrage aus dem Vorjahr, bei der spontan die bekanntesten Sportler genannt werden sollten, belegte Hirscher Platz eins und Maier Platz zwei. Kein Wunder, dass Raiffeisen mit Argusaugen darauf schaut, seine Topstars möglichst exklusiv an sich zu binden. Maier ist bereits seit 1998 unter Vertrag, Hirscher seit 2009.

Doch beide sind daneben noch für andere Unternehmen an der Werbefront tätig: Maier seit einiger Zeit als Biodiesel-Werber für die OMV sowie für den Skihersteller Head, zu dem er nach seiner schweren Verletzungspause 2007 für die Spätphase seiner Karriere von Atomic wechselte. Dort ist man "froh, ihn nach wie vor als Marken-Ambassador zu haben", wie Head-Chef Klaus Hotter erklärt.

Marcel Hirscher, von dem Raiffeisen sogar Giebelkreuz-Hauben und -Helme an Kunden in limitierter - weil besonders nachgefragter -Stückzahl verkauft, ist daneben noch für Atomic, Audi und Red Bull im Einsatz. Nach seinen Goldauftritten in Südkorea ist er für potenzielle Sponsoren nun noch attraktiver geworden.

Raiffeisen-Vertrag läuft aus

"Die Olympiasiege sind sicher ein emotionaler Mehrwert", sagt Marketingprofi Pruschak, der in nächster Zeit mit Hirscher über eine Vertragsverlängerung sprechen wird. Denn Hirschers Kontrakt mit Raiffeisen endet im Sommer. Da schon in der Vergangenheit immer wieder andere Topunternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen bei Hirschers Manager, ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, angeklopft haben, stehen nun spannende Verhandlungen an. Raiffeisen sieht sich jedenfalls als "Ansprechpartner Nummer eins", so Pruschak: "Treue, wie wir sie gegenüber Maier in dessen Verletzungszeit bewiesen haben, ist auch für Hirscher ein wichtiger Wert." Grundsätzlich habe Hirscher ebenso langfristiges Potenzial als Testimonial wie Maier.

Atomic-Chef Wolfgang Mayrhofer möchte ebenfalls, dass Hirscher "seine einzigartige Karriere möglichst lange und natürlich auf unserer Marke fortsetzt". Er habe als Markenbotschafter dem Segment Pistenskier einen "starken Push" gegeben, was sich positiv auf die Marktanteile auswirke, sagt Mayrhofer. Hirscher habe in den vergangenen zwei Jahren den Schritt zu einem Superstar gemacht; er erzeuge Glaubwürdigkeit und Begehrlichkeiten: "Die Skifahrer können sich mit Riesenslalom und Slalom gut identifizieren und träumen davon, gleich gute Schwünge auf die Piste zu zaubern wie Marcel." Zudem trage Hirscher so wie Maier früher viel zur technischen Weiterentwicklung der Atomic-Skier und -Skischuhe bei.

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