Das spanische Königshaus

Felipe VI. hat im Juni das Zepter übernommen und will die Monarchie modernisieren

Seit dem 19. Juni 2014 wird Spanien von König Felipe VI. regiert. Der 46-Jährige trat die Nachfolge seines Vaters Juan Carlos (76) an, der am Vortag nach fast vier Jahrzehnten auf dem Thron abgedankt hatte. Felipe will als "Bürgerkönig" das angekratzte Image der spanischen Monarchie wieder aufbessern. "Die Krone muss die Nähe zum Bürger suchen", sagte er in seiner Antrittsrede im Parlament in Madrid. Das Königshaus müsse wieder zu einer "moralischen Autorität" werden.

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Europäische Royals - Das spanische Königshaus

In der Ersten und Zweiten Republik (1873-1874 und 1931-1939) sowie während der Franco-Diktatur (1939-1975) gab es in Spanien keinen König. Die königliche Familie hat auch eine Verbindung nach Deutschland: Königin Sofia ist eine Urenkelin des letzten deutschen Kaisers, Wilhelm II.

In der Verfassung von 1978 ist Spanien als eine parlamentarisch-demokratische Erbmonarchie verankert. Staatsoberhaupt des Landes ist der König, der vor allem repräsentative Aufgaben hat. Der Monarch ist auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er schlägt den Ministerpräsidenten vor, der vom Abgeordnetenhaus gewählt wird, und ernennt auf dessen Vorschlag die Regierungsmitglieder. Zu seinen Aufgaben gehört auch, Gesetze zu erlassen. Die eigentliche Macht geht aber vom demokratisch gewählten Parlament und der Regierung aus.

Juan Carlos führte Spanien in die Demokratie

Juan Carlos wurde am 5. Jänner 1938 im Exil in Rom geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Italien, Portugal und der Schweiz. 1962 heiratete er Prinzessin Sofia von Griechenland. Der Monarch wurde von Diktator Francisco Franco eingesetzt und führte sein Land in die Demokratie. Als er im November 1975 nach Francos Tod zum König gekrönt wurde, dachte er nicht daran, das Regime des "Caudillo" (Führer) fortzuführen. Der junge Monarch ebnete den Weg zu einem demokratischen System.

Seine herzliche und offene Art brachten dem passionierten Segler, Jäger und Freund des Stierkampfes die Sympathien seiner Landsleute ein. In Umfragen war der Monarch lange im Höhenflug - ein Jagdausflug nach Botswana löste bei den unter Krise und Arbeitslosigkeit leidenden Spaniern aber 2012 Empörung aus. Er war nur deshalb publik geworden, weil Juan Carlos sich bei einem Sturz eine Hüfte gebrochen hatte.

Die Presse übte ungewöhnlich scharfe Kritik am Monarchen und berichtete erstmals ausführlich über angebliche Eheprobleme des Königspaars. Einige Politiker legten Juan Carlos eine Abdankung nahe. In einer Geste, die in der Geschichte der spanischen Monarchie ohne Beispiel war, entschuldigte sich der König öffentlich und gelobte Besserung.

Juan Carlos übergibt das Zepter an Felipe

Nach 39 Jahren auf dem Thron machte König Juan Carlos schließlich aber doch überraschend den Weg für seinen Sohn Felipe frei. Anders als beim Amtsantritt seines Vaters im November 1975 legte der neue König den Eid auf die demokratische Verfassung ab. Die Eidesformel enthielt keine religiösen Formulierungen. Die neue Königin Letizia (41) sowie die Töchter Leonor (8), die nun die jüngste Kronprinzessin Europas ist, und Sofia (7) waren bei der Zeremonie dabei.

Bei seiner Krönung versprach der 46-jährige Felipe, die Monarchie zu modernisieren und transparenter zu machen. Seinen Worten ließ er sogleich Taten folgen. Neue Regeln sollen das schlechte Image des Königshauses aufpolieren, das durch den Steuer- und Korruptionsskandal um seinen Schwager Inaki Urdangarin und seiner Schwester Cristina entstanden ist.

Angehörigen der Königsfamilie ist es fortan nicht mehr gestattet, privaten Geschäften nachzugehen. Auch Felipes Vater Juan Carlos und Königsmutter Sofia sind davon betroffen. Zudem erließ Felipe strenge Kriterien, nach denen Mitglieder der Königsfamilie Geschenke von Staatsgästen, Unternehmern oder anderen Einrichtungen entgegen nehmen dürfen.

Seine Schwestern, Neffen, Schwager, Onkel und Tanten und alle anderen Verwandten, die nicht der königlichen Kernfamilie angehören, dürfen ab demnächst auch keine institutionellen oder repräsentativen Aufgaben mehr übernehmen. Es sei denn, Felipe VI. bittet sie dezidiert darum.

Korruptionsaffäre um Infantin Cristina

Vorerst schaut Felipe weiterhin besorgt auf die Entwicklung im Korruptions- und Steuerhinterziehungsfall um seinen Schwager Inaki Urdangarin, der nun auch direkt Felipes Schwester, Infantin Cristina (49) betrifft. Der spanische Ermittlungsrichter Jose Castro sieht ausreichend Beweise dafür, dass auch die Schwester des Königs im sogenannten "Fall Noos" involviert ist. Ihr Ehemann Urdangarin soll mit einer gemeinnützigen Stiftung namens "Noos" bis zu sechs Millionen Euro öffentlicher Gelder ergaunert und am Fiskus vorbeigeschleust haben.

Cristina wird vorgeworfen, von den Vergehen nicht nur gewusst, sondern dabei auch geholfen zu haben. Der Richter wirft ihr Steuerhinterziehung und Geldwäsche vor. Cristina könnten bis zu elf Jahre Gefängnis drohen. Bereits im September könnte der Gerichtsprozess beginnen. Der Fall fügte dem Ansehen der spanischen Monarchie großen Schaden zu und war einer der Gründe, warum Felipes und Cristinas Vater Juan Carlos Anfang Juni nach 39 Jahren auf den Thron verzichtete.

Felipe hatte seit Bekanntwerden des Skandals zumindest öffentlich den Kontakt zu seinem Schwager und seiner Schwester abgebrochen. Sie waren auch nicht zu Felipes Krönung eingeladen. Das Königshaus beschränkte sich in einer ersten Reaktion auf die bevorstehende Anklage gegen Cristina auf den knappen Kommentar, dass es "die Unabhängigkeit der Justiz voll respektiert".

Vaterschaftsklage gegen Juan Carlos

Unterdessen prüft der oberste spanische Gerichtshof eine Vaterschaftsklage gegen Juan Carlos. Mit seiner Abdankung im Juni verlor der 76-jährige Ex-König seine umfassende Immunität. Allerdings beschloss das Parlament mit den Stimmen der konservativen Regierungspartei umstrittene juristische Sonderrechte für ihn. Sie sehen vor, dass nur der Oberste Gerichtshof abgedankte Monarchen zur Rechenschaft ziehen kann. Damit sind die Hürden deutlich höher, weil eine höhere Beweislast nötig ist.

Der Katalane Alberto Sola Jimenez behauptet, dass seine leibliche Mutter, die Tochter eines angesehenen Bankers aus Barcelona, mit Juan Carlos eine Affäre hatte, bevor dieser Königin Sofia heiratete. Aus dieser Affäre sei er hervorgegangen. Auch die Belgierin Ingrid Sartiau, die mit 91-prozentiger Sicherheit ein gemeinsames Elternteil mit Sola hat, ist davon überzeugt, ein uneheliches Kind von Juan Carlos zu sein. Wann die Entscheidung über eine Annahme oder Ablehnung der Vaterschaftsklage fällt, ist unklar.

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