Commonwealth: Staatenbund aus ehemaligen britischen Kolonien

Was das Commonwealth ist, welche Staaten ihm angehören und wie es nach dem Tod von Queen Elizabeth II. und unter König Charles nun weitergeht.

von Prinz Charles 2022 zu Besuch in Kanada. © Bild: Chris Jackson/Getty Images

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist das Commonwealth?
  2. Welche Länder gehören zum Commonwealth?
  3. Was ist die Aufgabe des Commonwealth?
  4. Wer ist das Oberhaupt?
  5. Wie geht es unter König Charles weiter?


Was ist das Commonwealth?

Das Commonwealth Nations - kurz Commonwealth - ist ein loser Bund an Staaten, der hauptsächlich aus den früheren Kolonien des ehemaligen "British Empires" (Britisches Weltreich) entstanden ist. Das Britische Weltreich bestand vom 17. bis zum 20. Jahrhundert und war historisch betrachtet das größte Kolonialreich.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Unabhängigkeitsbestrebungen einiger wichtiger Staaten im britischen Kolonialreich immer größer. Die sogenannten "Dominions" (= sich selbst verwaltende Kolonien) wie etwa Kanada, Australien, Neuseeland, Irland, Indien, Pakistan und Ceylon (heute: Zypern) forderten mehr Autonomie. Im Zuge der Entkolonialisierung nach dem 2. Weltkrieg und um die Staaten nicht gänzlich zu verlieren, entstand an Stelle des "British Empires", im Jahr 1949 das Commonwealth in seiner heutigen Form. Die Republik Irland trat dennoch im selben Jahr aus dem Commonwealth aus und ist seitdem unabhängig, wohingegen Nordirland bis heute ein Teil des Vereinigten Königreichs ist.

Die übrigen ehemaligen "Dominions" sind gegenwärtig immer noch Mitgliedsstaaten des Commonwealth, einige davon erkennen die britische Krone als Staatsoberhaupt an.

Welche Länder gehören zum Commonwealth?

Zum Commonwealth zählen insgesamt 56 Länder - inklusive Großbritannien. 15 dieser Länder, die sogenannten Commonwealth Realms, haben den britischen Monarchen auch als Staatsoberhaupt. Viele der Mitgliedsstaaten sind ehemalige britische Kolonien wie beispielsweise Kanada, Indien, Zypern, Fidschi, Neuseeland oder Australien. Die afrikanischen Staaten Mosambik, Namibia, Togo, Gabun und Ruanda sind die einzigen Staaten im Commonwealth, die nie britische Kolonien waren. Nach eigenen Angaben leben rund 2,5 Milliarden Menschen im Commonwealth. Immer wieder sind im Laufe der Jahre einzelne Länder ausgetreten und andere eingetreten, wobei manche Mitglieder wie die Malediven (Austritt 2016 und Wiedereintritt 2020) bereits beides hinter sich haben.

Ehemalige Mitglieder sind: Neufundland (seit 1949 ein Teil Kanadas), Republik Irland (trat 1949 aus dem Bund aus), Malaya (seit 1963 ein Teil Malaysias), Sultanat Sansibar (hat sich 1964 mit Tanganjika zu Tansania zusammengeschlossen), Tanganjika, Simbabwe trat 2003 aus dem Bund aus; stellte 2018 Antrag auf Wiederaufnahme).

Mitgliedsstaaten des Commonwealth of Nations Status/Regierungsform
Antigua und Barbuda (1981) Commonweatlh Realms
 Australien (1931) Commonweatlh Realms
 Bahamas (1973) Commonweatlh Realms
 Belize (1981) Commonweatlh Realms
 Grenada (1974) Commonweatlh Realms
 Jamaika (1962) Commonweatlh Realms
 Kanada (1931) Commonweatlh Realms
 Neuseeland (1931) Commonweatlh Realms
 Papua-Neuguinea (1975) Commonweatlh Realms
 Salomonen (1978) Commonweatlh Realms
 St. Kitts und Nevis (1983) Commonweatlh Realms
 St. Lucia (1979) Commonweatlh Realms
 St. Vincent und die Grenadinen (1979) Commonweatlh Realms
 Tuvalu (1978) Commonweatlh Realms
 Vereinigtes Königreich (1931) Commonweatlh Realms
 Bangladesch (1972) parlamentarische Republik
 Barbados (1966) parlamentarische Republik
 Botswana (1966) Republik
 Brunei (1984) absolute Monarchie
 Dominica (1978) parlamentarische Republik
 Eswatini (1968) – bis 2018 als Swasiland absolute Monarchie
 Fidschi (1970) – Austritt 1987, Wiedereintritt 1997, Suspendierungen: 2000 bis 2001, 2009 bis 2014 parlamentarische Republik
 Gabun (2022) präsidentielle Republik
 Gambia (1965) – Austritt 2013, Wiedereintritt 2018[ präsidentielle Republik
 Ghana (1957) präsidentielle Republik
 Guyana (1966) semipräsidentielle Republik
 Indien (1947) parlamentarische Bundesrepublik
 Kamerun (1995) präsidentielle Republik
 Kenia (1963) präsidentielle Republik
 Kiribati (1979) Republik
 Lesotho (1966) parlamentarische Monarchie
 Malawi (1964) präsidentielle Republik
 Malaysia (1957) Föderale parlamentarische Monarchie
 Malediven (1982) – Austritt am 13. Oktober 2016, Wiedereintritt am 1. Februar 2020 präsidentielle Republik
 Malta (1964) parlamentarische Republik
 Mauritius (1968) parlamentarische Republik
 Mosambik (1995) präsidentielle Republik
 Namibia (1990) semipräsidentielle Republik
 Nauru (1999) Republik
 Nigeria (1960) – Suspendierung von 1995 bis 1999 präsidentielle Republik
 Pakistan (1947) – Austritt 1972, Wiedereintritt 1989, Suspendierungen: 1999 bis 2004, 2007 bis 2008 parlamentarische bzw. semipräsidentielle Republik
 Ruanda (2009) präsidentielle Republik
 Sambia (1964) präsidentielle Republik
 Samoa (1970) parlamentarische Republik
 Seychellen (1976) präsidentielle Republik
 Sierra Leone (1961) präsidentielle Republik
 Singapur (1965) parlamentarische Republik
 Sri Lanka (1948) – bis 1972 als Ceylon präsidentielle Republik
 Südafrika (1931) – Austritt 1961, Wiedereintritt 1994 föderale Republik
 Tansania (1961) föderale präsidentielle Republik
 Togo (2022)   präsidentielle Republik
Tonga (1970) parlamentarische Monarchie
 Trinidad und Tobago (1962) parlamentarische Republik
 Uganda (1962) präsidentielle Republik
 Vanuatu (1980) parlamentarische Republik
 Republik Zypern (1961) präsidentielle Republik

Was ist die Aufgabe des Commonwealth?

Das Commonwealth hat sich zum Ziel gesetzt, dass sich die Staaten gegenseitig auf unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Ebenen unterstützen. Dabei liegt der Fokus auf der Organisation von Konferenzen, Projekten, Workshops, Informationsaustausch und Beobachtermissionen. Alle zwei Jahre kommen Vertreter:innen des Commonwealth zu einem einwöchigen Gipfeltreffen zusammen. Dort können zum Beispiel Sanktionen gegen Mitgliedsstaaten beschlossen werden.

Daneben existieren Organisationen bzw. Institutionen wie das "Commonwealth War Grave Commission" (Die Kommission kümmert sich um die Errichtung und Betreuung von Soldatenfriedhöfen), das "CSPOC" (Treffen der Speaker einiger Staaten des Commonwealth), der "Commonwealth High Commissioner" (der Hochkommissar ist der höchste diplomatische Vertreter eines Commonwealth-Mitglieds) und die Commonwealth Games. Letztere Veranstaltung zählt zum weltweit drittgrößten Sportevent mit Teilnehmer:innen aus rund 72 Nationen. Die Spiele finden alle vier Jahre statt und werden traditionell von einem hochrangigen Mitglied der britischen Königsfamilie - wenn nicht vom Monarchen selbst - eröffnet.

Wer ist das Oberhaupt?

Das Oberhaupt des Commonwealth - mit hauptsächlich symbolischem Charakter - ist gleichzeitig das Oberhaupt der britischen Königsfamilie.

Queen Elizabeth II. ist am 8. September 2022 im Alter von 96 Jahren friedlich auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral verstorben. Ihr Sohn Charles - der ehemalige Prinz - hat ihre Nachfolge angetreten und ist nun König Charles III. In dieser Funktion ist er seit dem Tod seiner Mutter auch Oberhaupt des Commonwealth.

Wie geht es unter König Charles weiter?

Bereits vor ihrem Tod hatte Queen Elizabeth II. stets betont, dass sie sich Charles als ihren Nachfolger als Oberhaupt des Commonwealth wünscht. Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Geht es nach dem britischen Königshaus wird das Commonwealth - nun mit Charles an der Spitze - weiterhin so bestehen bleiben wie in den Jahren unter Queen Elizabeth II.

Allerdings hat es in den letzten Jahren wieder in einigen Commonwealth-Regionen wie der Karibik neue Unabhängigkeitsbestrebungen gegeben. Barbados hat sich im November 2021 als ehemaliger Commonwealth Realm von der britischen Krone abgewandt und zur Republik erklärt - ist jedoch noch Mitglied des Commonwealth. Jamaika hat ebenfalls erkennen lassen, dass es eventuell nicht mehr zu den Commonwealth Realms gehören will. Prinz William und Herzogin Kate sahen sich bei ihrer Karibik-Commonwealth-Tour im Frühjahr 2022 in Jamaika und Belize Protesten ausgesetzt. Dabei ging es um eine Entschuldigung in Bezug auf die während der Kolonialzeit stattgefundene Sklavenhaltung in der Region und Reparationszahlungen.

Die Einwohner des Inselstaates Tuvalu stimmten erst 2008 für die Beibehaltung der Monarchie. Doch auch dort ist das Thema aufgrund der Autonomiebestrebungen in der Karibik neu entbrannt.

In Neuseeland gibt es ebenfall immer wieder politische Gruppierungen, die für eine Abschaffung der Monarchie beziehungsweise eine Loslösung von der britischen Krone eintreten. Bisher deuten die Anzeichen allerdings nicht darauf, dass sich in nächster Zeit etwas ändern wird.

Das Verhältnis zwischen Australien, das ebenfalls zu den Commonwealth Realms zählt, und der britischen Monarchie war bisher eher zwiespältig. Das zeigte unter anderem ein Referendum im Jahr 1999, bei dem 45 Prozent der Australier:innen gegen die Monarchie und für eine Republik stimmten. Der Tod von Queen Elizabeth II. könnte die politischen Diskussionen nun soweit anfachen, dass es in naher Zukunft erneut zu einem Referendum kommen könnte.

Es liegt nun an König Charles III. - ehemals Prinz Charles - die Wogen zu glätten und das Vermächtnis seiner Mutter, das ihr sehr am Herzen lag, zu erhalten.

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