"The Clairvoyants" erobern die Welt

Thommy Ten und Amélie sprechen über ihren US-Erfolg und ihre Zukunftspläne

Las Vegas - Wien - Los Angeles. Thommy Ten und Amélie van Tass, alias "The Clairvoyants", pendeln derzeit ganz schön in der Weltgeschichte herum. Während ihres kurzen Aufenthalts in der Heimat haben die beiden österreichischen Magier mit News.at unter anderem über ihre Teilnahme bei "America's Got Talent" und ihre Zukunftspläne gesprochen. Ganz nebenbei erstaunten sie uns auch mit ihren unglaublichen Tricks.

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© Video: News.at

Wie kommen zwei Österreicher in Amerikas größte Talentshow?
Amélie: Das ist eine gute Frage. Wir wollten einfach unser Talent, das was wir gerne tun, aus Österreich raus und nach Amerika bringen. Dafür war die Show eine sehr gute Gelegenheit. Wir haben uns ganz einfach beworben, den Produzenten hat es auf Anhieb sehr gut gefallen - und jetzt stehen wir im Semifinale.
Thommy: Insgesamt gibt es 50.000 Bewerber, 300 bis 400 kommen in die erste Runde. Alles in allem gibt es fünf Runden und wir sind sind mittlerweile in der vierten und unter den letzten 20 von von 50.000.

"America's Got Talent"-Juror Howie Mandel meinte im Viertelfinale, er sei in den sieben Jahren, die er nun schon bei der Show ist, noch nie so beeindruckt gewesen. Was sagt man dazu?
Thommy: Das ist natürlich super. Die Juroren, eben auch Howie, der in Kanada und Amerika ein großer Comedian ist, sind total begeistert von dem, was wir machen. Sie finden es erfrischend, weil es ein wenig anders ist, als all das, was sie schon gesehen haben. Über die letzten Jahre haben sie bestimmt schon hunderte Acts gesehen und sind echt froh, mal was Neues zu sehen. Sie freuen sich immer, wenn wir zwei auftreten.

Wie viel Kontakt habt ihr denn zur Jury?
Amélie: Man sieht sich auch Backstage immer wieder. Es sind alle durch die Bank sehr nett, Heidi kommt oft nach der Show zu uns, wir reden miteinander, machen Fotos. Es sind alle sehr zugänglich und sehr, sehr freundlich.
Thommy: Mit Heidi kann man sogar auf Deutsch reden.
Amélie: Es ist meistens eine Mischung aus Englisch und Deutsch.

The Clairvoyants: Thommy Ten & Amélie van Tass
© Sebastian Konopix Amélie und Thommy mit Mel B und Heidi Klum im Backstage-Bereich

Ihr seid mehrfache Weltmeister der Zauberkunst, wurdet zum weltbesten Mentalmagie-Act der letzten 30 Jahre gekürt, Magier des Jahres 2015, usw. Welchen Stellenwert nimmt eine Show wie "America's Got Talent" ein?
Amélie: Bei den Weltmeisterschaften geht es vorwiegend um die Zauberkunst, hier treffen sich ganz viele Zauberer an einem Ort. Wir haben es geschafft, die Sparte Mentalmagie zu gewinnen. Zum ersten Mal seit 30 Jahren gab es hier wieder einen ersten Platz. Das hat uns extrem gefreut und ist eine sehr, sehr hohe Anerkennung in der Zauberkunst. "America's Got Talent" ist insofern anders, als man hier an die Öffentlichkeit geht. Man tritt an die Leute heran und versucht, sein Talent und sein Können zu präsentieren. Das ist für uns eine sehr große Möglichkeit.
Thommy: Die Weltmeisterschaft kann man sich ein wenig so vorstellen wie Hoghwarts aus Harry Potter. Da sind 3.000 Zauberer an einem Fleck und zeigen sich gegenseitig die besten Tricks vor einer Profi-Jury bestehend aus knapp zehn Zauberern, die etwas zu sagen haben, die schon eine lange Karriere haben, die Punkte vergeben und entscheiden, wer der Beste ist. Das ist auch in eine große Show verpackt, jedoch eher intern. Das ist das Tolle bei "America's Got Talent", wir dürfen unser Können jetzt nicht nur im Kreis der Zauberer zeigen, sondern können es einem Millionenpublikum präsentieren.

Zauberkünstler dürfen ihre Tricks nicht verraten, hier gibt es einen strengen Kodex. Eure "America's Got Talent"-Auftritte werden jedoch im Internet seziert, um herauszufinden, wie sie funktionieren. Wie steht ihr dazu?
Thommy: Es ist völlig ok, jeder kann das machen wie er will. Der Eine schaut sich einfach die Show an, ist fasziniert und genießt, der Andere möchte es hinterfragen und rätseln. Das ist natürlich auch interessant, da sich die Leute dadurch ein wenig batteln. Der Eine sagt, es gehe so, der Andere meint, das können aus diesem und jenem Grund nicht so sein. Jeder kann denken was er will und seine Meinung dazu äußern, aber den meisten Menschen macht es ganz einfach Spaß, sie genießen die Show.

The Clairvoyants
© News.at Thommy und Amélie im Interview

Wie lange benötigt ihr, um einen Act einzustudieren?
Amélie: Im Prinzip ist ein Act nie fertig. Wir arbeiten ständig mit dem Publikum zusammen, durch die Auftritte kommen wir immer wieder auf neue Ideen, erweitern den Act, arbeiten daran. Ich finde, es ist auch ganz wichtig, dass man niemals sagt: "Ok, das ist jetzt fertig, abgehakt, das war's jetzt." Man sollte immer daran arbeiten und natürlich wird es in solchen Phasen wie aktuell bei "America's Got Talent", in denen man innerhalb eines halben Jahres sieben Acts, die sich im besten Fall jedes Mal steigern, kreieren muss, zeitlich oft ein bisschen knapp. Aber das ist auch schön, weil wir uns dadurch sehr gefordert fühlen und man einfach eine sehr, sehr kreative Phase hat. Es ist immer spannend, was letztlich dabei herauskommt.

Am 6. September findet das Halbfinale von "America's Got Talent" statt. Wann beginnt denn für euch die "heiße Phase", in der man sich noch mehr vorbereiten muss?
Thommy: Jetzt ist die heiße Phase.
Amélie: Ja, sie ist genau jetzt. Ein bis zwei Wochen vor dem Auftritt arbeiten wir täglich ca. zehn Stunden daran und versuchen in die finale Phase zu kommen, in der man den Act selbstbewusst und mit einer Sicherheit präsentieren kann.

Gibt es noch Tricks, die ihr schon gut durchgespielt habt, oder werdet ihr im Halbfinale etwas Neues ausprobieren, das ihr noch nicht so gut könnt, um euch nochmals zu steigern?
Thommy: Wir haben ein abendfüllendes Programm, das heißt wir haben zwei Stunden bunt gemischtes Material, mit dem wir touren - am 1. Oktober treten wir unter anderem auch in Österreich, im VAZ in St. Pölten auf. Für "America's Got Talent" - insgesamt fünf Auftritte, vielleicht sogar ein bisschen mehr, denn es gibt auch ein paar "Special Shows" - möchte man natürlich versuchen, jedes Mal den vorherigen Act zu überbieten und sozusagen ein Schäufelchen draufzulegen. Wir nehmen dafür Dinge aus unserem Programm, ändern sie aber ein wenig ab und passen sie auch an die vier Juroren an, die immer gerne ein Teil unseres Auftritts und ein ganz wichtiger Part der Show sind. Jetzt, da es ins Semifinale geht, probieren wir, nochmals einen Schritt weiter zu gehen und lassen uns diesmal wieder etwas ganz Spezielles für die Juroren einfallen.

The Clairvoyants: Thommy Ten & Amélie van Tass
© Sebastian Konopix Am 6. September treten Thommy und Amélie im Halbfinale von "America's Got Talent" auf

Könntet ihr uns vielleicht schon ein bisschen etwas darüber verraten?
Thommy: In den letzten Shows ging es um Gegenstände, die die Juroren mit sich hatten, oder um Kartenspiele, Geldscheine. Einmal ging es um Jelly Beans, also Bonbons in allen Geschmacksrichtungen. Das nächste Mal wird es um nichts Greifbares, sondern ausschließlich um Gedanken und Erinnerungen der vier Juroren gehen. Daraus versuchen wir, einen Act zu kreieren, da sind wir gerade dabei.

Das Grundgerüst ist also verhanden, für "America's Got Talent" bereitet ihr die Acts aber nochmals ein wenig größer auf, darf man sich das so vorstellen?
Amélie: So ungefähr. Es sind aber auch viele Sachen dabei gewesen, die neu sind, die auch für uns neu waren. Es sind viele Ideen dabei gewesen, die wir schon über Jahre hatten, aber noch nie in dieser Art und Weise realisieren konnten. Sehr sehr viel davon haben wir in die Shows einfließen lassen.
Thommy: Das ist das Tolle an dieser Show. Hier hat man die Möglichkeit, Ideen, die man schon lange im Kopf hatte, endlich umzusetzen. Man hat ein riesiges Team, es ist eine Hollywood-Produktion, man steht auf der größten Bühne Amerikas, das hat man nicht alle Tage.

Wie rechnet ihr eure Chancen aus, ins Finale zu kommen?
Amélie: Im Semifinale sind noch 20 Acts übrig, zehn schaffen es ins Finale. Für uns ist es jetzt schon überwältigend, wie weit wir gekommen sind, denn wir wussten am Anfang nicht, was passieren wird. Es war für uns auch ein großer Selbsttest, wie weit wir gehen können und wie sehr uns Amerika mag - oder eben auch nicht. Jetzt voten auch die Zuseher zuhause und nicht mehr die Jury, deswegen sind wir froh, dass wir so positiv ankommen und alles was jetzt noch kommt, ist Zugabe. Es würde uns natürlich sehr freuen, wenn wir es bis ins Finale schaffen, der grundsätzliche Gedanke ist aber, in Amerika Bekanntheit zu erlangen und dort unser Können und unser Talent zu zeigen und vielleicht mal eine eigene Show dort zu machen. Das wäre der Traum im Moment.

The Clairvoyants: Thommy Ten & Amélie van Tass
© Sebastian Konopix Amélie während ihres Auftritts im Halbfinale

Ihr hattet bereits zahlreiche Auftritte in den USA. Was wären eure weiteren Ziele? Eine Show in Las Vegas?
Thommy: In den letzten Jahren waren wir unter anderem ein halbes lang am Theater mit einer Zaubershow namens "Illusionarium" zu sehen. Wir haben knapp 400 Shows in knapp sechs Monaten gespielt, das war unser erster Schritt nach Amerika, das war eine fantastische Zeit, eine fantastische Produktion. Zuletzt gab es immer wieder vereinzelte Auftritte, vergangenes Wochenende waren wir etwa am Zauberkongress in Las Vegas, sind dort aufgetreten vor 1.600 Zauberern im Publikum. Nach "America's Got Talent" kommt unser größtes Projekt seit langem. Wir werden diesen Winter in New York am Broadway spielen mit der Show "The Illusionists - Turn of the Century". Sechs Wochen lang dürfen wir im Lunt Fontanne Theater mitten am Times Square spielen, das ist etwas, das noch kein europäisches Zauberpaar geschafft hat, weshalb wir wahnsinnig stolz darauf sind und uns auf die einmalige Gelegenheit freuen.

Bei "Die große Chance" im Jahr 2011 seid ihr erstmals zusammen auf der Bühne gestanden. Seither ist viel passiert.
Thommy: Wir arbeiten seit Jahren konstant und es wird Stück für Stück größer. Es waren Auftritte in Deutschland dabei, wir sind bei "TV Total" aufgetreten, sind Deutsche Meister geworden, die Weltmeisterschaften, die Auftritte in Amerika, die letzten zweieinhalb Jahre tourten wir mit einer Show mit dem Titel "The Illusionists", das ist die größte Zaubershow der Welt. Was "Cirque du Soleil" aus dem Zirkus gemacht hat, machen "The Illusionists" aus der Zauberei. Eine moderne, pfiffige, coole Show. Wir haben unter anderem im Opera House von Sydney gespielt, kommen auch immer wieder nach Österreich zurück. Stückchen für Stückchen geht es immer weiter. Unser erster gemeinsamer Auftritt, das stimmt, war im Halbfinale von "Die große Chance", damals ist Amélie zum ersten Mal bei mir auf der Bühne erschienen.

Ihr seid auch für private Feiern zu buchen. Geht sich das aktuell noch aus?
Thommy: Wenn wir Zeit haben, stehen wir für alles zur Verfügung, egal ob Firmenfeier, privat oder Broadway.
Amélie: Wir lieben an unserem Job auch die Abwechslung, dass wir so viel machen können. Wir können eine kleine Show für ein paar Leute machen und wir können eine Riesen-Zaubershow für 8.000 Leute machen. Das ist das Spannende daran. Nichts ist besser oder schlechter, es ist alles anders und es macht Spaß.

The Clairvoyants: Thommy Ten & Amélie van Tass
© Sebastian Konopix "The Clairvoyants" erobern die USA

The Clairvoyants

Thommy Ten und Amélie van Tass treten seit einigen Jahren zusammen als Mental-Zauberkünstler "The Clairvoyants" auf und sind sowohl privat, als auch beruflich ein Paar. Aktuell begeistern sie Jury und Publikum der US-Show "America's Got Talent". Am 6. September kämpfen die beiden gebürtigen Niederösterreicher um den Einzug ins Finale. In Österreich treten sie das nächste Mal am 1. Oktober mit ihrer abendfüllenden Show "Thommy Ten & Amélie - Einfach zauberhaft!" im VAZ St. Pölten auf.

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