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Zuletzt soll das Angebot der Arbeitgeber vom Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) bei einem Lohn- und Gehaltsplus von maximal 1,5 Prozent gelegen sein, bei einer rollierenden Inflation von 2,76 Prozent. Die Teuerung der vergangenen zwölf Monate dient traditionell als Verhandlungsbasis, einen Abschluss darunter haben die Gewerkschaften PRO-GE und GPA bisher ausgeschlossen. Neben einer Lohnerhöhung geht es den Arbeitnehmervertretern auch um Änderungen beim Rahmenrecht, etwa ein leichteres Erreichen der sechsten Urlaubswoche.
Während um die Löhne und Gehälter der 60.000 Beschäftigten der Elektroindustrie noch gestritten wird, gab es in der Frühjahrslohnrunde bereits einige Abschlüsse großer Industriesektoren. In der Chemischen Industrie erhalten die rund 50.000 Beschäftigten um 2,65 Prozent mehr aufs Konto. In der Holzindustrie mit ihren rund 27.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden die Einkommen um 2,8 Prozent angehoben.
In der Papierindustrie gab es einen nach dem Gewinn der Unternehmen gestaffelten Abschluss. Ein Teil der rund 8.000 Beschäftigten kann damit bis zu 2,65 Prozent Lohnplus erhalten. Der Abschluss gilt, wie bei den anderen Industrieverbänden auch, rückwirkend ab 1. Mai 2025.
Zurück zur Elektroindustrie. "Es rumort ordentlich in den Betrieben. Die Enttäuschung über das bisherige Angebot ist groß", so PRO-GE-Chefverhandler Reinhold Binder und GPA-Chefverhandlerin Eva Scherz zuletzt. Sie verwiesen auf bereits stattgefundene Betriebsversammlungen mit hohem Zuspruch der Belegschaft. Zu den großen Unternehmen des FEEI gehören unter anderem Siemens, Zumtobel, AT&S und Infineon.
Eine Nulllohnrunde würde die Wirtschaft nicht ankurbeln, sondern zu einer noch stärkeren Konsumzurückhaltung führen und hohe Einkommensverluste für die Beschäftigten bedeuten, warnen die Arbeitnehmervertreter. Verhandlungsführer zum Start der Frühjahrslohnrunde auf Seiten der Gewerkschaft GPA war Karl Dürtscher, er ist Ende Mai im Alter von 64 Jahren verstorben. Dürtscher hatte in vielen Jahren insgesamt über 170 Kollektivverträge verhandelt.
Am Montag dieser Woche stellten Scherz und Binder noch einmal klar: "Sollte am Freitag kein Abschluss mit fairen Lohn- und Gehaltserhöhungen möglich sein, wird es zu Arbeitskampfmaßnahmen kommen." Sie forderten "Lohn- und Gehaltserhöhungen auf Basis der relevanten Teuerungsrate unter besonderer Berücksichtigung niedriger Einkommensgruppen".
Im Vorjahr gab es für die Beschäftigten in der Elektro- und Elektronikindustrie nach drei Verhandlungsrunden eine Erhöhung der KV-Löhne und -Gehälter um 7,5 Prozent, die Ist-Einkommen wurden um 6,8 Prozent angehoben. Der neue kollektivvertragliche Mindestlohn beträgt seitdem 2.406 Euro brutto pro Monat.
ARCHIV - 15.11.2023, Bayern, München: Das Logo von Infineon ist auf einem elektronischen Bauteil zu sehen. (zu dpa: «Trump verdirbt Infineon die Prognose») Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++