Im weitverzweigten Geflecht aus Tausenden Firmen und Vehikeln von René Benko ist eine weitere, bislang unbekannte Konstruktion ans Licht gekommen – errichtet im verschwiegenen Fürstentum Liechtenstein.
In Vaduz entstanden über die Jahre zahlreiche Strukturen, teils aus steuerlichen Gründen, vor allem aber zur Wahrung größtmöglicher Diskretion. Privatstiftungen bieten dafür ideale Bedingungen: Sie bezahlen deutlich weniger Steuern als Privatpersonen und gewähren zugleich Anonymität. Im öffentlichen Firmenbuch erscheinen lediglich Stifter und Stiftungsvorstände; wer tatsächlich von den Vermögen profitiert, bleibt im Verborgenen. Über die Begünstigten entscheidet ein interner Stiftungsbeirat, der nach außen nicht sichtbar wird.
Besonders strikt gehandhabt wird diese Geheimhaltung in Liechtenstein. Das kleine Fürstentum zwischen Österreich und der Schweiz gilt seit Jahrzehnten als diskreter Standort für Finanzgeschäfte. Spezialisierte Kanzleien verwalten dort Vermögen über sogenannte Treuhänder – oft derart verschleiert, dass die Gesellschaften nicht einmal im Firmenregister aufscheinen.
ARUAL Stiftung: Liechtenstein-Connection reicht weit zurück
Recherchen in internationalen Datenbanken und öffentlichen Registern zeigen nun: Schon in der Frühphase der Signa-Ära wurden in Liechtenstein Vehikel errichtet, um Benkos privaten Bereich abzusichern. Bereits vor einem Jahr enthüllte News etwa die Benko-Stiftung ARUAL – jenes Konstrukt, hinter dem sich die millionenschwere Gardasee-Villa Ansaldi verbirgt.
Die Stiftung ARUAL – Ende 2008 im Liechtensteiner Firmenbuchgericht „hinterlegt“ – trägt rückwärts gelesen den Namen von René Benkos ältester Tochter. Als Beiräte tauchten enge Vertraute wie Heinz Peter Hager, Benkos Südtirol-Statthalter, sowie der mittlerweile in Ungnade gefallene Schweizer Ex-Banker Eduardo Leemann auf. Leemanns inzwischen liquidierte Falcon Bank hatte über Jahre Kundengelder in Benkos Strukturen gelenkt.
Ein vertrauliches Gutachten der Steuerberatungskanzlei TPA, erstellt von Benkos langjähriger Steuerberaterin Karin Fuhrmann, hält fest: „Die wirtschaftliche Stifterin ist laut den Unterlagen die Laura Privatstiftung.“ Zudem sei im sogenannten „Beistatut“ vorgesehen, dass die österreichische Laura Privatstiftung alleinige Erstbegünstigte sei. Sollte diese jedoch aufgelöst oder von Exekutionen betroffen sein, träten stattdessen natürliche Personen als Begünstigte in Kraft. Mit anderen Worten: Fällt auch die Laura-Stiftung im Konkurs-Domino, würden Zuwendungen aus der ARUAL nicht mehr in eine Stiftung, sondern direkt an einzelne Personen fließen.


Geheimer Vermerk: In einem internen Papier von Benkos Steuerberaterin wird auf die diskrete Liechtensteiner Anstalt Bezug genommen
© NEWS MagazinBenkos Schattenreich: Bery Immobilienbeteiligungs-Anstalt
Auf der Spur des Geldes durch die Untiefen von Benkos Schattenreich stößt man nun auf ein Konstrukt, das in seiner Rechtsform noch diskreter wirkt: die „Bery Immobilienbeteiligungs-Anstalt“. Laut einer News und Krone vorliegenden vertraulichen Unterlage der Steuerberatungskanzlei TPA aus dem Jahr 2016 wurde die Liechtensteiner Anstalt bereits Anfang der 2000er-Jahre gegründet.
Das geheime Papier trägt den Titel „Offenlegung Bery“ – ein Hinweis darauf, dass es sich wohl mit der Frage der Offenlegung gegenüber den zuständigen Finanzbehörden beschäftigte. Dort heißt es wörtlich:
„2008 wurde eine Joint-Venture Vereinbarung über die Gründung eines SICARs (RB International Development Fund i. S.C.A. SICAR) zwischen der Laura Privatstiftung und der Bery Immobilienbeteiligungs-Anstalt geschlossen, deren Begünstigte die Arual Stiftung ist.“
Damit zeigt sich auch die direkte Tangente in die persönliche Sphäre der Benkos. Weiters führt das Dokument aus:
„Gemäß dem aus Vereinfachungsgründen 2008 geschlossenen Treuhandvertrag hält die Laura Privatstiftung treuhändig 80 % der Kommanditanteile am SICAR für die Bery Immobilienbeteiligungs-Anstalt.“
Und schließlich:
„2010 kam es zur Auflösung des Treuhandverhältnisses und zur Übertragung des wirtschaftlichen Eigentums an den Kommanditanteilen an die Laura Privatstiftung.“
Luxemburger Geldwäscheverfahren
Wie Recherchen von News und Krone nun zeigen, geriet diese Konstruktion bereits vor rund zehn Jahren in den Fokus der Behörden: Im Zuge eines Geldwäscheverfahrens gegen den Luxemburger Fonds „RB International Development Fund i. S.C.A. SICAR“ wurden Ermittler des österreichischen Bundeskriminalamts auf die Verbindung zur Bery-Anstalt aufmerksam.
Eine weitergehende Untersuchung unterblieb damals allerdings – offenbar blieb es bei der Befragung von René Benko. Das Verfahren gegen Benko und seine Mutter sowie den Liechtensteiner Treuhänder wurde damals eingestellt.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 37/2025 erschienen.