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"Dank der positiven Entwicklung der Risikokosten im ersten Halbjahr können wir unsere Prognose für das Gesamtjahr reduzieren", sagte RBI-Risikovorstand Hannes Mösenbacher. Die Bank erwartet nun eine Neubildungsquote von 35 Basispunkten, nachdem zuvor noch eine Quote von bis zu 50 Basispunkten angenommen wurde.
Im ersten Halbjahr lagen die Risikokosten bei 108 Mio. Euro, nach 81 Mio. Euro im Halbjahr 2024. Die Bank hat wegen des unsicheren makroökonomischen Umfelds ihre Risiko-Overlays erhöht. Die Zahl der Kreditausfälle sei weiterhin niedrig. Die NPE-Quote (non-performing exposures) ging von 2,1 Prozent zum Jahresschluss 2024 auf 1,8 Prozent zurück.
Bei den Einnahmen verzeichnete die RBI einen leichten Rückgang beim Zinsüberschuss von 1 Prozent auf rund 2,07 Mrd. Euro. Der Provisionsüberschuss legte dagegen um 8,6 Prozent auf 969 Mio. Euro zu. Die Kundenforderungen legten um 2 Prozent auf 97,5 Mrd. Euro zu. Die harte Kernkapitalquote lag bei 15,7 Prozent, nach 15,1 Prozent zum Ende 2024. Die Quote berücksichtigt ein "Worst-Case-Szenario", in dem die Raiffeisenbank Russland komplett entkonsolidiert werden muss und das gesamte Eigenkapital verloren ist.
In Russland baut die Bank ihr Geschäft entsprechend den Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter ab, es gehe sogar rascher voran als im Zeitplan der EZB vorgeschrieben. Aufgrund der Rubel-Aufwertung im ersten Quartal seien die Fortschritte aber vor allem in lokaler Währung zu sehen.
Indessen hat das Ergebnis der Russland-Tochter deutlich unter dem jüngsten russischen Gerichtsurteil gelitten, das dem russischen Strabag-Aktionär Rasperia Trading Limited im Frühling einen Schadenersatz von rund 2 Mrd. Euro zugesprochen hatte. Die Bank will sich in Österreich dagegen zur Wehr setzen und ihrerseits die Rasperia klagen um sich so einen Teil des Geldes über die österreichischen Vermögenswerte der Rasperia sichern.
Vor einigen Tagen wurden die daraus erwarteten Erlöse von 1,2 Mrd. Euro aber bei der Raiffeisen Russland wieder ausgebucht. Die Bank rechnet zwar weiterhin damit, die Ansprüche gegenüber Rasperia Trading in Österreich durchsetzen zu können, allerdings könnte sich die Einreichung der Klage gegen Rasperia in Österreich verzögern, da Rasperia hat in Russland einen Antrag auf ein Verbot internationaler Rechtsmittel für die RBI eingebracht hat.
"Ich bin mit dem Halbjahresergebnis angesichts der Zinssenkungen in der Eurozone und unserem wichtigsten Markt Tschechien zufrieden", sagte Bankchef Johann Strobl am Mittwoch. Abgesehen von den Risikokosten hat die Bank ihren Ausblick bestätigt: Sie erwartet für 2025 (ohne Russland) ein Wachstum bei den Kundenforderungen um 6 bis 7 Prozent, einen Zinsüberschuss von rund 4,15 Mrd. Euro und einen Provisionsüberschuss von rund 1,95 Mrd. Euro.
Das Jahr dürfte dennoch von geopolitischen Unsicherheiten geprägt bleiben, vor allem aufgrund der höheren US-Zölle, die die Export- und Konjunkturentwicklung in Europa dämpfen dürften, schreibt die Bank. Steigende Verteidigungsausgaben und das deutsche Infrastrukturpaket könnten jedoch für positive Impulse sorgen. Vor allem für Polen und den Westbalkan rechnet die RBI mit einer besseren Wirtschaftsentwicklung, während das Wachstum in Österreich, Rumänien und Ungarn stagnieren dürfte.