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Nathalie Benko – Die Mitangeklagte

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Nathalie und René Benko

©APA-Images / Karl Schöndorfer

Am morgigen Mittwoch begegnen einander im Innsbrucker Landesgericht René Benko und seine Ehefrau – Seite an Seite auf der Anklagebank. News-Recherchen führen in eine Welt von Luxus, Hausdurchsuchungen und Untersuchungshaft.

Während sich rund um das „Goldene Dachl“ in der Innsbrucker Altstadt der Duft von Glühwein in den Gassen hält und die weihnachtlichen Lichterketten in der Dämmerung aufleuchten, rückt nur wenige Gehminuten entfernt ein anderer Schauplatz bald wieder in das Licht der Öffentlichkeit. In der Maximilianstraße steht ein massiver Bau aus grauem Beton, kantig und nüchtern. Das Landesgericht. Der Kontrast könnte besonders in der Weihnachtszeit kaum größer sein.

Hier geht es in die nächste Runde. Zumindest für René Benko. Auf der Anklagebank neben ihm wird seine Frau Platz nehmen müssen. Während Nathalie Benko von der Hungerburg hinunter in die Stadt gondelt, wird ihr Mann René – aus dem „Ziegelstadl“, wie die Innsbrucker Justizanstalt im Volksmund genannt wird – direkt ins Landesgericht überstellt. Dort sitzt er weiterhin in Untersuchungshaft, vertreten und fast täglich betreut von seinem Verteidiger, Staranwalt Norbert Wess und dessen Team.

Der Bruch

2025 war alles andere als ein Jahr der Benkos – noch viel weniger als die beiden Jahre zuvor. Seit Ende Jänner sitzt der frühere Mastermind der Signa-Gruppe in Untersuchungshaft. Das bringt fast zwangsläufig das Gefühl eines scheinbaren Kontrollverlusts mit sich. Und das für ein Paar, das sein Leben bislang bis ins Detail geregelt wusste.

Während René Benko in Haft auf die weiteren Schritte der Justiz wartet und sich von einer Verhandlung zur nächsten bewegt, hat Nathalie Benko den international medial bekannt gewordenen Familiensitz in Igls schon vor Längerem hinter sich gelassen. Sie lebt inzwischen wieder in jener Villa, in der das Paar schon vorher jahrelang residierte. Und die man kurz vor dem Signa-Zusammenbruch noch gemeinsam angemietet hatte: 360.000 Euro wurden im Oktober 2023 durch Benko im Voraus bezahlt. Später trat René Benko wieder aus dem Mietvertrag aus. Genau für diese Mietvorauszahlung wurde er im ersten Prozess unter anderem angeklagt und freigesprochen. Noch nicht rechtskräftig, denn die Staatsanwälte haben dagegen berufen.

Party mit Tina Turner

Nathalie Benko, geboren in der Schweiz, war stets weit mehr als nur die Ehefrau René Benkos: Erst als Assistentin in der Signa-Holding, später als Gastgeberin für Investoren und enge Freunde der Familie. Bei Ibiza-Partys mit Diamantenhändler Beny Steinmetz ebenso wie bei geselligen Abenden im Luxus-Chalet am Arlberg gemeinsam mit einem Schweizer Freundeskreis rund um Tina Turner.

Erst in den vergangenen Jahren wandte sie sich zunehmend dem millionenschweren Pferdesport zu und entfernte sich damit immer mehr von der Geschäftswelt ihres Mannes, wie frühere enge Wegbegleiter gegenüber News berichten. Nur bei einem Thema blieb sie gegenüber ihrem Mann hartnäckig: Mit der Forderung des Aufbaus ihres eigenen Immobilienreichs.

Villen auf Ibiza

Auf ihren dringenden Wunsch hin wurde früh ein eigenes Portfolio unter dem Kürzel „NB“ Immo entwickelt. Marcus Mühlberger, der Mann für die wichtigen Unterschriften, übernahm dabei die Aufbauarbeit, bis er Ende 2023 überraschend abtreten sollte. Seitdem führt Nathalie Benko die Gesellschaft in Eigenregie weiter.

In Ostdeutschland wurden Zinshäuser um Millionenbeträge erworben, doch das eigentliche Zentrum der Investments lag für Nathalie Benko auf der Baleareninsel Ibiza: Frau Benko verbrachte ihre Sommerurlaube mit Freunden bevorzugt auf Ibiza, oft in Sichtweite der damals noch vorhandenen 62-­Meter-Yacht Roma. Zu ihrem dortigen Immobilienportfolio zählten die „Villa March“, teilfinanziert über Kredite aus der Laura-Stiftung, sowie die „Villa Bora“ in Vista Alegre – Salzwasserpool und Panoramablick inklusive.

So entstand auch hier über Jahre ein dichtes Geflecht aus Immobilien und Darlehen der Benko-Stiftung, das jetzt laut News-Recherchen vor allem bei Gläubigern aus dem arabischen Raum auf Aufmerksamkeit zu stoßen scheint.

Anfang vom Ende

Nicht nur an dieser Stelle gerät die einst schillernde Benko-Welt weiter massiv unter Druck. Ein Zufall brachte dabei den Stein ins Rollen: die Festnahme eines Personenschützers Benkos, der offenbar unter falscher Identität für ihn tätig war. Auf Geheiß seines Heimatlands wurde er in Tirol festgenommen und sagte anschließend ausführlich vor der Soko Signa aus. Über alles, was ihm während seiner Arbeit für Benko ungewöhnlich erschienen zu sein mag.

Dabei sollte er unter anderem von der Anschaffung eines Tresors berichteten. Bei „Moni und Berni“ im beschaulichen Tiroler Ort Pfunds. Dort, so stellte sich später im Zuge einer Hausdurchsuchung heraus, befand sich der Safe tatsächlich: Verborgen in einem ehemaligen Bunkerraum, abgeschirmt hinter Weinkartons, Reinigungsmitteln und Klopapier. Dieser Fund bedingte letztlich mitunter auch die Fortsetzung der Untersuchungshaft René Benkos.

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Gutes Versteck: Hinter Weinkartons, Reinigungsmitteln und Klopapier sollten die Schoko-Beamten den Tresor finden.

 © Beigestellt

„Vielleicht noch irgendwann den Zettel verbrennen“

Denn Nathalie Benko sollte den Safe ausgerechnet an jenem Tag Anfang März 2024 bestellen, an dem ihr Ehemann den Schritt in seinen unausweichlichen Milliardenkonkurs als Unternehmer setzte. Die Ermittler werteten dazu umfangreiche WhatsApp-Verläufe aus. Nach dem Einbau schrieb Nathalie Benko an „Moni und Berni“ sogar: „Vielleicht noch irgendwann den Zettel verbrennen.“ Ein Satz, der zumindest für die Ermittler den Verdacht nährt, dass mögliche Spuren gezielt rund um jenen späteren Fundort verwischt werden sollten – jenen Tresor, in dem hochwertige Herrenuhren, Manschettenknöpfe sowie 120.000 Euro Bargeld gelagert gewesen sein sollen.

Die Ermittler verdächtigen René Benko, Vermögenswerte dem Zugriff des Masseverwalters entzogen und Gläubiger damit geschädigt zu haben. Nathalie Benko soll – so der Vorwurf der Anklage – durch die Anschaffung des Tresors dabei geholfen haben. Für beide gilt die Unschuldsvermutung.

Luxus-Uhren

Laut der News vorliegenden Anklageschrift enthielt der Safe „elf Herren-Armbanduhren (mit Zubehör und Ersatzteilen), acht Manschettenknöpfe, 120.000 Euro Bargeld sowie sieben hochwertige Damenringe“. René Benko erklärte, die Uhren seien für seine Söhne bestimmt gewesen, er hätte sie ihnen zu Weihnachten 2021 geschenkt – eine Darstellung, die die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft stark anzweifelt und die Soko-Beamten durch umfangreiche Auswertungen eines sichergestellten digitalen Bildarchivs ebenso.

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Goldene Nautilus: Laut den Ermittlern trug René Benko die Uhr weiterhin regelmäßig, obwohl sie angeblich bereits an die Söhne verschenkt gewesen sein soll.

 © Beigestellt

„Zudem trug der Erstangeklagte die vermeintlich verschenkte „Patek Philippe Nautilus Chronograph“ in Rotgold samt zugehörigen, vermeintlich ebenfalls verschenkten Manschettenknöpfen schon tags darauf (!), nämlich am 25. Dezember 2021, wieder selbst.“ Und scheinbar auch in den Jahren danach. Auch das bei der Razzia sichergestellte Bargeld wird ihm von den Ermittlern zugerechnet.

„Notgroschen“

Die Anklage stützt ihren Tatverdacht unter anderem auf einen weiteren Fund bei der Hausdurchsuchung: ein eigenes Bargeldversteck Nathalie Benkos. In den Unterlagen heißt es dazu wörtlich: „Zum im Tresor aufgefundenen Bargeld in Höhe von 120.000 Euro ist festzuhalten, dass die Zweitangeklagte (also Nathalie Benko, Anm.) eigenes Bargeld, nämlich 60.000 Euro, in einer am Dachboden des Hauses ihrer Verwandten vorgefundenen Kiste mit der Aufschrift ,Nathalie Jagd‘ aufbewahrte – und nicht im fraglichen Tresor. Die 60.000 Euro in bar befanden sich in dieser Kiste zusammen mit Chatprotokollen, in denen sich der Erst- und die Zweitangeklagte (also Herr und Frau Benko, Anm.) streiten. Dies legt nahe, dass es sich dabei um eine Art ,Notgroschen‘ der Zweitangeklagten handelte, mutmaßlich für den Fall einer Scheidung, und um entsprechende ,Beweismittel‘ gegen den Erstangeklagten.“

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 49/2025 erschienen.

Causa René Benko

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