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Elektroindustrie einigt sich auf neuen Kollektivvertrag

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Das Feilschen um mehr Lohn läuft in der Elekroindustrie besonders zäh
©APA, dpa, Karl-Josef Hildenbrand
Nach zähen Verhandlungen einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Elektro- und Elektronikindustrie am Freitagabend in der fünften Verhandlungsrunde auf einen Kollektivvertrag. Die Verhandlungspartner einigten sich auf eine Erhöhung der Ist-Löhne um 2,75 Prozent. Allerdings wurde bei 115 Euro ein Deckel eingezogen, sodass die durchschnittliche Erhöhung 2,15 Prozent beträgt.

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Die Löhne und Gehälter steigen um 3 Prozent - auch die der Lehrlinge. Aber auch die Zulage für die zweite und dritte Schicht erhöht sich wie alle anderen Zulagen um 3 Prozent. Darüber hinaus wird das Kilometergeld auf 50 Cent (0,47 Cent über 15.000 Kilometer) erhöht.

Wirtschaftlich schwache Unternehmen können über eine Rezessionsklausel die Erhöhung langfristig auf 50 Prozent der Ist-Erhöhung zu reduzieren. Die restlichen 50 Prozent können im Rahmen einer für drei Jahre wirkenden Einmalzahlung oder in Freizeit abgegolten werden. Die Freizeitoption wurde um fünf Jahre verlängert. Der neue KV gilt rückwirkend seit dem 1. Mai.

Bereits im Jänner 2025 hatte der Fachverband der Elektro. und Elektronikindustrie (FEEI) eine Studie des Industriewissenschaftlichen Institutes (IWI) präsentiert, wonach im Jahr 2023 Österreich bei den durchschnittlichen Arbeitskosten im EU-Vergleich am drittteuersten war. Die Elektro- und Elektronikindustrie sei mit einer Exportquote von rund 84 Prozent davon besonders betroffen. Die Folge seien sinkende Auftragseingänge, ein rückläufiger Export und ein Abbau von Fremdpersonal gewesen. Wobei sich 2024 die Lage weiter zuspitzte.

Die Arbeitgeberseite bot eine Lohn- und Gehaltssteigerung von maximal 1,5 Prozent an - also deutlich unter der rollierenden Inflation von 2,76 Prozent. Unter dieser Jahresteuerung wollten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA nicht abschließen. Allerdings forderten die Gewerkschaften auch Zugeständnisse beim Rahmenrecht, also etwa ein leichteres Erreichen der sechsten Urlaubswoche oder eine Verlängerung der Freizeitoption. Bei der Verlängerung der Freizeitoption konnten sie sich durchsetzen.

Allerdings stand auch für die Arbeitgeber einiges am Spiel: Sollte keine Einigung erzielt werden, werde es "Kampfmaßnahmen" geben, kündigten die Gewerkschafter an.

Mit dem erzielten Ergebnis zeigten sich nun beide Seiten zufrieden: "Das Ergebnis ist ein guter Kompromiss für beide Seiten mit sozialer Treffsicherheit und Blick auf den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, die gerade für die exportstarke Elektro- und Elektronikindustrie essenziell ist", merkte FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun an.

"Die gegensätzlichen Positionen waren diesmal besonders groß", konnten sich Chefverhandler Reinhold Binder (Gewerkschaft PRO-GE) und Chefverhandlerin Eva Scherz (Gewerkschaft GPA) nicht verkneifen. Aber: "Trotz aller Schwierigkeiten konnten wir uns aber in der fünften Runde mit den Arbeitgebern auf faire Lohn- und Gehaltserhöhungen einigen. Vor allem die niedrigen und mittleren Einkommensgruppen profitieren von einem dauerhaften Teuerungsausgleich."

2023 habe die Elektro- und Elektronikindustrie nach Eigenangaben mittel- und unmittelbar 4,4 Prozent des gesamten österreichischen Produktionswerts beigetragen. Die direkt generierte Bruttowertschöpfung sei mit 9,15 Mrd. Euro höher als etwa jene der Branche Maschinenbau. "Im Jahr 2023 sicherte die EEI insgesamt 160.100 Arbeitsplätze in Österreich, was 3,2 Prozent der gesamten Beschäftigung entspricht. Die EEI-Unternehmen selbst beschäftigten 74.291 Personen direkt, dies entspricht der Beschäftigtenzahl des Sozialwesens in Österreich", rechnete das IWI heuer zu Jahresbeginn vor.

Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) vertritt die Interessen des drittgrößten Industriezweigs in Österreich mit rund 300 Unternehmen, ca. 74.000 Beschäftigten und einem Produktionswert von 24,61 Mrd. Euro (Stand 2023).

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