Von der Zukunft der Milch bis zur Wertschätzung des Fleisches: Die AMA-Foren 2025 boten neue Denkansätze für eine tiergerechte, transparente und wirtschaftlich tragfähige Lebensmittelproduktion.
Wenn Österreichs Lebensmittelwirtschaft über Zukunft spricht, dann nicht leise. Zwei Tage, zwei Branchen, ein gemeinsames Ziel: Im Rahmen der AMA-Foren 2025 kamen rund 400 Branchenvertreter:innen aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel und Wissenschaft in der Wiener Wolke19 zusammen, um über die Weiterentwicklung zweier Grundpfeiler unserer Ernährung zu sprechen: Milch und Fleisch.
Tag 1: Milch hat Zukunft – aber nur mit Haltung
Den Auftakt machte das AMA-Milchforum, bei dem unter dem Leitthema „Milch hat Zukunft“ vor allem Nachhaltigkeit, Konsumtrends und Tierhaltung im Fokus standen. AMA-Marketing-Chefin Christina Mutenthaler-Sipek betonte gleich zu Beginn: „Konsument:innen wollen heute wissen, woher ihre Milch stammt, wie sie erzeugt wurde und welchen Beitrag sie zur Nachhaltigkeit leistet.“
Insgesamt 22.000 Bauernfamilien sorgen in Österreich für Milchqualität – meist in kleinen Strukturen mit unter 25 Kühen pro Betrieb. Ihre Arbeit sei mehr denn je einem Balanceakt zwischen Tradition und Transformation unterworfen, so der Tenor der Vortragenden.
Simone K. Frey, Gründerin des Nutrition Hub Berlin, zeichnete ein Bild der Ernährungstrends 2025: Flexitarisch sei das neue Normal, Social Media – insbesondere TikTok – beeinflusse massiv die Einstellungen der jungen Generation zur Ernährung. „Landwirt:innen genießen noch Vertrauen – dieses Kapital muss gut genutzt werden“, so Frey.
Auch Petra Rust von der Universität Wien sprach sich für einen bewussten Konsum von Milchprodukten aus, während Werner Giselbrecht von der bayrischen Hochland Group Österreichs Milchbranche attestierte, im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt zu sein – sofern die Nachhaltigkeit nicht zur Worthülse verkomme.
Eine entscheidende Rolle spielte auch das 2024 eingeführte Zusatzmodul „Tierhaltung plus“ im AMA-Gütesiegel: Bereits 13.450 Betriebe setzen verbesserte Tierhaltungsstandards um – das entspricht 86 Prozent der Gütesiegel-Betriebe. Robert Römer (Initiative Tierwohl Deutschland) unterstrich in seinem Vortrag die Bedeutung verlässlicher Standards – allerdings warnte er: „Die Zahlungsbereitschaft der Konsument:innen hinkt oft den Idealvorstellungen hinterher.“
Die besten Fotos vom AMA-Forum Milch
Tag 2: Fleisch im Wertewandel
Tags darauf drehte sich alles um das „zweite Standbein“ österreichischer Landwirtschaft: Fleisch. Unter dem Motto „Fleisch hat Zukunft – Wertschätzung im Fokus“ diskutierte das AMA-Fleischforum 2025, wie sich Tierwohl, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen lassen. Mutenthaler-Sipek brachte es auf den Punkt: „Nur wenn wir Denkmuster hinterfragen und neue Perspektiven zulassen, sichern wir das Vertrauen der Konsument:innen.“
Die Themenpalette reichte von der Haltungskennzeichnung in Deutschland (Römer, ITW) und den Niederlanden (Cuypers, Vion Food Group) bis hin zu digitalen Innovationen im Tierschutz. Im Fokus: der österreichische Weg mit dem AMA-Gütesiegel-Zusatzmodul Tierhaltung plus, das für mehr Transparenz und Planungssicherheit steht.
Internationale Perspektiven kamen u.a. von Gabriele Weiss Brummer (Board Bia, Irland), die über Weidehaltung und nachhaltige Entwicklungen im irischen Rindfleischsektor berichtete. Veronika Weber (Vion) stellte digitale Tools vor, die Tierschutz mess- und sichtbar machen.
Die Podiumsdiskussionen zeigten: Die Branche ist bereit, sich weiterzuentwickeln – allerdings braucht es klare Regeln, wirtschaftliche Perspektiven und gelebte Partnerschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
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Fazit: Fortschritt braucht Dialog – und klare Signale
Ob Milch oder Fleisch – das zentrale Thema beider AMA-Foren 2025 war Verantwortung. Verantwortung für Tierwohl, Umwelt, wirtschaftliche Lebensfähigkeit der Betriebe – und für die ehrliche Kommunikation mit Konsument:innen.
Was bleibt: Zwei Branchen im Wandel und ein deutliches Zeichen, dass Milch und Fleisch auch morgen noch ihren Platz auf dem Teller haben können. Wenn sie den Ansprüchen von heute gerecht werden.