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"Das maligne Melanom (MM) betrifft nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Dabei sind Schimmel besonders anfällig für die Krankheit. Multiomics (verschiedene Laboruntersuchungen auf genetischer Basis; Anm.) haben das Verständnis des malignen Melanoms beim Menschen stark vorangetrieben. Im Gegensatz dazu ist wenig bekannt, was die Pathogenese (Krankheitsentstehung; Anm.) des Melanoms bei Schimmeln und einzigartige Phänomen 'schlafender Melanome' bei einigen Tieren angeht", schrieben jetzt Daniela Brodesser (Universität für Veterinärmedizin/Wien) und ihre Co-Autoren im "International Journal of Molecular Sciences" (https://doi.org/10.3390/ijms26146620).
Melanome, die aus Pigmentzellen der Haut (Melanozyten) entstehen, finden sich jedenfalls nicht nur beim Menschen. Auch bei anderen Säugetieren, bei Vögeln und Fischen werden sie beobachtet. "Die größte Häufigkeit von Melanomerkrankungen wird wahrscheinlich bei Pferden mit grauer Fellfarbe (z.B. weiß wie die Lipizzaner; Anm.) beobachtet. Es wird geschätzt, dass etwa 80 Prozent der grauen Pferde, die älter als 15 Jahre sind, von diesen Tumoren betroffen sind, während nicht-graue Pferde nur selten daran erkranken", stellten die Fachleute fest.
Mittlerweile sei mit Veränderungen im Syntaxin 17-Gen die Ursache für die Fellfarbe der "grauen" oder "weißen" Pferde und deren größere Anfälligkeit für den Hautkrebs geklärt. Weil aber manche Pferde einen sehr langsamen bis "schlafenden" Verlauf der Erkrankung zeigen, werde diskutiert, wie "bösartig" das Melanom bei den Tieren überhaupt sei. "Die Beobachtung, dass die Tumore häufig eingekapselt sind und viele Jahre lang ruhig bleiben, hat zur klinischen Klassifizierung der Melanome von Schimmeln als 'gutartige' Tumore bei einigen Autoren geführt", schrieben die Wissenschafter.
Doch dem ist offenbar nicht so. Die Fachleute untersuchten zunächst gesunde Hautproben und Proben aus Melanomen von Schimmeln auf die in RNA umgesetzten Gene, die zur Produktion von Proteinen führen. In einem zweiten Schritt kultivierten sie Zelllinien aus normalen und Tumorzellen der Tiere und bestimmten die Protein-Expressionsmuster.
Die Ergebnisse waren eindeutig. "Die gewonnenen Daten haben das Melanom bei grauen Pferden eindeutig als bösartigen Tumor identifiziert. Das wird durch eine verstärkte Aktivität jener Signalwege belegt, die auch typischerweise beim Melanom des Menschen und anderer Krebserkrankungen des Menschen festgestellt werden", heißt es in der wissenschaftlichen Arbeit. Veränderungen bzw. eine Überaktivierung zeigten beispielsweise die RAS/RAF/MAPK-Signalwege sowie jene von PI3K/AKT - beides aus vielen Tumorerkrankungen beim Menschen bekannt. Es handle sich eher um einen "Wolf im Schafspelz" als um eine relativ gutartige Hautkrebserkrankung.
Jetzt wollen sich die Wissenschafter die Mechanismen hinter den Genmutationen bei Pferden mit Melanomen genauer ansehen. Das sollte das Verständnis der Krankheit weiter erhöhen.
LIPICA - SLOWENIEN: FOTO: APA/APA/AFP/JURE MAKOVEC
TO GO WITH AFP STORY BY Bojan KAVCIC