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Längere Pausen vor Antworten wirken kulturübergreifend nachteilig

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©APA, dpa, Boris Roessler
Hält jemand relativ lange mit seiner Antwort, etwa auf eine Bitte, hinter dem Berg, wird das vom Gegenüber als klarer Hinweis interpretiert, dass es mit der Hilfsbereitschaft der Person nicht unbedingt weit her ist. Das offenbarte im Jahr 2023 eine Studie von Sprachforschern aus Polen und Wien. Nun hat man dies mit chinesischen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern untersucht - mit dem gleichen Ergebnis. Solche Pausen dürften also kulturübergreifend ähnlich gedeutet werden.

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In der im Fachblatt "Interaction Studies" vorgestellten Untersuchung hörten sich 100 Teilnehmer aus China kurze Gespräche in ihrer Muttersprache an. Nach gestellten Fragen variierten allerdings die Zeiten, in denen die Antworten folgten, zwischen 0,2 und 1,2 Sekunden. Nach dem Hören der Konversation wurde gefragt, wie willig, wissend oder selbstbewusst die antwortende Person eingeschätzt wird.

Laut der Auswertung des Wissenschafterteams um Theresa Matzinger vom Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Wien und Kollegen von der Nikolaus Kopernikus Universität in Toruń (Polen) und der Jiangsu Normal University (China) interpretierten die Teilnehmer aus China längere Pausen fast genau so, wie es die polnischen Versuchspersonen im Rahmen der Untersuchung, die 2023 in einer Spezialausgabe des Fachjournals "Languages" erschienen ist. Wer sich lange Zeit lässt, wird als weniger hilfsbereit wahrgenommen.

Ebenso deckungsgleich in beiden Studien war die Einschätzung, wenn man es offensichtlich hörbar mit Menschen zu tun hat, die eine Sprache erst lernen. Einem Fremdsprachler - in diesem Fall einer Person aus Polen, die Chinesisch lernte - nahmen Teilnehmer in einem Versuch das Zögern weniger übel.

Es scheint so zu sein, dass längere Pausen hier eher toleriert werden, weil man die gesteigerte Herausforderung quasi miteinberechnet, die das Formulieren der Antwort in einer Fremdsprache abverlangt. Bei Wissensfragen wurden längere Pausen in beiden Kulturen ebenfalls sehr ähnlich eingeschätzt - nämlich "als Zeichen für Unsicherheit oder geringeres Wissen, unabhängig von der Sprachherkunft der Antwortenden", heißt es in einer Aussendung.

"Unsere Ergebnisse belegen, dass Menschen über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg ähnliche Erwartungen und Interpretationen in Gesprächen haben - insbesondere, wenn es um Pausen und daraus abgeleitete kognitive Zustände geht", so Matzinger. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die hier beteiligten Mechanismen sehr grundlegend in der Entwicklung der menschlichen sozialen Kommunikation und Kognition verwurzelt sind, schreiben die Forschenden in ihrer Arbeit.

(S E R V I C E - https://doi.org/10.1075/is.24044.mat)

ILLUSTRATION - Ein Nummernschild mit mehreren "Fragezeichen" hängt am 10.09.2009 im Showroom eines Autohändlers bei Frankfurt am Main am Kühlergrill eines Opel-Astra. Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft sich am Donnerstag (10.06.2010) mit den Ministerpräsidenten der betroffenen Bundesländer um nach einer Lösung für die angefragte Milliarden-Unterstützung zur Opel-Rettung zu suchen. Foto: Boris Roessler dpa/lhe +++(c) dpa - Bildfunk+++

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