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Nicht jede Form von Gewalt und aggressivem Verhalten ist demnach Mobbing. Bullying, wie das Phänomen im angloeuropäischen Raum genannt wird, gibt es in allen Altersgruppen, ist im Leitfaden "Mobbing an Schulen" des Bildungsministeriums aus dem Jahr 2018 zu lesen. Dass an Schulen gemobbt wird, sei kein neues Phänomen, bekäme aber zunehmend starke gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit. In Österreich berichteten mehr als 21 Prozent der 15-Jährigen über häufiges Bullying in der Schule, wie aus einer im Mai veröffentlichten Analyse von UNICEF Innocenti - Global Office of Research and Foresight mit Daten von 2018 bis 2022 hervorgeht.
Das gewalttätig-aggressive Verhalten kann laut Leitfaden des Bildungsministeriums verschiedene Formen haben. Physisches Mobbing ziele darauf ab, Opfer körperlich zu verletzen. Zum verbalen Mobbing zählen mündliche Attacken wie Beschimpfungen, verbale Drohungen, gemeine Kommentare oder auch, wenn sich Täter über ihr Opfer lustig machen.
Von indirektem Mobbing spricht man demnach, wenn Gerüchte verbreitet oder eine Person aus einer Gruppe hinausgeekelt wird, auch jemanden ignorieren zählt dazu. Sexistisches Mobbing meint Belästigungen oder abwertende Kommentare, die auf das Geschlecht bezogen sind. Beim Cybermobbing verschieben sich die gewalttätigen Handlungen ins Internet, heißt es weiter.
Die Gründe, warum jemand zum Bully wird - also die Initiative zum Mobben ergreift und die Führungsrolle in der Gruppe übernimmt - sind vielschichtig. Das Ausleben von Machtgefühlen, Statuserhöhung in der Gruppe oder auch eine empfundene Provokation können Auslöser sein. Aber auch Langeweile, Spaß, Rache oder eigene Mobbingerfahrungen werden als Ursachen genannt. Zudem könne das gewalttätige Verhalten einen diskriminierenden ideologischen Hintergrund haben. So würden Minderheiten wie beispielsweise LGBTQIA-Jugendliche öfter zum Opfer. Schüler mit Migrationshintergrund werden häufig wegen ihrer Sprache oder Herkunft gemobbt, so der Leitfaden.
Beim Bullying gibt es neben Tätern und Opfern meist weitere beteiligte Personen. Assistenten unterstützen den Bully und beteiligen sich aktiv; Verstärker sehen zu, lachen und befeuern somit die Handlungen des Bullys. Verteidiger stehen dem Opfer zur Seite, während Außenseiter sich aus der Situation heraushalten. Lehrkräfte haben nicht nur die Verantwortung für Sicherheit und Gesundheit der Schüler, sondern auch eine Vorbildwirkung: Ihre Reaktion auf Gewalttaten würde von den Kindern und Jugendlichen genau wahrgenommen, heißt es im Leitfaden.
Unbehandeltes aggressives Verhalten in Schulen kann für die Opfer weitreichende Folgen haben. Diese können von Ängsten und körperlichen Beschwerden, über Verlust des Selbstwertgefühls bis hin zu Depressionen oder sogar Suizidgedanken bzw. Suizid reichen. Doch auch für Täterinnen und Täter gibt es mögliche Konsequenzen, wie aggressiv-dissoziale Verhaltensweisen, Straffälligkeit in späteren Jahren oder Ablehnung von Gleichaltrigen. Sowohl bei Tätern als auch bei Opfern können mit Leistungsabfall oder Alkohol- und Suchtmittelmissbrauch zu kämpfen haben.
Darüber hinaus habe Bullying negative Auswirkungen auf Lernleistungen und Sozialverhalten aller Schülerinnen und Schüler. Es könne zum Beispiel dazu führen, dass Eigenschaften wie Zivilcourage und Empathie nicht erlernt werden.