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Österreich müsste seine Emissionen bis 2030 jedes Jahr "um mehr als acht Prozent reduzieren", um ein Minus von 55 Prozent bis 2030 tatsächlich zu erreichen: Eine "ziemlich steile Vorgabe", wie Stagl anmerkte. Österreich habe bisher nur eine Reduktion um 14 Prozent gegenüber 1990 geschafft - das Gros davon erst in den vergangenen Jahren. Im EU-Schnitt waren es hingegen 36 Prozent, Dänemark habe seinen Ausstoß schon um 50 Prozent zurückgefahren und sei "als kleine offene Volkswirtschaft" mit Österreich durchaus vergleichbar, hielt Stagl fest.
In Dänemark sei der Klimaschutz als gesamtstaatliche Aufgabe begriffen worden - das sei hierzulande noch nicht so. Der Maßnahmen-Mix, der notwendig wäre, in Österreich die Ziele zu schaffen, liege in Form des an die EU übermittelten "Nationalen Energie- und Klimaplan" (NEKP) vor. Dieser müsse umgesetzt werden, um auch drohende Strafzahlungen in Milliardenhöhe bei Nicht-Erreichen der Vorgaben zu vermeiden. Auf die Frage, ob sie ein Erreichen noch für möglich hält, meinte die Professorin für Ökologische Ökonomie von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien und "Wissenschafterin des Jahres" im ORF-TV: "Ich möchte es glauben."
Bereits vor dem Update der EU-Klimaziele wendete sich Gottfried Kirchengast als Vertreter der Wissenschaft im Nationalen Klimaschutzkomitee (NKK) an selbiges mit einer der APA vorliegenden Eingabe. Das Komitee "berät über Grundsatzfragen zur österreichischen Klimapolitik im Lichte der Zielvorgaben des Übereinkommens von Paris, insbesondere über die langfristige Reduktion der Treibhausgasemissionen hin zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft", heißt es in den gesetzlichen Vorgaben des Gremiums.
In diesem Rahmen formuliere der Leiter der Climate Change Indicators-Forschung und -Entwicklung (GCCI) "gesamtstaatlich orientierte Warnungen". Diese sollen dabei helfen, "der österreichischen Bundesregierung und weiteren politisch Verantwortlichen die Bedeutung einer Klimaschutzgesetzgebung im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen bewusst zu machen" - auch in Bezug auf das nationale Klimaschutzgesetz (KSG) oder in Richtung "EU-Klimaziel 2040".
So führt der Forscher von der Universität Graz an, dass Österreich jenes CO2-Budget, das mit der Erfüllung des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens noch in Einklang gebracht werden kann, "bereits im Lauf des Jahres 2021 verbraucht" hat. Mittlerweile habe sich "ein CO2-Budgetdefizit von 208 Millionen Tonnen CO2 angesammelt". Mit diesem Defizit habe Österreich, umgelegt auf die weltweiten Auswirkungen, "zukünftige CO2-Klimaschadenskosten in Höhe von mindestens 62 bis 187 Milliarden Euro verursacht".
Kirchengast ortet "massive Klimaschutzgesetzgebungs-Versäumnisse der österreichischen Bundesregierungen" bei einer gleichzeitigen starken Zunahme von Wetterextremen im Land: Hitzeextreme hätten sich "im Zeitraum 2010 bis 2024 im Vergleich zu den Jahrzehnten im Zeitraum 1961 bis 1990" in etwa verachtfacht. Rund die Hälfte "dieser Verstärkung kommt durch häufigere und längere Extreme zustande" - also die Zunahme der Anzahl der Hitzetage. Dazu kommt das "extremere Ausmaß der Hitze" in Form von Tageswerten über 30 Grad Celsius und die "großräumigere Ausdehnung" solcher Wetterlagen, auch in höheren Lagen.
Laut neuen Analysen könne man davon ausgehen, dass diese Zunahme "so gut wie vollständig vom menschengemachten Klimawandel verursacht ist". Für Kirchengast ist es auf Basis dieses Wissensstandes "dringlich, dass die österreichische Bundesregierung nun mit einem entsprechend ambitionierten KSG 2030 und klarer Zustimmung zum EU Klimaziel 2040 ihre staatspolitische Führungsverantwortung wahrnimmt und die Republik aus diesem gefährlichen Fahrwasser wieder in eine zukunftsfähige Richtung herausführt".
Der NEKP online: https://go.apa.at/0spQDcES