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Eigenständiges EU-Forschungsprogramm 175 Mrd. Euro schwer

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Die EU will Forschung von 2028 bis 2034 mit 175 Mrd. Euro fördern
©APA, dpa, Jens Büttner
Im nächsten EU-Mehrjahresbudget ist wieder ein eigenständiges Forschungsrahmenprogramm geplant. Das sieht der am Mittwoch veröffentlichte Vorschlag der EU-Kommission für das Budget der Jahre 2028-2034 vor. Demnach soll das Rahmenprogramm "Horizon Europe" "in enger Verbindung mit dem Europäischen Wettbewerbsfonds weiterhin Innovationen von Weltklasse finanzieren". Dafür sollen 175 Mrd. Euro zur Verfügung stehen. Im laufenden Rahmenprogramm (2021-2027) sind es 95,5 Mrd. Euro.

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Im Vorfeld war befürchtet worden, dass es kein eigenes Forschungsrahmenprogramm mehr geben wird und die Forschungsförderung im Rahmen des neuen Wettbewerbfonds erfolgt. Nun ist geplant, dass "Horizon Europe" und der Wettbewerbsfonds "den gesamten Investitionsprozess eines Projekts (von der Konzeptionsphase bis zur Skalierung) unterstützen und sowohl die Kosten für potenzielle Fördernehmer als auch die Zeit bis zur Auszahlung verkürzen", wie es in den Unterlagen der Kommission heißt.

Als Budget für den Wettbewerbsfonds werden 451 Mrd. Euro genannt, davon entfallen 175 Mrd. Euro auf "Horizon Europe". Die Förderungen aus dem Wettbewerbsfonds für "strategische Technologien" sollen sich auf die vier Bereiche "Energiewende und Dekarbonisierung", "digitale Transformation", "Gesundheit, Biotechnologie, Landwirtschaft und Bioökonomie" sowie "Verteidigung und Weltraum" konzentrieren.

Für das neue Forschungsrahmenprogramm, es ist das zehnte, sind die vier Pfeiler "Exzellente Wissenschaft" mit dem Europäischen Forschungsrat (ERC), "Wettbewerb und Gesellschaft", "Innovation" mit dem Europäischen Innovationsrat (EIC) und schließlich "Europäischer Forschungsraum" geplant. Als Beispiele für bahnbrechende Projekte ("Moonshots") im neuen Rahmenprogramm werden u.a. ein neuer Teilchenbeschleuniger ("future circular collider"), saubere Luftfahrt, Quantencomputing, nächste Generation Künstlicher Intelligenz, Datensouveränität, automatisierter Transport und Mobilität oder Fusionsenergie genannt.

In Österreich begrüßten Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) und der Präsident der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) Heinz Faßmann den Vorschlag der Kommission für die Forschungsförderung. Dieser sehe "eine deutliche Stärkung eines eigenständigen Forschungsrahmenprogramms vor", betonten beide. "In Zeiten der Krise auf Zukunftsinvestitionen zu setzen, ist eine kluge Strategie", so der ÖAW-Präsident.

Die Ideen der Kommission müssten noch im Detail geprüft werden, nun starte der Verhandlungsprozess mit dem Ziel einer Einigung zwischen Rat und Europäischem Parlament im Jahr 2027, betonte die Ministerin. Im Zusammenhang mit dem Plan, künftig auch Forschung zu fördern, die zivil und für die Verteidigung genutzt werden kann, vermisst Holzleitner "einen Bezug zur Verantwortung der EU als Friedensnobelpreisträgerin: Ich möchte, dass Europa ein Zentrum für Friedens-, Konflikt- und Demokratieforschung wird".

Für Faßmann setzt die Kommission mit der Stärkung von Innovation und Forschung "in Zeiten der globalen Herausforderungen auf die richtigen Prioritäten". Er gehörte einer Expertengruppe an, die Empfehlungen für das nächste Rahmenprogramm erarbeitet hat. Das Gremium empfahl ein Budget von 220 Mrd. Euro für die nächste Finanzierungsperiode, eine Summe, die auch von 32 europäischen Wissenschaftsakademien gefordert wurde.

Österreich müsse nach dem Kommissionsvorschlag jedenfalls "nachziehen", so der Akademiepräsident: "Wenn wir in Zukunft unsere Forschung nicht stärken, werden wir europäische Forschungsgelder nicht mehr so erfolgreich einwerben wie in den vergangenen Jahren", erklärte Faßmann. Er blickt dabei wohl auf das heuer zu fixierende Budget für den nächsten Forschungs-, Technologie- und Innovationspakt (FTI-Pakt) für die Jahre 2027-2029, mit dem die zentralen Forschungsförderagenturen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes finanziert werden. "Wenn hier für die nächste Periode eine reine Budgetfortschreibung erfolgt, verliert Österreich die Anschlussfähigkeit an die Gruppe der innovativsten Länder", warnte Faßmann.

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