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Deutschklassen - Hälfte wechselt nach drei Semestern in Regelklasse

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Bis zu zwei Jahre sitzen die Kinder in separaten Deutschförderklassen
©APA, THEMENBILD, HANS KLAUS TECHT
Seit dem Schuljahr 2018/19 müssen Kinder und Jugendliche, die Probleme mit der Unterrichtssprache haben, bis zu vier Semester lang separate Deutschförderklassen oder -kurse besuchen. Dadurch sollen sie die Unterrichtssprache schneller lernen als bei der früher üblichen Förderung im Klassenverband. Laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) konnte zuletzt nach drei Semestern die Hälfte in den Regelunterricht umsteigen.

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Schülerinnen und Schüler, die die Unterrichtssprache nicht gut genug beherrschen und deshalb als "außerordentlich" eingestuft werden, verbringen nur Fächer wie Werken, Musik oder Turnen mit ihrer Stammklasse. Während ihre Klassenkolleginnen und -kollegen Mathe oder Sachunterricht lernen, werden sie bis zu 20 Stunden pro Woche in separaten Förderklassen bzw. bei etwas besseren Vorkenntnissen sechs Stunden in Förderkursen gezielt beim Deutschlernen unterstützt.

Unter jenen, die im Schuljahr 2021/22 über den MIKA-D-Test erstmals als außerordentliche Schüler eingestuft und einer Deutschfördermaßnahme zugewiesen wurden, konnten insgesamt 54 Prozent nach drei Semestern in die Regelklasse umsteigen. Kindern aus den Deutschförderkursen, die bereits mit besseren Deutschkenntnissen gestartet sind, gelang das dabei öfter als Kindern aus den Deutschförderklassen (68 gegenüber 38 Prozent). Wie viele Schüler ihre Deutschkenntnisse soweit verbessern konnten, dass sie aus der Deutschförderklasse in den Deutschförderkurs umsteigen konnten, geht aus der Beantwortung der Anfrage der Grünen nicht hervor.

Insgesamt wurde im eben zu Ende gegangenen Schuljahr 2024/25 laut Anfragebeantwortung rund 48.500 Kindern und Jugendlichen ein außerordentlicher Status attestiert, das sind wieder etwas weniger als im Schuljahr davor (49.100). Für kommenden Herbst rechnet man im Ministerium mit einem weiteren Rückgang, laut vorläufigem Stellenplan für die allgemeinbildenden Pflichtschulen (Volks-, Mittel-, Sonder- und Polytechnische Schule) werden 45.400 außerordentliche Schüler erwartet.

Im vergangenen Schuljahr waren 577 Planstellen für die Deutschförderung von außerordentlichen Schülern reserviert. Seit Herbst 2022 gibt es außerdem die Möglichkeit, dass Kinder mit Deutschproblemen in Volksschulen auch dann noch Förderunterricht bekommen, wenn die vier Semester als außerordentliche Schüler abgelaufen sind. Dafür sind auch im kommenden Schuljahr wieder 70 Posten vorgesehen.

Mit kommendem Schuljahr wird das System der Postenzuteilung dann umgestellt: Die Planstellen werden auf 1.300 aufgestockt. Die befristeten Sondermittel, die zuletzt für die Sprachförderung von Schülern aus der Ukraine bzw. von über den Familiennachzug zugewanderten Kindern aus Syrien zur Verfügung gestellt wurden, gehen im neuen Modell auf. Die Zuweisung der Ressourcen richtet sich künftig nur noch nach der Zahl außerordentlicher Schüler, eine Deckelung gibt es künftig nicht mehr.

An den separaten Deutschförderangeboten kommt aus Praxis und Wissenschaft seit deren Einführung immer wieder Kritik. In einer 2022 veröffentlichten Evaluierungsstudie kam von den 700 befragten Lehrkräften und Schulleitungen der Wunsch, selbst entscheiden zu können, ob die Deutschförderung in separaten Gruppen oder im Klassenverband stattfindet. Auch der für die Zuteilung zu den Deutschförderklassen und -kursen eingesetzte MIKA-D-Test sorgt für Unmut. Wiederkehr hat angekündigt, den Schulen künftig wieder mehr Autonomie bei der Organisation der Deutschförderung zu geben, laut Regierungsprogramm ist auch eine Überarbeitung des viel kritisierten Einstufungstests MIKA-D geplant.

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