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Ziel der Evaluation im Auftrag des deutschen Bundesamtes für Strahlenschutz war es, den Einfluss der Teilnahme am Mammografie-Screeningprogramm auf die Brustkrebssterblichkeit abzuschätzen. In Deutschland wird derzeit Frauen im Alter von 50 bis 75 Jahren alle zwei Jahre eine Röntgen-Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs im Rahmen des organisierten und qualitätsgesicherten Projekts angeboten. Bis Mitte vergangenen Jahres galt die Berechtigung zur Teilnahme bis zum Alter von 69 Jahren und wurde 2024 schließlich ausgeweitet.
Für die Frauen in Deutschland waren die Untersuchungen mit einem Ergebnis verbunden, das langjährige internationale Erfahrungen widerspiegelt. "Für die Jahre 2009 bis 2018 konnte unter den Teilnehmerinnen (damals noch 50 bis 69 Jahre, Anm.) eine um 20 bis 30 Prozent geringere Brustkrebssterblichkeit als bei den Nicht-Teilnehmerinnen nachgewiesen werden", stellten die Autoren fest. Der Effekt sei konservativ gerechnet, die Wirksamkeit werde eher unter- als überschätzt. Auf jeden Fall überwiege der Nutzen des Mammografie-Screeningprogrammes bei weitem die Risiken, zum Beispiel durch die Anwendung durch die Röntgenstrahlen bei der Untersuchung.
Doch die Situation könnte in Deutschland trotzdem noch besser sein: 2022 nahmen nur 51 Prozent der rund 14 Millionen zur Teilnahme am Brustkrebs-Screening berechtigten Frauen auch wirklich teil. Die angestrebten 70 Prozent wurden damit weiterhin verfehlt.
Für Österreich wurden bisher noch keine solchen Studien bekannt. 2014 ist das zuvor lange geforderte qualitätsgesicherte Brustkrebs-Früherkennungsprogramm samt Einladungen an Frauen eingeführt worden. Doch eine von Salzburger und Grazer Wissenschaftern erst vor kurzem publizierte Studie brachte wenig Erfreuliches. "Unsere Ergebnisse stützen nicht die Annahme, dass die Einführung des österreichischen Brustkrebs-Screeningprogramms das Auftreten von Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium im Bundesland Salzburg im Vergleich zum zuvor etablierten opportunistischen Screening (kein Programm mit regelmäßigen Einladungen; Anm.) signifikant reduziert hat", fassten Simon Gampenrieder von der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Salzburg und seine Co-Autoren, unter ihnen der führende Salzburger Onkologe Richard Greil und der steirische Sozialmediziner Martin Sprenger (MedUni Graz), in der Wiener Klinischen Wochenschrift (https://doi.org/10.1007/s00508-025-02508-8) ihre Studienergebnisse zusammen.
Jährlich erkranken in Österreich laut dem Sozialministerium rund 5.600 Frauen an einem Mammakarzinom. Etwa 1.600 Betroffene erliegen pro Jahr der Erkrankung trotz aller Fortschritte in der Therapie. Im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung wurde die Häufigkeit der Verteilung im Rahmen von Mammografie-Untersuchungen festgestellter Mammakarzinome nach Größe und Stadien verglichen. Dies erfolgte für den Zeitraum zwischen den Jahren 2010 und 2013 (vor Einführung des Früherkennungsprogramms in Österreich) und für den Zeitraum 2016 bis 2019, also einen Zeitraum nach Etablierung des Projekts (https://www.frueh-erkennen.at).
Die Analyse der Daten aus Salzburg ergab auf Bevölkerungsebene wenig Positives. "Die Verteilung der Stadien 0 (Vorstadium; Anm.) bis IV (metastasierte Erkrankung; Anm.) unterschied sich zwischen 2010 bis 2013 und 2016 bis 2019 nicht signifikant", stellten die Autoren der Studie fest. Auch bei Inanspruchnahme der Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchungen zeigten sich zwischen der Zeit vor dem strukturierten Früherkennungsprogramm und danach keine Unterschiede, so die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie: "Von den eingeladenen Frauen im Bundesland Salzburg nahmen zwischen 2014 und 2021 konstant 45 Prozent am Screening-Programm teil. Unter Berücksichtigung diagnostischer Mammografien errechnet sich eine Mammografie-Versorgungsrate für Frauen im Alter von 45 bis 69 Jahren von 51 Prozent, was sich kaum von der geschätzten Rate von 55 Prozent während des unorganisierten, opportunistischen Brustkrebs-Screenings unterscheidet, das vor Beginn des nationalen Screening-Programms durchgeführt wurde."
Bis Ende 2022 standen Frauen zwischen 45 und 69 Jahren im Fokus des österreichischen Früherkennungsprogramms, die Altersgrenzen wurden ab Jänner 2023 auf 45 bis 74 Jahre ausgeweitet. "Diese Altersgruppe hat das größte Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, aber nur rund 41 Prozent davon nutzen derzeit die Mammografie zur Früherkennung. Für die Durchführung einer Früherkennungsmammografie ist die E-Card für alle Frauen dieser Altersklasse automatisch freigeschaltet", hieß es dazu auf der Homepage des Gesundheitsministeriums.