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Auslandspraktika werden bei Lehrlingen beliebter

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WKÖ, OeAD und IFA registrieren mehr Interesse
©APA, HANS PUNZ
Auslandspraktika werden bei Lehrlingen beliebter, wenn auch auf niedrigem Niveau. Dies bestätigten WKÖ, OeAD und IFA auf APA-Anfrage. Mit Auslandsaufenthalten könne man die Lehre auch attraktiver machen, hieß es. Manche Unternehmen nehmen sich des Themas verstärkt an. Auch das Bildungsministerium will mehr geförderte Praktika im Ausland ermöglichen und visiert rund 2.000 pro Jahr bis 2027 an. Zum Vergleich: Ende 2024 gab es rund 106.000 Lehrlinge in Österreich.

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Der Verein IFA - Internationaler Fachkräfteaustausch - ist der größte Anbieter und Organisator in Österreich von Lehrlingspraktika im Ausland. Man ermögliche pro Jahr rund 500 Lehrlingen einen geförderten ausländischen Praktikumsaufenthalt, sagte IFA-Geschäftsführerin Susanne Klimmer zu APA. Die Tendenz sei "steigend." Die von IFA organisierten Praktikumsaufenthalte dauern zwischen vier und acht Wochen. "Viele Unternehmen haben mittlerweile auch erkannt, dass sie sich einen Vorteil in der Rekrutierung von Lehranfängerinnen und Lehranfängern verschaffen können", sagte die IFA-Chefin im Hinblick auf das Anbieten von Auslandsaufenthalten. Das Anbieten von Praktika im Ausland, sei "eine Möglichkeit für Belohnung und Wertschätzung den Lehrlingen gegenüber" und eine Maßnahme der Personalentwicklung.

Der OeAD als nationale Agentur für die Umsetzung des EU-Programms Erasmus+ in Österreich will mit dem Bildungsministerium die geförderten Auslandsaufenthalte von Lehrlingen bis 2027 auf 2.000 pro Jahr erhöhen. Dazu gebe es einen 2021 auch mit dem BMWET und der WKO vereinbarten "5-Punkte-Plan zur Erhöhung der Lehrlingsmobilität", erklärte OeAD-Pressesprecherin Ursula Hilmar. Als Hürden für mögliche Auslandspraktika könnte es einerseits die Sprachbarriere geben und andererseits, dass in kleinen Unternehmen die Arbeitskraft während des Auslandsaufenthalts fehle. Zudem müssten sich für die Praktika-Organisation Berufsschule, Unternehmen, Lehrling und Eltern abstimmen. "Es wäre jedoch eine sehr gute Möglichkeit, die Lehre attraktiver zu machen", so die OeAD-Pressesprecherin. 2024 haben 1.254 Lehrlinge mit Erasmus+ den Weg ins Ausland gesucht.

Die Wirtschaftskammer verwies auf "ein interessantes Muster" bei den Rückmeldungen der Unternehmen. "Vor der ersten Auslandserfahrung ihrer Lehrlinge stehen für die Betriebe der Kompetenzerwerb und das fachliche Know-how im Vordergrund", sagte die Leiterin der WKÖ-Abteilung Bildungspolitik in der WKÖ, Melina Schneider. Nach den ersten absolvierten Auslandspraktika ändere sich das signifikant: "Dann sind es gerade die 'Soft Skills', die besonders wertgeschätzt werden."

Zwei Lehrlinge des niederösterreichischen Fertighausherstellers Hartl Haus haben im vergangenen Jahr ein vierwöchiges Auslandspraktikum in Spanien beziehungsweise Finnland absolviert. "Die internationale Erfahrung ist eine wertvolle Ergänzung zur Ausbildung in unserer Tischlerei in Echsenbach", sagte Hartl-Haus-Chef Yves Suter zur APA. Für Suter ist es aber "zu wenig", dass "nur drei Prozent der Lehrlinge" in Österreich ein Auslandspraktikum absolvieren. "Wir müssen sicherstellen, dass unsere jungen Fachkräfte auch auf internationalem Parkett souverän agieren können." Jedes Auslandspraktikum bringt nicht nur den Lehrlingen wertvolle Erfahrungen, sondern stärkt langfristig auch unser Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Österreich."

Der oberösterreichische Kunststoffkonzern Greiner bietet einen internen Lehrlingsaustausch zwischen den Standorten Greiner Bio-One Kremsmünster und Greiner Bio-One Frickenhausen in Deutschland an. Ziel der Aktion sei es, dass "die Lehrlinge Erfahrungen an anderen Produktionsstandorten sammeln, sowohl aus fachlicher als auch aus unternehmenskultureller Sicht", hieß es von Greiner. "Vor allem die Berufserfahrung, die während der Lehrjahre gesammelt wird, ist ein großer Vorteil", so die Leiterin des Greiner Ausbildungszentrums, Sarah Mettner.

Die Österreich-Tochter der Schweizer Generikafirma Sandoz ist einer der größten Ausbildungsbetriebe Tirols. Einige Sandoz-Lehrlinge haben am Internationalen Fachkräfteaustausch (IFA) teilgenommen. "Wir als Unternehmen informieren unsere Lehrlinge proaktiv über die bevorstehenden Anmeldefenster des IFA im Rahmen des EU-Programms ERASMUS", sagte die Sandoz Österreich-Ausbildungsleiterin Beate Weindorfer. "Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv: Die Lehrlinge zeigen Eigeninitiative, erweitern ihren Horizont und meistern Herausforderungen wie Sprache und Selbstorganisation mit Bravour."

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