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"Dieses tragische Ereignis markiert einen Wendepunkt - für das Schulsystem in Graz, aber auch in ganz Österreich", betonte Bildungsstadtrat Hohensinner in einer Aussendung am Dienstag. "Die 100-prozentige Sicherheit wird es leider nie geben. Unser Anspruch muss aber jetzt sein, mit unterschiedlichen Maßnahmen die Sicherheit spürbar und nachhaltig zu erhöhen", wie Hohensinner betonte. "Wir brauchen einerseits bauliche Maßnahmen und mehr Prävention. Andererseits auch klare, eingeübte Reaktionen auf Gefahrenlagen", so der Stadtpolitiker. Das gelte für den Pflichtschulbereich ebenso wie für die Höheren Schulen, weshalb man die Expertenrunde bewusst gemeinsam mit der Bildungsdirektion initiiert habe.
Das Zusammentreffen der steirischen Expertinnen und Experten aus dem Schul- und Sicherheitsbereich, Einsatzkräften und Planern habe zu einer ersten Agenda geführt, hieß es aus dem Büro von Hohensinner. So wurden etwa erweiterte Schließsysteme, wie sie bereits in städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen etabliert wurden, angesprochen. Angeführt wurden auch sichere Rückzugsräume in den Schulgebäuden, die baulich bzw. deren Türen besonders geschützt sind und außerdem mit Notfallmaterialien wie Verbandskästen ausgestattet sind. Weiters wurde von den Experten die Sicherung von Schulgrundstücken und sensiblen Innenräumen angeregt.
Im Gespräch am Freitag sei weiters die Aufstockung der Schulsozialarbeit, um Ressourcen für alle Schulen im Stadtgebiet bereitstellen zu können, ein Thema. Angeführt wurde auch der Bedarf an mehr Schulpsychologinnen und -psychologen sowie der Ausbau und eine stärkere Kooperation mit den Präventionsbeamten der Polizei. Auch interne Warnsysteme via Lautsprecher oder App sowie verpflichtende Krisen- und Notfallübungen analog zu Brandschutzübungen seien angesprochen worden.
In den Sommerferien soll es ein weiteres Zusammentreffen einer erweiterten Expertenrunde geben. "Erste sichtbare Maßnahmen sollen bereits im kommenden Schuljahr umgesetzt werden", sprach Hohensinner die Dringlichkeit einer konkreten Umsetzung an. Bereits ab kommenden Montag können Schülerinnen und Schüler des BORG zurück ins Gebäude - zumindest jene, die zurück wollen, wurde seitens des steirischen Bildungslandesrats Stefan Hermann betont: "Es gilt sich wieder langsam an die Schule heranzutasten", sagte er am Dienstag im APA-Gespräch. Jene, die noch nicht ins Schulgebäude zurück wollen, werden die Möglichkeit zur Betreuung in sechs mobilen Klassenzimmern haben. Diese "Container-Klassen" werden am Schulgelände aufgestellt und dienen als Ersatzräume.
Jene Schülerinnen und Schüler, die sich auch noch nicht gut genug fühlen, um das Schulgelände zu betreten, werden ab Montag voraussichtlich in einem Seminarraum in der benachbarten Smart City oder eventuell auch in der Helmut List-Halle betreut, schilderte Hermann. All jene, die noch gar nicht wieder zurück in eine schulische Betreuung können, dürfen eine Entschuldigung für das Fernbleiben vorlegen. Somit bestehen ab Montag vier Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler zur Auswahl. Über das verlängerte Wochenende vernetzen sich die Jugendlichen untereinander - dabei werde niemand zurückgelassen. Auch jene, die bisher nicht in der List-Halle Betreuung gesucht, sondern zu Hause ihre Trauer bewältigt haben, werden eingebunden, betonte der Bildungslandesrat.
Hermann bestätigte, dass es für die Schule Umbaumaßnahmen geben wird und auch eine kleine Gedenkstätte angedacht ist. Eine Umbenennung der Schule stehe ebenfalls im Raum, sei aber noch nicht beschlossen. Sowohl Lehrpersonal als auch Schüler seien in die Überlegungen eingebunden. Was genau gemacht werde, obliege der Schule. Der Landesrat erklärte im APA-Gespräch, dass in dem BORG erst etwa zwei Wochen vor dem Amoklauf eine Amok-Übung stattgefunden habe. Diese sei nach den von der Bildungsdirektion vorgelegten Krisenplänen absolviert worden: "Das war goldrichtig", so Hermann und könnte wohl Leben gerettet haben.
Bezüglich möglicher künftiger Sicherheitsmaßnahmen müsse man laut Hermann besonnen vorgehen. Er könne sich Schleusen wie etwa bei Gericht in der praktischen Umsetzung nur schwer vorstellen. Er hält auch eine komplette Abriegelung von Schulen für nicht richtig: "Die Schule soll ein Ort der Entfaltung sein", sagte er.
GRAZ - ÖSTERREICH: FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU