von
Der aktuelle Sachstandsbericht des Austrian Panel on Climate Change (APCC) zeigt: Der Klimawandel verursacht durch Hitze, Extremwetter, Infrastrukturbelastung oder Gesundheitsfolgen hierzulande derzeit jährlich Schäden im Ausmaß von rund zwei Milliarden Euro. Wird der Klimaschutz nicht weiter ausgebaut, könnten die Kosten bis 2030 auf bis zu 5,2 Mrd. und bis 2050 auf rund 11 Mrd. Euro anwachsen. Gleichzeitig ergeben Modellrechnungen, dass Investitionen in Klimaschutz und Anpassung langfristig deutlich günstiger sind als das Nicht-Handeln. "Ein vorausschauender, systematisch geplanter Klimaschutz rechnet sich – ökologisch, wirtschaftlich und sozial", kommentierte Harald Rieder von der Universität für Bodenkultur (Boku), Co-Vorsitzender des Sachstandsberichts.
Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) bezifferte die Kosten des Nicht-Handelns beim Klimaschutz bereits Anfang 2024 auf zumindest 5,4 bis 7,0 Mrd. Euro pro Jahr. Die Klimakrise wird laut der Studie auch für Zentralbanken zunehmend zum Thema: Sie beschäftigen sich etwa mit den Klimarisiken, die sich durch verschiedene Mechanismen auch auf die Finanzstabilität von Volkswirtschaften und auf öffentliche Budgets übertragen können.
Die Auswirkungen der Klimakrise sind vielschichtig. So werden etwa Extremwetterereignisse häufiger und intensiver, wodurch in vielen Fällen auch die Schäden an Umwelt und Infrastruktur steigen. Dabei lässt sich ein einzelnes Wetterereignis kaum unmittelbar dem Klimawandel zuordnen, insgesamt zeigt sich aber ein deutlicher Zusammenhang. Der durch das Hochwasser im September 2024 in Österreich entstandene Schaden belief sich laut Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) auf rund 1,3 Mrd. Euro.
Dabei fallen einerseits Kosten für die Reparatur von Infrastruktur, wie Straßen, Bahnstrecken oder Gebäuden an, andererseits entsteht auch ein wirtschaftlicher Schaden, wenn Verkehrswege nicht befahrbar sind und Menschen und Güter nicht von A nach B gelangen.
Vor allem im Osten und Südosten Österreichs ist die Verfügbarkeit von Wasser bereits jetzt ein Thema. In diesen Regionen nehmen Perioden mit niedrigem Wasserstand in Flüssen zu und Trockenphasen werden länger und intensiver, heißt es im Sachstandsbericht. Besonders betroffen davon ist unter anderem die Landwirtschaft, wo sich steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und geringeres Wasserangebot auf den Ernteertrag auswirken und dadurch hohe Kosten zur Folge haben können. Auch in der Stromproduktion, die in Österreich traditionell stark von Wasserkraft geprägt ist, führt die geringere Wasserverfügbarkeit zeitweise zu Verschiebungen.
Hohe Kosten verursacht der Klimawandel auch im Gesundheitssystem. Hitzewellen und Tropennächte bergen besonders im städtischen Raum ein Risiko für die Gesundheit, erhöhen die Sterblichkeit und senken Lebensqualität und Arbeitsproduktivität, heißt es im Sachstandsbericht.
Dabei schreitet die Erderwärmung in Österreich rascher und deutlicher voran als im globalen Durchschnitt, die mittlere Lufttemperatur liegt hierzulande bereits um rund 3,1 Grad Celsius über dem Niveau der vorindustriellen Zeit (1850-1900), zeigt der Sachstandsbericht.
Für die Erreichung der Klimaziele seien rasche und zielgerichtete Maßnahmen notwendig. "Vorsorgender Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen sind auf lange Sicht deutlich kostengünstiger als die Bewältigung der Schäden die durch die Auswirkungen des Klimawandels verursacht werden", heißt es im Sachstandsbericht.
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH