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Die Grundidee für "Nah Dran" begann als Support auf Tournee mit Element of Crime zu sprießen. "Wir durften ewig mitfahren, sechs Wochen oder so", erzählt Madlaina Pollina im Gespräch mit der APA. "Wir sind als Duo aufgetreten, erstmals nach fünf Jahren mit Band. Das hat uns extrem inspiriert, richtig was losgetreten. Wir haben uns gefragt, ob wir wieder was machen sollten, wo die Leute genug Zeit haben, auch die Texte zu hören, weil nicht schon wieder eine Gitarre spielt. So ist das Album ein bisschen anders geworden als die Vorgänger." Man ist tatsächlich nah dran beim Zuhören.
Das "Wir" besteht neben Pollina aus Nora Steiner. Letztere lebt in der Schweiz, während Madlaina Pollina vor ein paar Jahren nach Wien gezogen ist. An einem ihrer Lieblingsorte, einem Café in Margareten, beobachtet sie gerne Leute und lässt sich davon mitunter zu Texten inspirieren. "Und man darf bei einem Getränk drei Stunden sitzen und wird in Ruhe gelassen", lacht sie. Aber auch das Café im Kunsthistorischen Museum sei so ein Ort: "Du schaust dir Gemälde an, setzt dich ins Café und alle reden dort über Kunst. Das ist manchmal genauso spannend wie die Kunst selbst."
Die Lieder von Madlaina & Steiner durchweht eine Prise bittersüße Melancholie. "Diese Stimmung hat mich immer schon angezogen", erzählt Pollina - auch darum Wien. "Nora ist künstlerischer. Sie mag intellektuelle Bands, ich Musik, die Emotionen direkt anspricht." Wie klappt das mit dem gemeinsamen Songschreiben über Ländergrenzen hinweg? "Wir haben uns auch früher Rohversionen per Sprachnachricht zugeschickt. Weil Vorspielen ist zu intim. So hat man Zeit, das Soundfile mehrfach zu hören und dann erst zu reagieren. Deshalb ist es egal, ob Nora im Zimmer nebenan sitzt oder in der Schweiz."
Eine Spezialität der Formation sind Lieder, "die sich anschleichen und man nicht weiß, was noch ums Eck kommt", wie es Pollina formuliert. "Es ist allerdings ein Zufall, dass auf diesem Album so viele Songs dieser Art gelandet sind, Lieder, die wie Balladen wirken - und dann kommt die Klatsche." Wobei diese stets aus einem stimmigen Crescendo besteht. Chanson und Schlager, guter Schlager "in der Tradition von Hildegard Knef", führt die Künstlerin als Einflüsse an.
Die Texte des Duos sind "niemals Alltagssprache, aber immer Zeitgeist", heißt es in der Biografie zum Album. "Wir haben beide noch nie, das hat uns sehr früh von anderen Indie-Bands unterschieden, umgangssprachliche Texte geschrieben. Das gelingt uns einfach nicht", so Pollina. "Literatur, die uns berührt, ist auch nicht in Umgangssprache verfasst. Geschriebene Sprache ist eben eine andere."
Ein gutes Beispiel für Textkunst und gefinkeltes Arrangement ist das Lied mit Kinderchor und dem schönen Titel "Der Mensch ist einsam, alles andere nur ein Versuch". Dieser Song habe sich "extrem angeschlichen", sagt Pollina. "Lange war das nur dieser Satz, aber ich wollte auch Hoffnung ins Lied bringen. Nora hat irgendwann den Refrain 'das wirst du nie mehr los' beigesteuert. Wenn das die Kinder singen, ist die Drehung geschafft: Einsamkeit gehört zu uns, aber wenn wir das akzeptieren, dann geht es weiter."
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E - www.steiner-madlaina.com)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Glitterhouse Records/June Fischer/June Fischer





