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Im ersten Text beschrieb Biró Ende der 1960er-Jahre seine Erfahrungen an der Isonzofront des Ersten Weltkriegs, aus dem er verwundet zurückkehrte, im zweiten schilderte er unmittelbar nach seiner Ankunft in Tel Aviv die Erlebnisse rund um den "Anschluss" 1938, die folgenden Repressalien und schließlich die geglückte Emigration über Jugoslawien nach Palästina, von wo er 1946 wieder nach Graz zurückkehrte.
Fleck hebt die doppelte Besonderheit der Erinnerungen hervor. Birós Schilderung des Kriegsalltags an der Isonzofront sei einer der wenigen gedruckten Erfahrungsberichte von diesem Kriegsschauplatz, "ganz im Gegensatz zur deutschen Westfront, über die eine große Zahl von literarischen Verarbeitungen und autobiographischen Berichten vorliegt".
Auch Birós Berichte aus Graz über die erste Jahreshälfte 1938 seien einzigartig - und zudem mitten im Krieg verfasst, als der weitere Verlauf der Geschichte noch keineswegs absehbar und die späteren Narrative noch nicht etabliert gewesen seien. Auch unter diesem Gesichtspunkt sind Sätze wie diese bemerkenswert: "Dazu kam, dass Hitler auf die Angliederung Österreichs offenbar nur gewartet hatte, um mit der restlosen Liquidierung des Judentums einzusetzen."
(S E R V I C E - Ludwig Biró: "Die erste Hälfte meines Lebens", herausgegeben von Christian Fleck, Literaturverlag Droschl, 350 Seiten, 26 Euro, ISBN: 978-3-99059-193-2)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA / Literaturverlag Droschl






