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Der Film beginnt mit einem merkwürdigen Zitat (Indiana Jones, et al.): Der Protagonist taucht in der Anfangssequenz einer nicht näher definierten südländischen Stadt aus einem Gullyschacht auf. Danach fokussiert sich der Film sofort auf seinen ausgeklügelten Erzählbogen. Gauß erzählt von einem aufwühlenden Traum, in dem er sein eigenes Grab gesehen hat. Mit dieser stimmungsmäßigen Markierung beginnt die eigentliche Erzählung des Films.
Der Zuschauer wird durch die altmodische, gepflegte Wohnung von Gauß und seiner Frau Maresi geführt. Hier plant man auch gleich die erste gemeinsame Reise mit dem Filmteam. Sie führt in das Städtchen Futog in der serbischen Batschka, von wo Gauß' donauschwäbische Eltern Ende des Zweiten Weltkriegs nach Salzburg fliehen mussten.
In Novi Sad wird Gauß von einer Journalistin des deutschsprachigen Minderheitenprogramms über seine Spurensuche nach der Familie interviewt. Hier zeigt sich bereits Holzhausens Methode der wechselnden Erzählsituationen, in der er abwechselnd Gauß direkt oder über seine Texte sprechen lässt, immer wieder aber auch Gauß als den Interviewenden ins Bild rückt, der das Wort Schriftstellerkolleginnen, Wissenschaftern oder Zeitzeugen überlässt.
Der Film kehrt zwischen den begleitenden Reisen, die unter anderem nach Ungarn, Bosnien aber auch in den Pinz- und Pongau führen, immer wieder an den Ort des Verfassens zurück, der stets das Salzburger Heim des Schriftstellers ist. Zwischendrin findet sich jene Sequenz, dem der Film seinen Titel zu verdanken hat, als Gauß den Begriff "Flaneur" für sich und seine Herangehensweise in der Arbeit verwirft und sich stattdessen als "Schlenderer" definiert.
Das Thema Tod ist entgegen dem Ankündigungstext eher unterschwellig eingewoben. Gauß' Herzinfarkt vor einigen Jahren wird in der Erzählung eher beiläufig behandelt. Vielmehr begegnet der Tod dem Zuschauer in den Geschichten, die Gauß auf und von seinen Reisen erzählt: eine Begegnung mit dem Hinterbliebenen eines Scharfschützenopfers in Sarajewo, Gräber von Vorfahren, Gräber von Deserteuren, Gräber von russischen Kriegsgefangenen. Wobei der Tod solcherart stets friedlich unter einer sonnenüberfluteten Grasnarbe ruht.
Obwohl am Ende des Films wieder ein von Gauß erlebter Traum mit Todesbezug steht, bleibt doch das Bild eines auch im Alter und trotz seiner gesundheitlichen Einschränkung hochaktiven Geistes, der, wenn es das Schicksal will, uns noch einiges aus verborgenen Winkeln des europäischen Kontinents erzählen möchte.
(Von Andreas Stangl/APA)
(S E R V I C E - https://dimdimfilm.com)
Der österreichische Schriftsteller Karl-Markus Gauß anl. eines Fototermins mit der Austria Presse Agentur (APA), am Mittwoch, 19. Jänner 2022, in Salzburg.