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Kärntens Bankenchefs im Interview: So stärken wir die regionale Wirtschaft

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©IMAGO / Volker Preußer

Vier Vorstandschefs Kärntner Banken sprechen über Wirtschaftstrends, nachhaltige Investitionen, die Koralmbahn und persönliche Kundenbetreuung im digitalen Zeitalter.

Ein ganz besonderes Expertengespräch brachte Mag. Siegfried Huber, den Vorstandssprecher der Kärntner Sparkasse, Vorstandsvorsitzenden Dir. Johannes Jelenik von der Volksbank Kärnten, den Vorstandvorsitzenden der BKS Bank, Mag. Nikolaus Juhász, und den Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank Kärnten, Mag. Manfred Wilhelmer, zusammen: Gemeinsam betonten die heimischen Banker die Stärke der Kärntner Industrie und das Innovationspotenzial der österreichischen KMUs. Bahnbrechende Projekte wie die Koralmbahn und regionale Netzwerke betrachten sie als zentrale Hebel für die wirtschaftliche Dynamik Kärntens. Die Kärntner Banken setzen auf eine hybride Kund*innenbetreuung, welche digitale Services mit persönlicher Beratung verbindet, um sowohl digital-affine, als auch traditionell orientierte Menschen perfekt zu betreuen.

Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Bankenbranche in Kärnten?
Die wirtschaftliche Lage ist herausfordernd, aber Kärntens KMUs und die Industrie sind solide und innovativ aufgestellt. Als die mit Abstand größte Bank in Kärnten sehen wir uns als BKS Bank zugleich als Vorreiter bei wichtigen Entwicklungen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Mit unserer Zentrale in Klagenfurt sind wir der einzige börsennotierte Bankkonzern mit Sitz in Kärnten und begleiten viele unserer Kärntner Kunden*innen auch über die Landesgrenzen hinweg und unterstützen sie mit internationalen Netzwerken und unserem über viele Jahre aufgebauten Know-how im Export.


HUBER: Entgegen dem Trend sehen wir als Kärntner Sparkasse im Land Investitionsneigung und kluge und mutige Unternehmer*innen, die genau heute die Zukunftsweichen richtig stellen: 99,8 Prozent der Unternehmen in Österreich sind KMUs. Sie beschäftigen 66 Prozent der Arbeitnehmer*innen und tragen mit 163 Milliarden Euro 57 Prozent zur österreichischen Wertschöpfung bei. Das zeigt eine aktuelle IMAS-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen. Genau in diesem zukunftsfitten Wirtschaftssektor ist Kärnten besonders toll aufgestellt. Die Welt und auch die Finanzwelt werden immer komplexer. Deshalb ist die Beratung von Mensch zu Mensch heute so wichtig und wird es auch bleiben.


JELENIK: Die Filialen der Volksbank Kärnten sind trotz des umfangreichen digitalen Angebots das Herzstück des Unternehmens. Unsere engagierten Kundenberater*innen stehen den Kärntner*innen in jeder Region tagtäglich mit persönlicher Beratung zur Seite. Denn Vertrauen, regionale Nähe und echte wirtschaftliche Partnerschaft sind Werte die uns als Volksbank auszeichnen.

WILHELMER: Das volatile Umfeld macht Planungen für Unternehmen aktuell schwer, Investitionen werden aufgeschoben. Diese zurückhaltende Investitionstätigkeit, der Fachkräftemangel, die inflationsbedingte Kostenexplosion und branchenübergreifende Lieferkettenprobleme stellen Unternehmer*innen vor große Herausforderungen. Wir bieten maßgeschneiderte Produkte und Services und eine umfangreiche Förderberatung, weil wir die Betriebe damit entlasten können. Zugleich bin ich überzeugt, dass der Wettbewerb zwischen uns, den hier versammelten vier regionalen Kärntner Banken wichtig ist: Unsere Innovationen und die Qualität der Dienstleistungen und Services treiben uns gemeinsam voran, was letztendlich den Kund*innen zugutekommt.

Die Stärkung des Wirtschaftsraumes und zugleich auch des Lebensraumes Kärnten ist in global herausfordernden Zeiten ein wichtiges Zukunftsthema: Wie fördern Sie als regionale Banken eine nachhaltige Entwicklung in Kärnten und welche Zukunftsprojekte unterstützen Sie?
HUBER: Als ältestes Bankinstitut in Kärnten zeigt die Kärntner Sparkasse gelebte Verantwortung und stellt das Gemeinwohl in den Mittelpunkt: Allein 2023 wurden 2,1 Mio. Euro an Fördermitteln ausgeschüttet. In den letzten 10 Jahren waren es 15,7 Mio. Euro. Die Gemeinwohlorientierung spielt in der Kärntner Sparkasse seit ihrer Gründung vor knapp 190 Jahren eine zentrale Rolle. Den Menschen zu Wohlstand zu verhelfen und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern, ist Teil der Sparkassen-DNA. Über die Privatstiftung Kärntner Sparkasse haben wir ein regionales Förderbudget abgeleitet, welches gewährleistet, dass gute und innovative Projekte auch rechtzeitig von der heimischen Wirtschaftscommunity bemerkt werden. Mit der Gründung der „StartInvest“ als Beteiligungsunternehmen unterstützen wir direkt die Gründung neuer junger Unternehmen.

JUHÁSZ: Wir als BKS Bank haben vor 20 Jahren als erste österreichische Bank Nachhaltigkeit im Fundament unseres Strategiegebäudes verankert und Pionierarbeit geleistet. Ein neuer Meilenstein konnte Anfang 2024 mit der Gründung der „Du & Wir-Stiftung“ gesetzt werden: Unter dem Dach der Caritas-Stiftung Österreich werden mit den Erlösen der neuen Stiftung soziale Projekte unterstützt wie zum Beispiel die Lerncafés, wo Schulkinder an Nachmittagen betreut und gefördert werden. Ergänzend zur Stiftung haben wir das „Du & Wir-Konto“ auf den Markt gebracht, das pro Neuabschluss der Gesellschaft einen sozialen Beitrag leistet. Innerhalb weniger Monate wurden hier fast 1000 Konten eröffnet und Ende August erfolgte eine erste Zustiftung von rund 10.000 Euro. In unserem jüngsten Kooperationsprojekt unterstützen wir gemeinsam mit der IV und WKK die Informatikwerkstatt des „Regionalen Fachdidaktikzentrums Informatik Kärnten“. Wir sind froh, dass so der Fortbestand dieser wichtigen Institution gesichert werden konnte. Denn digitales Grundverständnis unserer Bevölkerung ist heute essenziell.

WILHELMER: Das Thema regionale Förderung liegt uns bei Raiffeisen sehr am Herzen. Wir möchten aktiv zu einer nachhaltigen Entwicklung in den Regionen beitragen. Unter den zahlreichen Aktivitäten möchte ich ein Leuchtturmprojekt besonders hervorheben: die erneuerbaren Energiegenossenschaften (EEGs). Die Idee dahinter ist, Energie in der Region zu erzeugen und dort auch ohne weite Wege wieder zu verbrauchen. Wir haben bereits über 20 EEGs gegründet. Mit diesem Erfolgsprojekt leisten wir einen spürbaren Beitrag zur Energiewende in Kärnten.

Zwischen Graz, Klagenfurt und Villach entsteht mit Fertigstellung der Koralmbahn ab 2025 der zweitgrößte Ballungsraum Österreichs. An welchen wirtschaftlichen Entwicklungen rund um die Jahrhundertchance Koralmbahn sind Sie als Kärntner Banken beteiligt?
JUHÁSZ: Wir stellen Unternehmen in Kärnten und der Steiermark jährlich neue Finanzierungslinien von mehr als 0,5 Mrd. Euro zur Verfügung, um wichtige Zukunftsprojekte zu verwirklichen. Viele unserer Kund*innen befinden sich genau auf der Achse der Streckenführung der Koralmbahn. Ganz gleich, auf welcher Seite des Tunnels sie zu Hause sind: Als DIE Bank für Kärnten und Steiermark sind wir mit unseren Dienstleistungen diesen Kund*innen immer nahe.

WILHELMER: Als Raiffeisen Landesbank stehen wir hier vor der einzigartigen Möglichkeit, die wirtschaftliche Entwicklung Kärntens aktiv voranzutreiben. Wir stehen Unternehmer*innen aus dem Lavanttal und dem Bezirk Völkermarkt kompetent zur Seite, um innovative Projekte zu fördern. Darüber hinaus engagieren wir uns beim „Area Süd Wirtschaftsforum Unterkärnten“: Denn wir möchten eine Plattform für Unternehmen aus der Region Unterkärnten und den angrenzenden Bezirken schaffen, mit dem Ziel, sich auszutauschen und Synergien zu erzeugen, um die Wertschöpfung und Innovationskraft zu stärken.

HUBER: Über unseren Eigentümer, die Privatstiftung Kärntner Sparkasse, werden laufend Entwicklungsprojekte gefördert. Entlang der Bahnstrecke sind wir mit Filialen bestens gerüstet. In Eberndorf haben wir vor Kurzem die jüngste unserer 50 Filialen eröffnet. Ich bin überzeugt: Infrastrukturell und wirtschaftlich werden die Bezirke Wolfsberg, Völkermarkt und Klagenfurt von der Koralmbahn massiv profitieren.

Wie unterstützen Sie Kärntner KMUs hinsichtlich der immer stärker greifenden internationalen Nachhaltigkeitsanforderungen?
WILHELMER: Nachhaltiges Wirtschaften hat großes Zukunftspotenzial, weil sich die Wirtschaft in einem Transformationsprozess befindet und viele Investitionen in diesem Bereich stattfinden. Wir unterstützen die Kärntner KMUs mit unserer Expertise auf dem Weg in eine grüne Zukunft, vor allem auch im Förderbereich. Für Unternehmen ist es gar nicht so einfach, sich einen genauen Überblick über die umfangreichen Fördermöglichkeiten zu verschaffen. Wir erklären unseren Kund*innen punktgenau, welche Förderstelle für sie zuständig ist, kennen die Ansprechpartner*innen und unterstützen sie in der Förderabwicklung.

JELENIK: Als regionale Hausbank bieten wir in Kooperation mit dem Energieforum Kärnten unseren KMUs einen Nachhaltigkeitscheck an: Grundlage für diesen Check sind alle dementsprechenden Gesetze, die von der Europäischen Union und vom Nationalrat beschlossen werden. Dabei wird branchen- und größenspezifisch analysiert, welche Gesetze und Themen für das Unternehmen relevant sind. Ein Ist-Zustand wird erhoben und das Verbesserungspotenzial besprochen, daraus ergibt sich ein Zielkatalog und ein Maßnahmenplan. Für diesen Nachhaltigkeitscheck ist keine spezielle Vorbereitung notwendig.

JUHÁSZ: Unser gesamtes Strategiegebäude in der BKS Bank baut auf dem starken Fundament „Nachhaltigkeit & Qualität“ auf. Wir identifizieren die Nachhaltigkeitsaspekte jedes Projekts unserer Unternehmenskunden und setzen darauf aufbauend eine optimale Finanzierungs- und Förderstruktur um. Durch unsere starke Kapitalmarktorientierung haben wir schon früh begonnen, nachhaltige Leuchtturmprojekte unserer Kunden mit Green-, Social- und Sustainability-Bonds zu refinanzieren. So hat auch die Kärntner Bevölkerung die Möglichkeit, wichtige Investitionsvorhaben im eigenen Land zu unterstützen und attraktive Zinserträge zu lukrieren.

HUBER: Wir bieten ESG-Round-Tables an, bei denen wir mit Inputs aus der Wirtschaft und Expertenkommentaren Unternehmen auf ihrem Weg zu etwaigen Nachhaltigkeitsberichten Hilfestellung bieten.

Das Bankgeschäft ist durch und durch digital. Wie gehen Sie mit Kund*innen – vor allem im für Kärnten so prägenden ländlichen Raum – um, die nicht wirklich digitalaffin sind?
WILHELMER: Im Zeitalter der Digitalisierung ist es für uns Banken entscheidend, dass alle Kund*innen unabhängig von ihrem digitalen Kenntnisstand die Unterstützung und die Dienstleistungen erhalten, die sie benötigen: Heute gilt es eine Brücke zwischen der digitalen und der persönlichen Betreuung zu schlagen. So viel digitale Betreuung, wie der Kunde will, und so viel persönliche Beratung, wie er braucht, das verstehen wir unter Kundenzentrierung.

JELENIK: Die Volksbanken vereinen das Beste aus beiden Welten: persönliche Nähe und Individualität in der Beratung sowie Opti-Channel-Banking-Angebote für standardisierte Geschäfte.

JUHÁSZ: Unsere BKS-Bank-Kunden können stets den für sie angenehmsten Zugang zu unseren Dienstleistungen wählen und erhalten jede Unterstützung. Bei unserer Veranstaltungsreihe „Digital – einfach erklärt“ informieren wir über die einfache Handhabung digitaler Features. Für Kund*innen, die weiterhin Überweisungen und Bargeldtransaktionen in der Filiale abwickeln wollen, haben wir ein spezielles Kontomodell entwickelt, bei dem Transaktionen ohne zusätzliche Entgelte in Anspruch genommen werden können.

Welche Strategien verfolgen Sie, um junge Menschen für Ihre Bank zu gewinnen und langfristig als Kärntner Kunden zu binden?
WILHELMER: Gerade junge Menschen haben andere Erwartungen an die Bank. Uns ist es wichtig, sie für uns zu begeistern, die Finanzbildung zu fördern und sie auf ihren unterschiedlichen Lebensphasen zu begleiten. Mit dem Raiffeisen Club bieten wir Jugendlichen eine Plattform mit zahlreichen Vorteilen wie Zugang zu Events, Festivals und spannenden Erlebnissen. In der Beratung bündeln wir unsere Kompetenzen und speziell qualifizierte Jugendberater*innen stehen für individuelle Beratungen, die auf die Bedürfnisse junger Menschen zugeschnitten sind, zur Verfügung.

HUBER: Finanzbildung liegt uns als Sparkasse besonders am Herzen. Daher wird im Zuge des Umbaus unseres Hauptgebäudes in Klagenfurt auch ein „Financial Life Park“ eingebaut: Dort möchten wir junge Menschen erreichen, um die Finanzbildung zu sichern. Die finanzielle Gesundheit unserer Kunden besprechen wir in persönlichen Beratungsterminen, dies fördert eine langfristige Kundenpartnerschaft.

JELENIK: Wir begleiten unsere Kunden schon von jung auf, durch alle Lebensphasen. Die Vermittlung des Spargedankens liegt uns als Volksbank besonders am Herzen. Deshalb bieten wir jungen Menschen attraktiv verzinste Produkte und Anreize zum Sparen. Die Auswahl erstreckt sich vom Sparkonto mit aktuell 4 % bis hin zum kostenlosen Girokonto für Jugendliche, Lehrlinge und Studenten. Unser Aktivkonto ist mit einem speziellen Bonuspunkteprogramm ausgestattet: Bei jeder Transaktion oder bei besonderen Anlässen werden Punkte vergeben, die ab einer gewissen Anzahl gegen Gutscheine im regionalen Handel, für den nächsten Kinobesuch oder für das Fahrtechniktraining im Zuge der Führerscheinausbildung eingelöst werden können. Dank unserer langjährigen Begleitung bis ins Erwachsenleben und der zeit- und ortsunabhängigen Technik unseres „hausbankings“ bleiben uns unsere einst jüngsten Kunden auch später treu.

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