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Wachsende Unterschiede bei Lesekompetenz von Erwachsenen

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In Österreich wird weniger gelesen
©APA, THEMENBILD, BARBARA GINDL
Die Lesekompetenzen von Erwachsenen entwickeln sich je nach Alter, Bildungsabschluss und Berufsgruppe auseinander. Das zeigt der von der Statistik Austria erstellte nationale Ergebnisbericht der oft als "Erwachsenen-PISA" bezeichneten OECD-Erhebung PIAAC. Während sich etwa die Lesekompetenz von höher Gebildeten und Berufsgruppen mit hohen Qualifikationen zwischen 2011 und 2022/23 kaum veränderte, nahm sie bei Berufsgruppen mit mittlerer und niedriger Qualifikation ab.

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Bereits im Dezember 2024 wurden die Ergebnisse des "Programme for the International Assessment of Adult Competencies" (PIAAC) veröffentlicht. Schon damals zeigte sich, dass sich seit der letzten Erhebung 2011 die Gruppe der 16- bis 65-Jährigen mit Problemen beim Lesen auf 29 Prozent praktisch verdoppelt hat. Im Vergleich zu den anderen 30 Ländern, die an PIAAC teilgenommen haben, landete Österreich beim Lesen signifikant unter dem OECD-Schnitt (254 gegenüber 260 Punkte) - 2011 war man noch über dem OECD-Schnitt.

In ihrem am Dienstag veröffentlichten Ergebnisbericht haben sich die Statistikerinnen und Statistiker nun die Ergebnisse im Detail angesehen und bestimmte Gruppen ausgemacht, deren Ergebnisse für das Absinken verantwortlich waren, während sich bei anderen die Resultate dagegen nicht signifikant verschlechtert haben. So war etwa der Rückgang der Lesekompetenz vor allem auf die älteren Kohorten zurückzuführen.

Einerseits sinken die Mittelwerte bei den Leseergebnissen mit steigendem Alter grundsätzlich, andererseits kam es auch im Kohortenvergleich zwischen 2011 und 2022/23 nur bei den älteren Gruppen zu Rückgängen. Während bei den 16- bis 24-Jährigen sowie den 25-34-Jährigen keine signifikanten Veränderungen zu verzeichnen waren, kam es bei den 35- bis 44-Jährigen, den 45-54-Jährigen sowie den 55- bis 65-Jährigen jeweils zu signifikanten Verschlechterungen.

Ähnlich sieht es auch bei der Entwicklung je nach Bildungsabschluss aus: Auch hier gibt es unterschiedliche Entwicklungen - während sich bei den niedrigen Bildungsabschlüssen (maximal Pflichtschule, Lehre oder berufsbildende mittlere Schule/BMS) die Lesekompetenz signifikant verschlechtert hat, ist dies bei den höheren Abschlüssen nicht der Fall.

Auch bei den einzelnen Berufsgruppen spiegelt sich dies wider: Bei Führungskräften, akademischen Berufen, Technikerinnen und Technikern sowie Bürokräften wurden keine signifikanten Rückgänge der Lesefähigkeiten verzeichnet, bei Dienstleistungsberufen, Land- und Forstwirten, Handwerkerinnen und Hilfsarbeitskräften aber sehr wohl. Interessant: Teilzeitbeschäftigte kommen auf ein höheres Leseniveau als Vollzeitbeschäftigte - zurückgeführt wird dies darauf, dass der Akademikeranteil bei den Teilzeitlern höher ist.

Unterschiede gibt es auch bei den sogenannten Nicht-Erwerbspersonen, also jenen, die weder erwerbstätig noch arbeitslos sind. Schülerinnen und Schüler bzw. Studierende blieben kompetenzmäßig in etwa stabil, während bei Pensionistinnen und Pensionisten sowie sogenannten haushaltsführenden Personen (etwa Hausfrauen) signifikante Verschlechterungen registriert wurden.

Auch die Leseaktivität hat sich verändert: In Österreich wird sowohl in der Freizeit als auch am Arbeitsplatz weniger gelesen. Das ist ein deutlicher Unterschied etwa zu Deutschland: Dort wurden keine Veränderungen in der Freizeit und sogar eine höhere Leseaktivität am Arbeitsplatz registriert. Hinsichtlich einzelner Lesequellen zeigt sich in Österreich laut Statistik Austria ein besonders starker Rückgang beim Konsum sogenannter "komplexer" Lesematerialien (Artikel in Zeitungen, Magazinen und Newslettern), in Deutschland war dieser geringer. Gleichzeitig wurde in beiden Ländern ein Anstieg beim Lesen kürzerer Texte (E-Mails, Briefe, Notizen) verzeichnet - dieser fällt in Deutschland aber stärker aus.

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