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Tote Patientin: OÖG: Keine Fehler von Ärzten und Pflege

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Sondersitzung zum Fall der toten Patientin
©APA, GEORG HOCHMUTH, THEMENBILD
Beim Tod einer Patientin, die im Oktober mit einem Aorteneinriss ins Krankenhaus Rohrbach gekommen war, und von einigen Spitälern abgewiesen wurde, gebe es "keinen Anhaltspunkt für einen Fehler auf Ebene der handelnden Ärztinnen und Ärzte oder des Pflegepersonals", teilte die Oberösterreichische Gesundheitsholding (OÖG) nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Montag mit. Zuvor kündigte der Vorsitzende der OÖG-Geschäftsführung Franz Harnoncourt an zurückzutreten.

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Harnoncourt, der auch Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums (KUK) ist, hat seinen vorzeitigen Rücktritt aus dem Vertrag zu Beginn einer Sondersitzung der Gesundheitsholding zum Fall jener Patientin angekündigt. Sein Vertrag läuft eigentlich noch bis 2029. Harnoncourt habe Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) "ersucht, meinen Vertrag vorzeitig aufzulösen". Er werde noch so lange seine Funktion ausüben, bis eine Nachfolge gefunden und eine geordnete Übergabe sichergestellt sei.

Mitte Oktober war die Patientin mit einem Aorteneinriss ins OÖG-Krankenhaus Rohrbach gekommen. Sie hätte in eine Spezialklinik überstellt werden müssen, aber nirgends, auch nicht im Kepler Uniklinikum, fand sich die Kapazität, sie rasch genug zu behandeln. Die Frau starb. Ihr Fall zog eine breite Diskussion über die Abläufe und Kapazitäten im Gesundheitssystem nach sich. So hat Haberlander eine Expertenkommission für Klinisches Notfallmanagement und Kommunikation installiert, die die Abläufe rund um den Tod der Frau aufklären soll.

Der Aufsichtsrat der OÖG berichtete am Montag, die Patientin sei nach nur etwas mehr als zwei Stunden nach der Diagnose um 23.18 Uhr an einer "sehr seltenen, schicksalshaften Erkrankung" verstorben. "Die erste Reanimation musste bereits eine knappe Stunde nach der Diagnose, um 22.09 Uhr, nach einem Herzstillstand durchgeführt werden. Nur 28 Minuten später kam es zum zweiten Herzstillstand mit neuerlicher Reanimation. Ab diesem Zeitpunkt war sie nicht mehr transportfähig. Um 22.51 erfolgte ein neuerlicher Herzstillstand", hieß es. Deshalb habe sie auch nicht mehr in eine Salzburger Landesklinik, die Kapazität gehabt hätte, gebracht werden können. Dort war die Übernahme um 22.45 Uhr zugesagt worden. "Wir wissen nicht, ob die umgehende Operation des Aortenrisses ihr Leben hätte retten können. Ohne Zweifel hat der Geschehensablauf aber gezeigt, dass es notwendig ist, Schnittstellen sowie Kommunikationsabläufe - sowohl unternehmensintern als auch träger- und länderübergreifend - kritisch zu hinterfragen und laufend zu verbessern", folgerte die OÖG.

Das Krankenhausmanagement der OÖG präsentierte folgende Maßnahmen: Die Checkliste mit präzisen Abläufen und Telefonkontakten für die Notaufnahmen der Regionalspitäler soll verbessert werden. Ein 24/7-Notfallhubschrauber soll in Oberösterreich etabliert werden. Die OÖG will mit anderen Bundesländern die bundeslandübergreifende Kapazitätsabstimmung gestalten. Eine multiprofessionelle Arbeitsgruppe der OÖG soll Kommunikationswege und Verlegungsmöglichkeiten evaluieren und Verbesserungen erarbeiten.

"Wenn die Organisation und damit ihre Führung nunmehr in so heftiger Kritik stehen, wenn ein gedeihliches und produktives Handeln - auch durch die von mir als überhitzt empfundenen Diskussionen - kaum mehr möglich ist, gilt es, die Verantwortung dafür zu übernehmen - was ich hiermit tue", hatte Harnoncourt zu Sitzungsbeginn gleich erklärt. "Dies umso mehr, als in dieser Atmosphäre die Rückkehr zu einer konstruktiven Arbeit wohl nur durch einen auch personellen Neuanfang möglich ist", merkte er weiter an.

Durchaus selbstkritisch führte er in seiner persönlichen Erklärung noch an: "Es ist mir offensichtlich nicht oder nicht ausreichend gelungen, die Weichen innerhalb der Organisation sowohl bei den Regionalkliniken als auch im Kepler Universitätsklinikum so zu stellen, dass die schwierigen Rahmenbedingungen für unsere Patientinnen und Patienten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst wenig zu spüren sind."

Die Entscheidung verdiene Respekt, ein solcher Schritt "ist niemals leicht und erfordert persönliche Stärke ebenso wie großes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Oberösterreichischen Gesundheitsholding", bedankte sich Haberlander bei Harnoncourt für die langjährige, sehr gute Zusammenarbeit und die Bereitschaft, einen geordneten Übergang sicherzustellen. Gleichzeitig stellte sie auch klar, dass "strukturelle Verbesserungen notwendig sind". Dazu zählen die "Weiterentwicklung von Prozessen, die Schärfung interner Abläufe, ein intensiviertes Recruiting in den bekannten Mangelfächern oder die Stärkung der Kommunikation zwischen den Häusern", listete sie auf. JKU-Rektor Stefan Koch dankte Harnoncourt "für die hervorragende Kooperation und für die gemeinsame Erarbeitung des innovativen Konzepts für die nächste Entwicklungsphase der Medizinischen Fakultät" und begrüßte die nun beabsichtigte Trennung der beiden Geschäftsführerfunktionen (von OÖG und KUK, Anm.) "sehr". Auch die Ärztekammer für Oberösterreich unterstrich die "konstruktive und professionelle Zusammenarbeit" mit dem 64-Jährigen.

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