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Kinderarbeit geht weltweit nur langsam zurück

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Nicht nur in Indien müssen Kinder immer noch arbeiten
©APA, EPA, Divyakant Solanki
Im vergangenen Jahr waren weltweit fast 138 Millionen Kinder in Kinderarbeit tätig - darunter rund 54 Millionen in gefährlicher Arbeit, die ihre Gesundheit, Sicherheit oder Entwicklung gefährden könnte. Das geht aus neuen Schätzungen hervor, die am Mittwoch von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) veröffentlicht wurden.

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Die aktuellen Daten zeigen laut UNICEF und ILO zwar eine Reduktion um mehr als 20 Millionen Kinder seit 2020, der Bericht mit dem Titel "Child Labour: Global estimates 2024, trends and the road forward" ("Kinderarbeit: Globale Schätzungen 2024, Trends und der Weg nach vorn") unterstreicht aber, dass trotz erzielter Fortschritte Millionen Kinder nach wie vor ihres Rechts auf Lernen, Spielen und Kindsein beraubt werden.

Asien und der Pazifikraum verzeichneten laut dem Bericht seit 2020 den deutlichsten Rückgang von 49 Millionen auf 28 Millionen Kinder, in Lateinamerika und der Karibik sank die Gesamtzahl betroffener Kinder von acht auf rund sieben Millionen.

Subsahara-Afrika trägt dagegen weiter die größte Last und macht fast zwei Drittel aller Kinder in Kinderarbeit aus - etwa 87 Millionen. Während der Anteil von 24 auf 22 Prozent sank, blieb die absolute Zahl laut dem Bericht aufgrund von Bevölkerungswachstum, anhaltenden und neuen Konflikten, extremer Armut und überlasteten Sozialsystemen nahezu unverändert.

Laut den Daten bleibt die Landwirtschaft mit 61 Prozent aller Fälle der größte Sektor der Kinderarbeit, gefolgt von Dienstleistungen (27 Prozent) wie Hausarbeit und dem Verkauf von Waren auf Märkten sowie der Industrie (13 Prozent), darunter Bergbau und Produktion. Buben sind in allen Altersgruppen häufiger von Kinderarbeit betroffen als Mädchen - wird jedoch unbezahlte Hausarbeit von 21 Stunden oder mehr pro Woche einbezogen, kehrt sich dieser Unterschied laut Bericht um.

Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Kinder in Kinderarbeit fast halbiert - von 246 Millionen auf 138 Millionen. Doch die Fortschritte verlaufen zu langsam, und das Ziel der vollständigen Abschaffung bis 2025 wurde verfehlt, beklagen UNICEF und ILO. Um Kinderarbeit innerhalb der nächsten fünf Jahre zu beenden, müsste das derzeitige Tempo elfmal so schnell sein.

"Die Ergebnisse unseres Berichts machen Hoffnung und zeigen, dass Fortschritte möglich sind", sagte Gilbert F. Houngbo, Generaldirektor der ILO, bei der Präsentation des Berichtes. "Kinder gehören in die Schule - nicht in die Arbeit. Auch Eltern müssen unterstützt werden und Zugang zu menschenwürdiger Arbeit haben, damit sie ihre Kinder in den Unterricht schicken können und nicht auf Märkten oder in Familienbetrieben arbeiten lassen müssen, um das Überleben zu sichern. Aber wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt, bis wir unser Ziel der Abschaffung der Kinderarbeit erreicht haben."

"Die Welt hat große Fortschritte bei der Reduzierung der Kinderarbeit gemacht", konzedierte auch UNICEF-Direktorin Catherine Russell. Aber noch immer schufteten viel zu viele Kinder in Minen, Fabriken oder auf Feldern, oft unter gefährlichen Bedingungen, um zu überleben. "Wir wissen, dass Fortschritte möglich sind - durch rechtliche Schutzmaßnahmen, ausgebaute soziale Sicherungssysteme, Investitionen in kostenlose, hochwertige Bildung und besseren Zugang zu menschenwürdiger Arbeit für Erwachsene", sagte Russell. "Kürzungen bei globalen Finanzierungen drohen aber, diese hart erkämpften Erfolge zunichtezumachen. Wir müssen unser Engagement erneuern, Kinder in Klassenzimmern und auf Spielplätzen zu sehen - nicht bei der Arbeit."

Die Organisationen warnen, dass nachhaltige und verstärkte Mittel - sowohl weltweit als auch national - nötiger denn je sind, um die jüngsten Erfolge zu bewahren. Einschnitte bei der Unterstützung von Bildung, sozialen Sicherungssystemen und Existenzgrundlagen könnten ohnehin schon gefährdete Familien weiter in die Enge treiben und manche dazu zwingen, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken. Gleichzeitig erschwert eine sinkende Investition in Datenerhebung die Sichtbarkeit und Bekämpfung des Problems.

Um die Fortschritte zu beschleunigen, fordern UNICEF und die ILO die Regierungen auf, in soziale Sicherungssysteme für gefährdete Haushalte zu investieren, Kinderschutzsysteme zu stärken, den universellen Zugang zu hochwertiger Bildung zu gewährleisten, für menschenwürdige Arbeit für Erwachsene und Jugendliche zu sorgen sowie Gesetze durchzusetzen und Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, um Ausbeutung zu beenden und Kinder in globalen Lieferketten zu schützen.

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