Die Soldatinnen in den Israel Defense Forces sind gleichberechtigt in jeder Einheit.
Nach dem 7. Oktober 2023 geriet ein Kommando der in Gaza vorrückenden Israelischen Armee (IDF – Israel Defense Forces) in einen Hinterhalt. Dutzende HamasKämpfer bildeten einen Kreis um sieben israelische Soldaten, die sich verzweifelt verteidigten. Unter den herbeieilenden israelischen Einheiten erreichte Leutnant Ilan Elharar, Kommandantin des Bataillon 13 der Golani Brigade ‚Nahal Oz‘, als Erste die eingeschlossenen Soldaten mit ihrer Truppe und sicherte den Rückzug. Die von den Feinden Israels am meisten unterschätzten Soldaten, Offiziere und Einheiten – die Frauen der IDF.
Wehrpflicht für Frauen
Israel ist eines von vier Ländern mit einer Wehrpflicht für Frauen – Israel, Eritrea, Norwegen und Schweden – doch das einzige mit uneingeschränkter Gleichberechtigung. Frauen haben Zugang zu allen Einheiten und allen Rängen. Im Mai 1948 wurde die IDF gegründet, im September 1949 die Wehrpflicht für Frauen beschlossen – für eine Dauer von zwei Jahre und vier Monate. Frauen bleiben in der Reservisten-Armee bis zum 38. Lebensjahr.
Bereits im Befreiungskrieg gegen die britische Besatzungsmacht während der 40er-Jahre vor der Staatsgründung spielten Frauen eine wichtige Rolle. Im Palmach, einer Kampfeinheit der Hagana, der zionistisch-paramilitärischen Partisaneneinheit gegen die britische Besatzung, hatten Frauen einen Anteil von etwa 20 Prozent.
Religiöse Hindernisse
Ganz so einfach war die Aufnahme der Frauen in die neu gegründete IDF dennoch nicht. Nach der Staatsgründung erklärten die Ober-Rabbiner, eine Frau in der Armee sei mit den jüdischen Religionsgesetzen nicht vereinbar und verboten Frauen, als Berufssoldatinnen der Armee beizutreten. Die Regierung ignorierte die Entscheidung, und die große Mehrheit der israelischen Frauen, ob religiös oder nicht, akzeptiert den Militärdienst.
Bis heute ist die unterschiedliche Interpretation religiöser Gesetze das größte Hindernis der Integration. Oft bei ganz simplen Problemen, ob zum Beispiel Männer und Frauen gemeinsam singen oder tanzen dürfen. 2011 verließen neun orthodoxe Offiziersanwärter das Podium einer Gedenkveranstaltung, weil sie nicht gemeinsam mit Frauen singen wollten. 2011 forderte ein Militärgeistlicher tanzende Soldatinnen auf, ihren Tanz in einem abgesonderten Raum fortzusetzen.
Derzeit beträgt der Anteil der Frauen etwa 35 Prozent, in den Kampfeinheiten etwas mehr als 20 Prozent und 40 Prozent der Wehrpflichtigen. Unter den Offizieren ist der Frauenanteil besonders hoch, mehr als 50 Prozent.
Gaza: Frauen an vorderster Front
In den letzten Jahren stellte die Armee Einheiten zusammen, die sich ausschließlich aus Frauen zusammensetzen. Nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 kämpften sieben Frauen-Panzereinheiten des Caracal Battalion in Gaza gegen Hamas-Terroristen. Nach Information der IDF war es das erste Mal, dass Fraueneinheiten an vorderster Front eingesetzt wurden.
Bis 1995 wurden Frauen für die Ausbildung in der Air Force nicht aufgenommen. Die Rekrutin Alice Miller klagte gegen die Abweisung für das Pilotentraining, der Fall ging bis zum Supreme Court, und Miller setzte ihre Aufnahme durch. Sie schloss als Siebentbeste von 70 Piloten die Ausbildung ab.
Elinor Joseph war eine der ersten arabischen Frauen in der Caracal-Elite Einheit, die direkt bei Kampfhandlungen eingesetzt wurde. Leutnant Noy die erste Frau, die als Sniper in der Caracal Einheit kämpfte. Pilotinnen und Frauen als Navigator nahmen am Angriff gegen den Iran teil. Selbst in der gefährlichsten Einheit, Unit 504, dem Geheimdienst innerhalb der Armee, der in arabischen Ländern, Gaza und im Iran Spione für Israel anheuert, arbeiten inzwischen Frauen. 2011 wurde die erste Frau zum Major der IDF ernannt, 2017 übernahm eine Frau ein Infanteriebataillon.
Geheimdienst: Einsatz gemäß Talenten
Nicht nur in der Armee, auch in den Geheimdiensten übernehmen Frauen wichtige Aufgaben. Im Mossad, dem Geheimdienst für ausländische Aktivitäten, ist eine Frau Leiterin des Iran-Referats – unter dem Code ‚S‘, um ihre Identität zu schützen –, verantwortlich für die Infiltration des Iran mit israelischen Agenten und der Vorbereitung der Attentate gegen Vertreter des Militärs und des Atomprojekts.
In den letzten Jahren arbeiten Arbeitsgruppen an den spezifischen Eigenschaften der Frauen gegenüber Männern. Es geht nicht nur um Gleichberechtigung, sondern Männer und Frauen sollten strategisch gemäß ihren Talenten eingesetzt werden. Vor allem in der Führungsebene zeigen Frauen als Offiziere ein besonderes Motivations- und Führungstalent.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 36/2025 erschienen.