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Gerber, zuletzt bereits designierter bzw. geschäftsführender Stadtparteiobmann, trat damit die Nachfolge von Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky an. Dieser hatte sich nach der schweren Niederlage bei der Gemeinderatswahl mit dem bürgerlichen Bündnis "das Neue Innsbruck" im Frühjahr 2024 aus der Politik zurückgezogen. Tursky war am Montag übrigens nicht zugegen. Aus einem freudigen Anlass: Er sei "Vater geworden", wie den Delegierten mitgeteilt wurde.
Man wolle und müsse die ÖVP in der Landeshauptstadt "wieder in den Vordergrund schieben und sichtbar machen", so der neugewählte Obmann in seiner nur rund 15-minütigen Rede in der voll besetzten "Orangerie" des Innsbrucker Congresses. Im APA-Gespräch am Rande des Stadtparteitages bekräftigte Gerber seine bereits geäußerte Absicht, bei der Gemeinderatswahl 2030 wieder als Innsbrucker ÖVP antreten zu wollen. Und machte deutlich, dass er den von der ÖVP geschassten früheren schwarzen Vizestadtchef und jetzigen Bürgermeister Johannes Anzengruber keineswegs als politischen Gegner betrachtet: "Mit mir wird es keine Frontalopposition geben. Wir führen viele positive Gespräche und sind befreundet." Auf die Frage, ob Anzengruber vielleicht bis zur Gemeinderatswahl 2030 gar wieder Teil der ÖVP werden solle, wiegelte Gerber keinesfalls komplett ab, aber: "Für solche Fragen ist es zu früh." Ziel sei es aber, "gemeinsam wie früher an einem Strang zu ziehen": "Meine Angebote und Arme sind offen."
Es bleibe zudem dabei: Er sehe trotz des Parteichefs-Posten seine Zukunft im Land und nicht in der Stadt. Stattdessen wolle er ein "starkes Team aufbauen." Gänzlich ausschließen wollte Gerber ein mögliches Antreten in Innsbruck aber auch nicht. Und wie umgehen mit dem vierköpfigen "das Neue Innsbruck"-Gemeinderatsklub, in der zwei ÖVP-Mandatare und zwei "Für Innsbruck"-Gemeinderäte sitzen? Sein Ziel sei, dass dies so bleibe, aber: "Die Zusammenarbeit muss funktionieren."
In seiner Rede vor dem außerordentlichen Parteitag betonte Gerber, dass auch für die Landespartei ein "breites bürgerliches Angebot" in der Landeshauptstadt wichtig sei. Kommunalpolitisch inhaltlich blieb Gerber sehr vage und allgemein. Er wolle im zu erarbeiteten Programm einen starken Fokus auf die Sicherheit in der Stadt legen: "Die Menschen, vor allem Senioren und Frauen, dürfen am Abend keine Angst mehr haben, in Innsbruck auf die Straße zu gehen." Auch wolle er sich für leistbares Wohnen und Mobilität einsetzen.
Auch Tirols Landeshauptmann und Landesparteiobmann Anton Mattle war Gast auf dem Stadtparteitag. Er legte Gerber sowohl in seiner Rede als auch gegenüber der APA nahe, den "Weg fortzusetzen" und auf alle "Bürgerlichen in der Stadt zuzugehen und sie abzuholen." Denn Innsbruck sei "prinzipiell eine Stadt der Bürgerlichen". Soll auch Anzengruber wieder Teil dieser bürgerlichen Phalanx werden und zur ÖVP zurückzukehren? "Es ist nicht angebracht, zu drängen. Johannes Anzengruber steht uns weltbildlich nahe. Er hat sich aber in der Stadt mit seiner Liste für einen eigenen Weg entschieden. Das ist der Status quo", so Mattle am Rande der Versammlung.
Tursky war bei der Gemeinderatswahl im vergangenen Frühjahr als Bürgermeisterkandidat von "das Neue Innsbruck" ins Rennen gegangen - gegründet von der Innsbrucker ÖVP, der seinerzeitigen Abspaltung "Für Innsbruck" und dem Seniorenbund. Doch dann erlebte man ein politisches Waterloo und fuhr eine schwere Niederlage ein. Statt Tursky triumphierte der von der ÖVP zuvor ausgeschlossene Anzengruber mit eigener Liste, wurde Bürgermeister und schmiedete eine Koalition mit SPÖ und Grünen. "Das Neue Innsbruck" landete mit vier Mandataren auf der Oppositionsbank. Zwei Mandatare sind der ÖVP zuzuordnen, zwei kommen von "Für Innsbruck" - darunter Ex-Stadtchefin Christine Oppitz-Plörer.
Gerber fungiert seit Oktober 2022 als Wirtschafts-und Tourismuslandesrat in der schwarz-roten Landesregierung. Der Tourismusunternehmer mit mehreren Hotels gilt als überaus ehrgeizig und karrierebewusst. Er wurde immer wieder auch für höhere Weihen gehandelt, sollte dereinst einmal die Nachfolge Mattles, der aber bei der Landtagswahl 2027 erneut antreten will, anstehen. Im vergangenen Jahr geriet der Karrieremotor aber gehörig ins Stottern, als er in einer Kampfabstimmung um die Obmannschaft im ÖVP-Wirtschaftsbund Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler unterlag. Die Übernahme des nicht übermäßig begehrten Chefpostens in der Stadtpartei dürfte ihm innerparteilich nicht zum Nachteil gereichen und eine zumindest kleine Machtbasis bedeuten.