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Als "eine prägende Stimme in der Sozialpartnerschaft - mit klarer Haltung, Handschlagqualität und großem Engagement", würdigte Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) den verstorbenen Gewerkschafter im Kurznachrichtendienst X. "Wir verlieren mit Rainer Wimmer einen großen Sozialdemokraten und leidenschaftlichen Gewerkschafter, der sein Leben in den Dienst der arbeitenden Menschen gestellt hat", erklärte Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) in einer Aussendung. Betroffen zeigten sich auch die Grünen. Deren Sozialsprecher Markus Koza bezeichnete Wimmer als "leidenschaftlichen Kämpfer für die Interessen der Arbeitnehmer:innen - in der Gewerkschaft ebenso wie im Parlament".
Wimmer stand der Gewerkschaft PRO-GE seit ihrer Gründung 2009 vor, ab 2018 war der Oberösterreicher zudem Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) im ÖGB. 2023 zog er sich aus beiden Funktionen zurück. In der Öffentlichkeit stand er in den vergangenen Jahrzehnten besonders als Chefverhandler der Metaller bei der jährlichen Herbstlohnrunde in den Jahren von 2009 bis 2022. Zwischen 1993 und 2024 saß Wimmer außerdem mit zweimaliger Unterbrechung für die SPÖ im Nationalrat.
Wimmer habe die österreichische Gewerkschaftsbewegung entscheidend mitgeprägt, meinte dessen Nachfolger an der Spitze der PRO-GE Binder und lobte dessen "bedingungslosen Einsatz für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer". "Sehr betroffen" zeigte sich auch ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. Für Wimmer war die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen "Beruf und Berufung", so Katzian: "Sein Kampfgeist für faire Arbeitsbedingungen war legendär, dieses Engagement und vor allem sein fairer Verhandlungsstil haben ihm auch den Respekt vieler Arbeitgeber eingebracht." Zudem sei Wimmer ein "ein verlässlicher Partner im Kampf gegen Rechtsextremismus" gewesen. "Rainer Wimmer wird schmerzlich fehlen", meinte auch AK-Präsidentin Renate Anderl und betonte, dass die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer im Zentrum von Wimmers Handelns gestanden sei.
Gewürdigt wurde Wimmer auch von der Arbeitgeberseite. Sein Gegenüber bei den Metallerverhandlungen auf Arbeitgeberseite, Christian Knill, erinnerte sich "an einen harten Verhandler mit Handschlagqualität, der auch in den oft nächtelangen Verhandlungen stets ein fairer Partner war". Durch sein Engagement in der Sozialpartnerschaft habe Wimmer auch einen wichtigen Beitrag für den Standort Österreich geleistet, so der Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI). Die Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer bedauerte, dass die österreichische Sozialpartnerschaft nur knapp einen Monat nach dem Tod des GPA-Chefverhandlers Karl Dürtscher "einen weiteren herausragenden Arbeitnehmervertreter, der die heimische Industriepolitik am Verhandlungstisch und als langjähriger Abgeordneter zum Nationalrat entscheidend mitentwickelt hat", verliere. Auch die Industriellenvereinigung (IV) zeigt sich in einer Aussendung tief betroffen. Wimmer stand für "sach-und lösungsorientierte Gespräche in der Sozialpartnerschaft", sein Eintreten für den Industriestandort habe ihn zu einem verlässlichen Partner gemacht.
Der 1955 in Hallstadt geborene Wimmer war eigentlich gelernter Elektriker und arbeitete als solcher bei den Salinen im Salzbergbau. Die Karriere als Gewerkschafter begann der jahrzehntelange Zentralbetriebsrat bei der Gewerkschaft Agrar-Nahrung-Genuss, die er leitete, ehe sie in der PRO-GE aufging. 1993 zog er für die SPÖ erstmals in den Nationalrat ein, wo er mit Unterbrechungen von 2008 bis 2013 und 2017 bis 2018 bis zum Vorjahr ein Mandat ausübte. In seiner Heimatgemeinde Hallstadt war Wimmer jahrzehntelang Ortsvorsitzender der SPÖ sowie zwischen 1988 und 1993 Bürgermeister.