Ministerin Beate Meinl-Reisinger und internationale Expert:innen debattierten über die Zukunft europäisch-amerikanischer Zusammenarbeit
Wie steht es um das transatlantische Verhältnis zwischen Europa und den USA? Diese Frage stellte sich der jüngste Europa Club Wien unter dem Titel „EU–USA: Make or Break?“ – und fand klare Worte: Die Beziehungen sind im Wandel, die Herausforderungen komplex, die Wege nach vorn alles andere als eindeutig. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Präsentation des neuen Sammelbandes „The United States and the Future of Europe: Views from the Capitals“, ergänzt durch eine hochkarätig besetzte Diskussion.
Zur Eröffnung begrüßte Patrick Lobis, Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Österreich, die zahlreich erschienenen Gäste und betonte die Notwendigkeit eines offenen Dialogs über gemeinsame Interessen und Divergenzen.
Beate Meinl-Reisinger, Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten, lieferte in ihrer Keynote eine pointierte Analyse der aktuellen Lage: Europa müsse lernen, sich aus geopolitischen Abhängigkeiten zu befreien, eigene Interessen klar zu formulieren und strategisch selbstständiger zu agieren. Die teils widersprüchlichen Signale aus Washington – besonders im Hinblick auf Sicherheitspolitik, Handel und multilaterale Ordnung – machten es notwendig, „nicht nur in Partnerschaften zu denken, sondern auch in Eigenverantwortung“.
Im anschließenden Panel beleuchteten führende Stimmen aus Politik und Medien die Herausforderungen und Chancen der EU-USA-Beziehungen. Jim Cloos (Generalsekretär TEPSA) warnte vor der Illusion, dass alte Bündnisse automatisch Zukunft hätten, ohne inhaltlich neu aufgeladen zu werden. Rieke Havertz (DIE ZEIT) und Constanze Stelzenmüller (Brookings Institution) analysierten per Livezuschaltung aus Washington die innenpolitische Dynamik in den USA – zwischen Polarisierung und globalem Rückzug. Martin Weiss, Präsident von Salzburg Global, mahnte an, dass Europa aus der Rolle des Zuschauers heraustreten müsse, wenn es als geopolitischer Akteur ernst genommen werden wolle.
Moderiert wurde die Diskussion von Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, der die divergierenden Perspektiven souverän zusammenführte und das Spannungsverhältnis zwischen Realismus und Wunschdenken in den Blick nahm.
Mit über 60 Autor:innen aus 41 Ländern liefert das vorgestellte Buch eine tiefgehende Analyse über die künftige Entwicklung der transatlantischen Beziehungen – ein Thema, das angesichts globaler Umbrüche aktueller denn je erscheint. Der Europa Club Wien bewies erneut seine Relevanz als Plattform für fundierte Debatte und europäische Perspektivenbildung.