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Jene, die eine Anhebung fordern, sollten sich einmal fragen, wie viele 63- oder 64-Jährige sie selbst noch beschäftigen, betonte Anderl. In einer AK-Befragung unter 25.000 Betrieben, alle mit mehr als 20 Mitarbeitern, habe zuletzt mehr als ein Viertel nicht einmal eine Person über 60 beschäftigt. Derzeit würden gerade einmal zwei von fünf Menschen bis zum Pensionsalter im Beruf bleiben können, der Rest gehe aus der Arbeitslosigkeit oder aus der Krankenversicherung in den Ruhestand.
Maßnahmen wie Änderungen in den Kollektivverträgen, damit ältere Mitarbeiter weniger kosten, lehnte Anderl ab. Es wäre der falsche Weg, wenn jemand nach 30 Jahren Engagement vor der Pension "auf irgendetwas verzichten soll". Es brauche vielmehr altersgerechte Arbeitsplätze, so die AK-Chefin. Außerdem müssten die Betriebe sich auch wieder in der Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren, der Großteil habe sich leider davon verabschiedet.
Anderl trat auch einmal mehr für ein Bonus/Malus-System ein, das Betriebe für die Beschäftigung älterer Menschen belohnen und bei Verweigerung bestrafen soll. Dieses stehe zwar nicht im Regierungsprogramm. Wenn aber die Arbeitslosigkeit steige, könne die Regierung ja durchaus noch darauf zurückkommen, so Anderl. Immerhin werde auch das Arbeitslosengeld aus dem Budget finanziert.
Weiter im Forderungskatalog der AK stehen auch Erbschafts- und Vermögenssteuern. Österreich werde nur mit ausgabenseitigen Maßnahmen aus dem Budgetdefizit nicht rauskommen, zeigte sich Anderl überzeugt. Mit Sparmaßnahmen allein drohe man außerdem den Konsum abzuwürgen. "Irgendwann wird es neue Einnahmequellen brauchen."
Akuten Bedarf sah Anderl außerdem bei den Lebenshaltungskosten. Nach Eingriffen bei Mieten und Energie seien auch Maßnahmen bei den Preisen für Lebensmittel des täglichen Bedarfs "dringend notwendig", Österreich könne hier mit den Nachbarländern nicht mehr mithalten.