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"Wohnung ohne Wände": Malerin Florentina Pakosta als Autorin

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Florentina Pakosta ist auch als Autorin erfolgreich
©APA, GEORG HOCHMUTH
"Meine Texte sind erweiterte Titel meiner gemalten und nichtgemalten Bilder." Dieser Satz der Malerin und Zeichnerin Florentina Pakosta ist nachzulesen in dem eben erschienenen Band "Wohnung ohne Wände", in dem auf fast 400 Seiten Erzählungen, autobiografische Prosa und Texte zur Kunst der 91-Jährigen zusammengefasst sind. Das Buch ist nicht nur zum besseren Verständnis der Künstlerin geeignet, von der seit dem Wochenende im Museum Angerlehner eine Ausstellung gezeigt wird.

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Ein Aufsatz Pakostas erklärt etwa die theoretische Basis ihrer seit Anfang der 1990er dominierenden abstrakt-geometrischen Trikoloren Bilder, die in der von Klaus Albrecht Schröder kuratierten Ausstellung "Gegenbewegung" in Thalheim bei Wels den früheren sarkastischen Blättern gegenübergestellt werden, in denen sie die männliche Macht und Borniertheit anprangerte. Ein witziger Dialog zwischen Zeichnerin und einer im Entstehen befindenden Zeichnung bringt das Ringen um künstlerischen Ausdruck auf den Punkt. Doch ihre Auseinandersetzung mit Kunst und Gesellschaft ist nur ein Aspekt ihres Schreibens, das bereits im Band "Vorsicht Mensch" (2018) seinen Niederschlag gefunden hatte.

Ein Themenkomplex kreist um die intensive, ja symbiotische Mutterbeziehung der Künstlerin, die ihr ganzes Leben in ihrem Elternhaus in Wien-Kagran verbracht hat, wo sie ihre Mutter gepflegt hat, die 2006 im Alter von 104 Jahren starb. In der Pflege wird sie selbst zur Mutter ihrer Mutter, in deren Tod stirbt auch sie. Es sind so düstere wie innige Texte, die diese Zeit, den Rollentausch und die schließlich erzwungene Trennung wiedergeben, in der Intensität der beschriebenen Gefühle so berührend wie erschreckend. Es gibt Erinnerungen an die Kindheit und an den Krieg, die sich tief eingebrannt haben, und es gibt Träume, in denen das alles seine Spuren hinterlassen hat.

Der Hauptteil des Buches umfasst aber fantastische, oft surreale Erzählungen, in denen die ganze Absurdität der Existenz eingefangen wird. Sie erinnern mitunter an Daniil Charms und offenbaren einen schwarzen Humor, wie er sich auch in den frühen Zeichnungen findet, bei denen aus Männerköpfen Fäuste, Äxte oder Henkel herauswachsen. Als Autorin erzählt Pakosta etwa von einer Bratwurst, die von einer Karriere als Hochseiltänzerin im Zirkus träumt und am Ende doch im Mistkübel landet, von einer Hungrigen, die den eigenen Körper verspeist, oder vom Zweitkopf, der nach und nach das Regiment übernimmt und am Ende erreicht, dass bei der lebensrettenden Operation nicht er, sondern der ursprüngliche Kopf entfernt wird.

"Die Texte von Florentina Pakosta sind bei aller Klarheit oft eine Art Rätsel. Wir können sie ablehnen, ihnen beistimmen, sie kritisieren und sie auch missverstehen", schreibt Leonore Maurer in einem Nachwort. "Was wir Leserinnen und Leser nicht können: unbeteiligt bleiben."

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Florentina Pakosta: "Wohnung ohne Wände. Erzählungen - Autobiographische Prosa - Texte zur Kunst", Verlag Bibliothek der Provinz, 384 Seiten, 28 Euro)

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