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Bush komponierte schon als Elfjährige Songs und hatte im Teenageralter bereits Hunderte Lieder auf Kassette aufgenommen. Als der Pink-Floyd-Gitarrist David Gilmour, ein Freund der Familie, ihre Musik hörte, erkannte er sofort das Talent und vermittelte Bush an eine Plattenfirma.
Die Single "Wuthering Heights" machte die damals 19-Jährige direkt zum Star. Es war der erste Nummer-eins-Hit in Großbritannien, der von einer Frau geschrieben worden war.
Regisseurin Sonia Gonzalez versucht anhand von zahlreichen Archivinterviews die künstlerische Motivation Kate Bushs zu ergründen, die sich weder in vertraglichen noch in musikalischen Dingen ihrer Plattenfirma beugte. Sie behielt von Beginn an die Rechte an ihren eigenen Songs, um die so viele Stars wie Taylor Swift später kämpften - und das oft vergeblich.
Bush ließ sich nicht reinreden und trieb die Plattenfirma phasenweise mit ihrer Eigensinnigkeit zur Verzweiflung. Sie setzte neue Maßstäbe in Performance-Kunst und drehte visionäre Musikvideos - und ebnete den Weg für nachfolgende Künstlerinnen.
"Man sollte seine Musik nach jedem Album neu bewerten, sonst schreibt man immer wieder die gleichen Sachen", erklärt sie in einem frühen Interview. "Für mich sollte jedes Album anders sein, sonst gibt es eigentlich keinen Grund, eines zu machen."
Nachdem das experimentelle Album "The Dreaming" (1982) floppte, dürfte so mancher Verantwortliche beim Label die Sängerin bereits abgeschrieben haben. Doch komplett in Eigenregie und in ihrem eigenen Studio auf dem Land produzierte Kate Bush ihr erfolgreichstes Album "Hounds Of Love", das 1985 erschien und heute als Meilenstein und Meisterwerk der Popgeschichte gilt.
Die Single "Running Up That Hill" landete dank der Serie "Stranger Things" 2022 erneut in den Charts. Auf Tiktok und in anderen sozialen Medien gingen Videos von Nutzern viral, die den Song intonieren. In einem Tonausschnitt, offenbar aus einem Telefoninterview mit Bush, ist ihre Begeisterung darüber zu hören. Ein Interview vor der Kamera hat die Pop-Ikone schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.
So musste Gonzales mit Archivmaterial der Sängerin auskommen. Doch weil Bush in jungen Jahren unzählige Interviews gab, Fernsehauftritte absolvierte und Konzerte filmen ließ, kommt viel Interessantes zusammen. Das macht den knapp einstündigen Film "Kate Bush: Intensiv und andersartig" sehenswert. Merkwürdig ist allerdings, dass ihre Konzert-Reihe in London von 2014, ein Bühnencomeback mit 22 Konzerten, nicht erwähnt wird.
Neben den Archivinterviews mit Bush kommen Musikjournalisten und Musiker in aktuellen Beiträgen zu Wort. Wenn dabei versucht wird, die Renaissance von "Running Up That Hill" mit Corona-Lockdown, Umweltkatastrophen und geopolitischen Konflikten zu erklären, wirkt das allerdings erzwungen. Vielleicht ist es auch einfach nur ein grandioser, zeitloser Popsong und Ohrwurm.
Diverse Künstler gaben für die Doku eigene Versionen von Kate-Bush-Songs zum Besten und bewiesen damit - ob gewollt oder nicht - vor allem eines: Kate Bush kann man nicht kopieren oder imitieren. Sie ist und bleibt einzigartig.