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Iron Maiden kredenzten umjubeltes Oldschool-Set in Wien

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++ ARCHIVBILD ++ Bruce Dickinson flitzte wie hier 2023 auch in Wien unermüdlich herum
©APA, dpa, Axel Heimken

50 Jahre im Geschäft und noch kein bisschen müde: Die britischen Heavy-Metal-Ikonen Iron Maiden statteten Wien am Donnerstag einen Besuch mit ihrer "Run For Your Lives"-Tournee ab.

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Ausverkauftes Ernst-Happel-Stadion

Mit im Gepäck hatten sie neben Spielfreude eine starke Bühnenshow, die im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion auf begeisterte Fans traf. Für ihre knapp über zweistündige Show beschränkten sich die Genretitanen auf ihre ersten neun Alben aus den Jahren 1980 bis 1992. Oldschool, aber nicht verstaubt.

So groß wie jetzt waren Iron Maiden seit ihrer Gründung 1975 noch nie. Spielten sie in der Vergangenheit meist in geräumigen Hallen, füllen sie jetzt zur 50-Jahr-Feier Fußballstadien. Es habe eben nie einen riesigen Medienhype oder das eine große, superkommerzielle Album gegeben, reflektierte Sänger Bruce Dickinson unlängst in einem Interview. Vielleicht nicht das eine Album, dafür aber etliche Scheiben mit mehr als ausreichend Hit-Material, um die Fans bei der Stange zu halten. Besonders beliebt ist die Ära, bevor Dickinson in den 90ern für mehrere Jahre die Band rund um Bassist und Gründer Steve Harris verließ. Wer wären die Briten also, wenn sie nicht genau diese alten Zeiten wieder aufleben lassen würden?

Konzertauftakt mit Klassikern und Mikrofonständer in der Luft

Und so ging es zum Start nach lang geratenen zehn Minuten Einstimmung vom Tonband (fast) an den Karrierebeginn zurück: Nach dem flotten und lang nicht mehr live zu hörenden "Murders In The Rue Morgue" flog schon der Mikrofonständer durch die Luft und war der Jubel groß. Spätestens nach "Wrathchild" und "Killers" samt markantem Riff, das leider im etwas schwammigen Sound zu versinken drohte, war klar: Die Finger sind für die etlichen Soli aufgewärmt, die Stimmbänder Dickinsons bereit, ihn in lichte Höhen vorstoßen zu lassen.

Mit "Phantom of the Opera" vom Debütalbum aus 1980 war endgültig der Boden für eine Reise in eine Zeit, als mit Handys noch nicht weite Strecken eines Konzerts abgefilmt wurden, bereitet. Die Vertreter des New Wave of British Heavy Metal baten ihre Fans im Vorfeld, auf das Filmen zu verzichten. So ganz sprach sich das aber nicht herum.

Visuelle Wucht und Maskottchen Eddie sorgen für Show-Magie

Früh im Set servierte die Gruppe mit "The Number of the Beast" einen ersten Überhit - nicht nur der Band, sondern des Genres. Bei der Veröffentlichung waren sie mit Satanismusvorwürfen konfrontiert, über die man heute nur noch milde lächeln kann. Von einer Schwarzen Messe ist die Show weit entfernt. Selbst das zombieartige Bandmaskottchen Eddie, das während zwei Nummern mit rot leuchtenden Augen über die Bühne stakst und sich mit einer Axt und später einem Schwert bedrohlich hinter den Bandmitgliedern aufbaut, sorgt eher für Amüsement denn Grusel.

Videowand, Käfig und Kämpfe

Überhaupt legt Iron Maiden viel Wert auf Unterhaltung. Eine riesige Videowand ließ mit thematisch passenden Visuals in die jeweilige Songwelt eintauchen - sei es Nosferatu, der bei "The Number of the Beast" über die Leinwand huscht, eine Eddie-Pyramide beim mächtigen "Powerslave" oder ein epischer Luftkampf bei "Aces High". Beim Fanliebling "Hallowed be thy Name" wartet hinter dem in einen Käfig gesperrten Dickinson der Galgen, bevor er später auf der Leinwand zum Geist wird.

Weniger wichtig war es der Band, viele Worte zu verlieren. Lediglich der neue Schlagzeuger Simon Dawson, der Langzeitdrummer Nicko McBrain aus gesundheitlichen Gründen ersetzte, wurde vorgestellt - und gebührend von der Fans empfangen. Auch ein kurzer Witz, dass die Fans das ganze Bier ausgetrunken hätten, und Dickinson jetzt Wasser aus seiner Feldflasche trinken müsse ("Scheiße"), ging sich noch aus.

Epik, Klassiker und Mitsing-Momente für die Ewigkeit

Dafür hatte die Truppe umso mehr Zeit für ihre eigentliche Aufgabe und brachte gar den epischen 13-Minüter "Rime of the Ancient Mariner" und den komplex-verspielten Zehnminüter "Seventh Son of a Seventh Son" im Set unter. Iron Maiden wären aber nicht Iron Maiden, wenn sie nicht auch die Klassiker "Fear of the Dark", bei dem Dickinson mit Laterne vor Vollmond über die Bühne schlich, und "Run to the Hills" zum Besten geben würden. Bei beiden sangen die Fans aus voller Kehle mit. Schön!

Abschied von Black Sabbath – Iron Maiden machen weiter

Mit Black Sabbath verabschiedeten sich Anfang Juli Wegbereiter des Heavy Metal für immer von der Bühne. Bei Iron Maiden ist nach diesem Abend dagegen klar: Die sind noch lange nicht fertig.

Und selbst, wenn es einmal dann doch so weit ist, müssen Metalheads nicht verzagen, ist doch für starken Nachwuchs gesorgt - etwa in Form von Avatar. Die Schweden rund um den zum wenig vertrauenserweckenden Clown geschminkten Sänger Johannes Eckerström zogen als Vorband weite Teile des Publikums auf ihre Seite. Die Metal-Gruppe heizte mit der Groove-Walze "Hail the Apocalypse" oder dem brandneuen, harten wie flotten "In the Airwaves" ein und sprachen damit eine deutliche Einladung für ihr Gasometer-Konzert im März 2026 aus.

ARCHIV - 04.08.2023, Schleswig-Holstein, Wacken: Bruce Dickinson, Sänger der britischen Heavy-Metal-Band Iron Maiden, steht beim Wacken Open Air auf der «Harder»-Stage. Derzeit sind Dickinson und Co. mit ihrer «Run For Your Lives»-Tournee in Deutschland unterwegs. (zu dpa: «Iron-Maiden-Sänger Dickinson fühlt sich in Deutschland wohl») Foto: Axel Heimken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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