News Logo
ABO

Hundertwasser-Krimi: Tochter "Ich wurde um mein Erbe betrogen"

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
25 min
Hundertwassers Tochter: "Ich wurde um mein Erbe betrogen"
©Bild: ROLAND FERRIGATO/NEWS

Tochter des erfolgreichen Künstlers: "Ich wurde um mein Erbe betrogen".

Drama um Geld und Gefühle. Er war Österreichs erfolgreichster Künstler und hat ein Vermögen verdient. Sie ist sein einziges Kind und durfte ihren Vater nie kennen lernen. Beim Erbe wurde sie ausgebootet. Darüber spricht Heidi Trimmel exklusiv in NEWS.

Er war ein Genie und bereits zu Lebzeiten der erfolgreichste Künstler, den Österreich hervorgebracht hat: Friedensreich Hundertwasser. Schon in den 1980er Jahren errechnete der ehemaliger Albertina-Chef Walter Koschatzky für ein Gutachten den Wert allein des druckgrafischen Werkes von Hundertwasser von 1951 bis 1986 und kam auf über 1,6 Milliarden Schilling, heute knapp 120 Millionen Euro. Da hatte der Jahrhundertkünstler seine kommerziell besten Jahre noch vor sich. Trotzdem soll Hundertwasser nichts als Schulden hinterlassen haben.

So bekam es Heidi Trimmel zu hören, das einzige und unverkennbare Kind des Malergenies. Als ihr Vater am 19. Februar 2000 ein halbes Jahr vor ihrem 18. Geburtstag starb, brach für sie eine Welt zusammen. Denn die uneheliche Tochter des Malergenies hatte ihren Vater nie kennen gelernt und hätte ihn ausgerechnet im Jahr 2000 zum ersten Mal treffen sollen. "Ich wollte nur mehr alles vergessen“, schildert sie im berührenden NEWS-Interview.

Verzicht auf das Erbe

Als ihr Joram Harel, der langjährige Manager Hundertwassers, erklärte, ihr Vater hätte nur Schulden hinterlassen, glaubte sie ihm. Großzügig habe Harel ihr aber rund 145.000 Euro und ein Hundertwasser-Gemälde angeboten. Am 6. August 2002 nahm sie das Angebot an und trat Harel, vertreten durch Anwalt Georg Zanger, damit ihre Erbrechte ab.

Betrugsverdacht

Fast zehn Jahre lebte Hundertwassers Tochter in dem Glauben, alles sei in bester Ordnung. Obwohl der freundschaftliche Kontakt zu Harel, den sich Hundertwassers Tochter gewünscht hatte, nie zustande kam. Erst Freunde des Künstlers, die Trimmel kennen lernte, weckten Argwohn: "Die meisten haben nach dem sagenhaften Vermögen und den Liegenschaften von Hundertwasser gefragt. Als ich gesagt habe, es gab nur Schulden, wurden einige Freunde meines Vaters sogar zornig“, erzählt Trimmel. Und so keimte der Verdacht in ihr auf, sie könnte "betrogen“ worden sein.

Harel, der für NEWS nicht zu erreichen war, hat Fehlverhalten stets strikt zurückgewiesen, was auch die Behörden so sehen. Ein Verfahren gegen Harel wegen Betrugsverdacht wurde rechtskräftig eingestellt.

Sagenhaftes Vermögen

Angewiesen auf ehemalige Freunde und Mitarbeiter ihres Vaters recherchierte Trimmel mühsam das vermutliche Vermögen ihres Vaters. So wurde ihr das Refugium des Meisters in Neuseeland als "Dschungel“ ohne großen Wert präsentiert. "Tatsächlich ist Hundertwassers, Bay of Islands’ ein rund 372 Hektar großes Strand- und Naturparadies“, so Trimmel. Einer Schätzung nach könnte der Wert bis zu 74 Millionen Euro betragen. Und bis zu 72 Millionen soll der "Garten Eden“ in Venedig wert sein. Hinzu kommen Liegenschaften in Frankreich und in Wien.

Hohe Einnahmen brachte der Verkauf der Druckgrafiken. Diese wurden zu Tausenden aufgelegt. Eine Schätzung, die NEWS vorliegt, kommt auf einen Gesamtumsatz von über 300 Millionen Euro.

Hunderte Millionen

Bauten spielen in Hundertwassers Werk eine große Rolle. Das Werkverzeichnis listet rund 140 Projekte auf, von denen bis jetzt knapp 40 realisiert wurden. Alleine für die Therme Bad Blumau sollen 150 Millionen Schilling an Honorar geflossen sein.

Fakten in Venedig

Neben Neuseeland war Venedig ein Lebensmittelpunkt des erfolgreichen Künstlers. "Meine Mutter hat Fotos gemacht, die zeigen, wie glücklich sie damals im "Garten Eden“ waren“, erzählt Trimmel. Gerne wollte sie die Wirkungsstätten ihres Vaters besuchen. Im Jahr 2010 schrieb sie deshalb an Harel. Dessen Antwort liegt NEWS vor: " ...Ich kann mich genau an meine Zusage erinnern, Dir wann immer Du es wünschst den Zugang zu Hundertwassers Heimstätte in Neuseeland zu ermöglichen. ... Über andere Aufenthaltsstätten Hundertwassers haben wir nie gesprochen. Diese befinden sich zurzeit nach dem Tod Hundertwassers in fremdem Besitz und sind teilweise, wie ich informiert bin, auch unbewohnt, geschlossen und daher nicht zugänglich. ...“

Der Garten Eden

Vor wenigen Tagen begleitete NEWS die Tochter Hundertwassers nach Venedig. Die bekannte Künstlerin Liselotte Höhs, die seit 50 Jahren in Venedig wohnt und wirkt, zählte zu Hundertwassers Freundeskreis und berichtete von den Begegnungen im "Garten Eden“, dem größten Privatpark von Venedig. Am Katasteramt von Venedig bekam Trimmel Hinweise auf den Eigentümer, eine Schweizer Firma namens "Gruene Janura”. Am Grundbuch fand sich der Kaufvertrag aus dem Jahr 1979. Damals kaufte die "Gruene Janura AG“ den Park samt Palazzo der "Königin Alexandra von Jugoslavia“ ab. Mit einer Sonderprokura ausgestattet unterzeichnete für die Schweizer Firma "Gruene Janura“ ein gewisser Joram Harel. Seither wurde der "Garten Eden“ nicht wieder verkauft. So viel zum "fremden Besitz“.

Die Schweizer Firma

Tatsache ist, dass Trimmel von Harel nicht alles erfahren hat. Das mag einen Grund haben. Die "Gruene Janura AG“ besitzt nicht nur den Garten Eden. Hundertwasser überschrieb dieser Schweizer Firma am 28. Oktober 1973 das Werknutzungsrecht an allen seinen Werken, wie es im NEWS vorliegenden Vertrag heißt. Mit anderen Worten: Diese Firma verfügt über Liegenschaften und Rechte mit mehrstelligem Millionenwert. Alleiniger Inhaber: Friedrich Stowasser, mit Künstlernamen Friedensreich Hundertwasser.

Folgt man einer Aussage des Wirtschaftsprüfers Karl Hengstberger vor Gericht, so hat die Hundertwasser Privatstiftung die "Gruene Janura AG“ geerbt. Stimmt dies, wäre Hundertwassers Tochter ein Pflichtteil zugestanden. Sie hätte die Hälfte des Millionenvermögens erben können. Einer anderen Darstellung zufolge wurde die wertvolle Firma der Stiftung im Dezember 1998 für rund 40.000 Euro verkauft. Hier könnte es sich um ein Scheingeschäft gehandelt haben, weil die 40.000 Euro nicht im Geringsten dem wahren Wert entsprechen dürften. Rechtsgelehrte sehen gute Chancen für eine potenzielle Erbin, dies anzufechten. Ein steiniger Weg wäre es für Hundertwassers Tochter allemal, sollte sie 13 Jahre nach Hundertwassers Tod die Verlassenschaft neu aufrollen.

Das Finanzgenie

Hundertwasser war ein Künstlergenie. Durch Manager Harel mutierte sein Werk zur schier unerschöpflichen Geldquelle. Die Vermarktung läuft noch heute auf Hochtouren. Gleichzeitig blieben die gigantischen Umsätze durch die Konstruktion mit der Schweizer Firma stets im Dunklen - und wohl auch steueroptimiert.

Hundertwassers zweite Ehefrau, die Künstlerin Yuko Ikewada, die wir ebenfalls in Venedig treffen konnten, bestätigt die Rolle Harels, der dabei auch selbst zu Wohlstand gelangt sei. Traurig findet Yuko, dass Hundertwassers Tochter nicht in das Werk ihres Vaters eingebunden wird. "Aber ich bin sehr froh, dass es sie gibt. Er lebt in ihr weiter. Sie ist ganz wie Fritz“, meint Yuko und fügt leise hinzu: "Auch so naiv.“

Interview mit Heidi Trimmel

NEWS: Wann haben Sie erfahren, wer Ihr Vater ist?
Heidi Trimmel: Das habe ich immer schon gewusst. Seit mir bewusst war, was ein Vater ist, wusste ich auch, dass es Friedensreich Hundertwasser war. Meine Mutter hat mir aber gesagt, dass ich mit niemandem darüber sprechen soll.

NEWS: Wie hat man Ihnen erklärt, warum Sie Ihn nicht kennen, warum er nicht da ist?
Trimmel: Meine Mutter hat mir gesagt, dass er kein Familienmensch ist. Er sei ein berühmter Künstler, der auf der ganzen Welt unterwegs ist und weltbewegende Dinge macht. Er habe einfach keine Zeit für eine Familie. Aber wenn ich größer werde, dann wird er sich sicher freuen, dass er eine Tochter hat. Wenn ich mit der Schule fertig bin, kann ich ihn treffen. Klingt jetzt ein bisschen banal, aber als kleines Kind glaubt man das halt.

NEWS: Wie sind Sie aufgewachsen?
Trmmel: Am Rande einer Kleinstadt in dem Haus, das meine Mutter gemeinsam mit ihrer Schwester von meinen Urgroßeltern übernommen hat. Wir haben immer gespart bei allem und waren höchstens auf Campingurlaub. Ich habe das immer als sehr schön empfunden. Es war sehr einfach und naturverbunden.

NEWS: Wann haben Sie sich näher mit Ihrem Vater und seinem Werk beschäftigt?
Trimmel: Das war am Ende meiner Schulzeit. Ich hatte begonnen, mich darauf vorzubereiten, dass ich ihn bald treffen werde.

NEWS: Kam es zu einem Kontakt?
Trimmel: Ich habe ihm Briefe geschrieben. Einen habe ich an das KunstHausWien geschickt, weil ich gehört habe, dass dies seine Wiener Anschrift ist. Der Brief ist jedoch bald zurückgekommen. Der Adressat war durchgestrichen und "Unbekannt“ dazugeschrieben. Das war ein harter Schlag für mich. Ich hatte Dinge geschrieben, die mir damals wichtig waren und die ich ihm persönlich sagen wollte. Ich wollte, dass er etwas von mir erfährt und wusste nicht, wie ich sonst mit ihm kommunizieren sollte.

NEWS: Und dann?
Trimmel: Kurz darauf ist er gestorben. Dann wusste ich gar nicht mehr, was ich machen soll.

NEWS: Das ist traurig.
Trimmel: Ich habe die Matura abgeschlossen und bin am selben Tag nach Wien gefahren, um tagelang nicht zurückzukommen. Ich war so lange wie eingesperrt, dass ich nur noch weg wollte aus der Kleinstadt.

NEWS: Was haben Sie dann gemacht?
Trimmel: Ich war viel auf Reisen, auch außerhalb Europas, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich habe versucht herauszufinden, was ich jetzt machen soll und wo ich hingehöre. Unter anderem bin ich auf dieser Reise in Kontakt mit dem Buddhismus gekommen. Und mir ist auch klar geworden, dass ich an die Boku (Universität für Bodenkultur, Anm.) wechseln und mich dort weiter mit der Natur und ihren Phänomenen beschäftigen muss. Also bin ich zurück, habe fertigstudiert und eigentlich versucht, das alles zu vergessen.

NEWS: Was, Ihren Vater und sein Werk?
Trimmel: Ich hatte dennoch immer das Gefühl, dass mir etwas Riesiges fehlt. Jetzt weiß ich, dass mir einfach der Kontakt zur Welt meines Vaters in meinem Leben gefehlt hat. Das arbeite ich momentan auf. Und jetzt geht es mir auch besser damit.

NEWS: Wie sehen Sie Ihren Vater heute?
Trimmel: Ich habe die ganze Zeit versucht, jemandem, der gar nicht mehr da war, etwas zu beweisen. Wobei ich gar nicht ganz genau gewusst habe, was er von mir erwarteten würde. Das wird mir aber nun immer klarer, dadurch dass ich so viele Menschen aus seinem Umfeld kennengelernt habe. Ich sehe jetzt durch seiner Freunde, wie er im Alltag war, was ihn gefreut hat, wie er selbst gelebt hat. Jetzt wird es auch immer einfacher, zu spüren, dass ich wirklich das mache, was er gern gemacht hätte, und er stolz auf mich gewesen wäre. Manche Dinge hätte er vielleicht etwas anders gemacht als ich. Aber ich kann ihm nicht alles Recht machen. Ich bin jetzt viel ausgeglichener. So viele Leute, die ihn wirklich gekannt haben, sehen mir ganz offen in die Augen und geben mir Mut weiterzumachen. Das ist so viel wert.

NEWS: Wann sind Sie Joram Harel, dem Verwalter Ihres Vaters, erstmals begegnet?
Trimmel: Da bin ich gerade nach Europa zurückgekommen. Es war ein angenehmes Gespräch. Ich war durch die Reise etwas klarer im Kopf und habe mich getraut, ihn zu treffen. Da hat er mir gesagt, dass kein Geld da ist. Und dass ihm das Leid tut. Es sei nichts mehr da, weil mein Vater alles ausgegeben hat und alle seine Bilder noch vor seinem Tod verkauft worden sind. Und dass jener auch so schlecht mit Frauen umgehen konnte und dass er (Harel) das alles gerne wieder gut machen würde. Für mich waren Harels Erklärungen glaubwürdig und überzeugend.

NEWS: Sahen Sie Harel als Freund?
Trimmel: Nach dem Gespräch hatte ich schon das Gefühl, dass er der Freund meines Vaters ist und er mir helfen möchte. Zum ersten Mal hatte ich die Hoffnung, dass sich doch alles wieder normalisiert. Wenn ich meinen Vater schon nicht treffen kann, so wollte ich zumindest mit Harel befreundet sein. Das hat er mir auch so vermittelt, dass er eigentlich mein Freund sein möchte und er ja nichts dafür kann, dass mein Vater sich nicht bei mir gemeldet hat. Ich wollte auch allen vergeben. Ich habe ihm das absolut geglaubt, ich wollte es auch glauben.

NEWS: Hat Sie das Vermögen nicht interessiert?
Trimmel: Ich war komplett blauäugig. Mir war nicht bewusst, wie viel Geld da wirklich im Spiel ist. Ich hätte einfach nie gedacht, dass Harel mir solche Dinge verheimlicht, wie das, was ich jetzt herausgefunden habe. Ich war einfach so naiv. Und ich habe überhaupt keinen Bezug zu Geld gehabt.

NEWS: Wie denken Sie heute über Harel?
Trimmel: Ich bin der Meinung, dass er meinen Vater gern gehabt hat und zu einem gewissen Teil auch nachvollziehen konnte, was er wollte. Aber in erster Linie war er einfach ein extrem guter Geschäftsmann, der genau wusste, wie er Geld macht. Mein Vater war das nicht, und ich war das noch viel weniger. Er hat das meiner Meinung nach voll ausgenutzt. Es gab wenig ernstzunehmenden Widerstand. Harel hat meiner Meinung auch maßgeblich dazu begetragen, dass der Kontakt zwischen mir und meinem Vater tatsächlich nie zustande gekommen ist.

NEWS: Glauben Sie, dass Harel und Ihr Vater Freunde waren?
Trimmel: Er war ein guter Manager. Ich bin mir nicht sicher, ob er ein Freund war. Es war wohl eine Zweckbeziehung. Zu Beginn war mein Vater der Wichtigere, gegen Ende konnte er meines Wissens jedoch kaum noch etwas entscheiden ohne Harel. Mein Vater hatte kein Konto. Er musste Harel um Geld fragen. Er durfte seine Bilder nicht eigenständig verkaufen oder verschenken. Das lief alles über Harel, wurde mir gesagt. Zu einem gewissen Grad war Harel sein Vormund, was alle finanziellen Dinge betrifft. Und da wird mir immer schlecht, wenn ich daran denke, dass er das mit meinem Vater gemacht hat und dass ich dann genauso blöd war. Und das einfach so hingenommen habe, was er mir sagt. Ihm einfach vertraut habe, weil es einfach unangenehm war, ihm zu misstrauen und ihm schlimme Dinge zu unterstellen.

NEWS: Letztendlich haben Sie auf das Hundertwasser-Erbe verzichtet, oder?
Trimmel: Harel hatte damals erklärt, dass nur Schulden übrig sind. Meine Großmutter hatte mir geraten einen Anwalt einzuschalten, der dann nachgefragt und den Verlassenschaftsakt angefordert hat. Da kam dann das Angebot von Harel.

NEWS: Wie sah das aus?
Trimmel: Ich sollte ihm persönlich meine Erbschaftsansprüche abtreten und dafür 145.000 Euro sowie ein Hundertwasser-Bild bekommen. Harel sagte, das sei mehr, als ich jemals bekommen würde, wenn ich das weiter verfolge. So habe ich angenommen und mir bis 2010 gedacht, dass es - auch abzüglich der Erbschaftssteuer, die ich davon bezahlen musste - ein gutes Angebot war.

NEWS: Wie haben Sie Ihre Meinung geändert?
Trimmel: Begonnen hat es 2010, als mich erstmals ein Freund meines Vaters kontaktiert hat. Von dort ausgehend habe ich begonnen, viele Leute zu treffen, um mehr über meinen Vater zu erfahren. Sehr viele haben mich irgendwann gefragt, was denn mit dem riesigen Vermögen passiert ist. Und ich habe dann die Geschichte erzählt, dass ich verzichtet habe, weil nur Schulden da waren. Jeder hat gesagt, das gibt es ja nicht, der Harel, wie kann er nur. Das sei ja ein Skandal. Wenn das Hundertwasser wüsste.

NEWS: Wie sind Sie darauf gekommen, dass es ein Millionenvermögen gab?
Trimmel: Das war ein Prozess von mindestens einem Jahr, und immer noch erfahre ich ständig Neues. Vieles von dem, was mir Harel erzählt hat, stimmte einfach nicht oder passte nicht zusammen. Unterdessen ist mir klar, dass ich völlig hinters Licht geführt worden bin.

NEWS: Wie groß ist das gesamte Vermögen?
Trimmel: Das weiß kein Aussenstehender so genau. Die Bilder und all die Einnahmen aus Drucken und Tantiemen sind gigantisch. Auch die Liegenschaften sind zig Millionen Euro wert sind.

NEWS: Fühlen Sie sich betrogen?
Trimmel: Ich fühle mich um meinen Vater betrogen. Und natürlich um den "Garten Eden“, "Kaurinui“, "die Picaudiere“, "die Regentag“, seine Bilder und Copyrights. So viele haben mir schon gesagt, dass ich meinem Vater ähnlich sehe, mich ähnlich bewege und ähnliche Dinge mache wie er. Dieser Teil, der von meinem Vater in mir weiterlebt, fühlt sich betrogen. Mein Vater hat sein Leben lang hart an seiner idealistischen Sache gearbeitet - und sehr wohl auch ein großes Vermögen hinterlassen, und ich hätte die Chance gehabt, mit diesem Vermögen wie er weiterzuarbeiten. Deswegen fühlt sich dieser Teil in mir massiv betrogen. Der andere Teil will das immer noch nicht ganz wahrhaben.

NEWS: Fühlen Sie einen Auftrag?
Trimmel: Ja. Mir wird immer klarer, was ich von ihm habe und was wirklich von mir ist, was ich selbst entwickelt habe. Beides passt jedenfalls gut zusammen. Beide Teile denken, ich muss schauen, was möglich ist und versuchen, "das Geld“ loszulösen und wieder Hundertwassers schöpferischer Idee zuzuführen.

NEWS: Würde das Geld Ihr Leben verändern?
Trimmel: Ich privat werde weder andere Sachen essen noch anziehen. Aber ich hätte ganz andere Möglichkeiten, um zu agieren. Wenn man nachhaltig etwas bewirken möchte, dann ist es immer gut, wenn man finanzielle Mittel hat, um Projekte aufbauen zu können.

NEWS: Und wenn Sie das, was Sie als diese große Ungerechtigkeit fühlen, nicht rückgängig machen können?
Trimmel: Ich mache einfach mit weniger Geld weiter. Eben langsamer und kleiner. Aber mein Vater wird immer in meinem Hinterkopf sein. Seine Ideen waren von großer Bedeutung, und es wäre zu wenig, wenn sie nur aufbewahrt werden. Sie müssen auch weiter aufgearbeitet, verfolgt und gelebt werden. Und das mache ich ja schon.

Friedensreich Hundertwasser

Kolumnen

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER