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Höchst vergnüglich: "Nichts wie weg" von Stefan Slupetzky

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3 min
Neuer Roman von Stefan Slupetzky
©Picus Verlag, APA
"Je schlechter der Zustand der realen Welt, desto größer die Freude am Schreiben", meint Stefan Slupetzky im Nachwort seines neuen Romans "Nichts wie weg". Um die Welt muss es ziemlich schlecht bestellt sein, denn das neue Buch des 1962 in Wien geborenen Autors, Zeichners und Musikers (Trio Lepschi) ist höchst vergnüglich zu lesen. Es ist eine Hymne ans Leben in einer recht lebensfeindlichen Umgebung, in der dennoch das Glück gefunden werden kann.

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Auch in der von ihm als Autor etablierten Parallelwelt finde sich "Verzweiflung und Leid, Gehässigkeit und Niedertracht, aber ich bilde mir doch ein, die Handlung einer Geschichte so beeinflussen zu können, dass ich den Verzweifelten ein wenig Hoffnung geben und den einen oder anderen widerlichen Rüpel für seine Untaten büßen lassen kann", schreibt Slupetzky. Im gleichen Atemzug betont er, dennoch möglichst wenig in den quasi "natürlichen", aus der Interaktion seiner Figuren sich ergebenden Handlungsverlauf eingegriffen zu haben.

Alles entwickelt sich in "Nichts wie weg" aus zwei Figuren, deren Lebensgeschichten zunächst erratisch nebeneinanderstehen, sodass man sich als Leser schon zu fragen beginnt, ob das, was als Roman angepriesen wird, nicht eigentlich ein Erzählband mit unzusammenhängenden Geschichten sei. So wenig haben nämlich die Wiener Konditorin Vera Baum, die am gleichen Tag aus heiterem Himmel ihren Geruchssinn und damit ihre Existenzgrundlage verliert und ihren Mann mit der besten Freundin in flagranti ertappt, und der finnische Geldfälscher Onni Viitala, der von zwei albanischen Gangstern verpfiffen wird, miteinander zu tun.

Wie der groß gewachsene, aber schlecht riechende Finne und die gar nichts mehr riechende zierliche Frau mit den kastanienbraunen Haaren zusammenkommen, ist Unterhaltungskunst erster Güte, bei der der Schalk, der dem Autor dabei im Nacken sitzt, immer wieder fröhlich Richtung Lesende zwinkert. Über haarsträubende Zufälle und hartnäckige Widerstände hinweg entwickelt sich ein Kriminalfall, ein Ehedrama und eine Liebesgeschichte zwischen dem Blüten fabrizierenden "Bären", der zwar hart zuschlagen kann, aber dennoch ein batzweiches Herz hat, und der "Kastanienfrau", die als noch nicht geschiedener, aber entwurzelter Baum, auf der vermeintlich rettenden Insel keine neue Wurzeln schlagen kann, weil diese zuvor untergeht.

Hat man einmal begonnen, will man "Nichts wie weg" nicht mehr weglegen - und ist auch recht rasch damit fertig, denn Stefan Slupetzky versteht es, so witzig wie flüssig zu schreiben. Am Ende landet man mit den einem ans Herz gewachsenen Protagonisten doch noch auf einer Insel. Einer finnischen nämlich. Zur Buchpräsentation am 3. Oktober im Original Wiener Praterkasperl gibt es daher keine Wiener Lieder des Trios Lepschi, sondern finnischen Lieder der vom Gitarristen Aron Saringer begleiteten Sängerin Laura Korhonen.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Stefan Slupetzky: "Nichts wie weg", Picus Verlag, 254 Seiten, 24 Euro; Buchpräsentation am 3. Oktober, 18.30 Uhr, im Original Wiener Praterkasperl, Wien 2, Wurstelplatz 1)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA / Picus Verlag

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