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Die musikalische Reise der beiden Freundinnen, die mittlerweile in Wien leben, reicht weit zurück: Bereits als Kinder habe man gemeinsam Musik gemacht, später folgten die Musikschule sowie Umrahmungen von Lesungen oder Vernissagen bis hin zu ersten eigenen Auftritten. "Es gab bei uns nie den Moment: Okay, jetzt machen wir eine Karriere daraus", erinnerte sich Wüschner im APA-Interview. Vielmehr habe sich der Weg ganz natürlich ergeben. "Nach ein paar Auftritten gab es die ersten Anfragen. Wir sind sozusagen ein bisschen hineingestolpert."
Diese Ungezwungenheit drückt sich auch in den zwölf Stücken der am Freitag erscheinenden Platte aus: Wo der zwingende Opener "Watch Me" noch recht klassisch daherkommt, versprühen "Trees" oder "Grey" eine feine Melancholie, bevor "Backseat Drivers" eine kleine Coming-of-Age-Story ist, die in weniger als zwei Minuten ihr Auslangen findet. Deren Direktheit wird sofort erweitert um Soul und Pop, wenn die Musikerinnen ihre "Confessions After Midnight" offenbaren. Und spätestens mit dem heimlichen Hit "The Other Daughter" ist man mittendrin im DuoLia.-Universum und seiner ganz eigenen Charakteristik.
Dabei war dieser vielseitige kompositorische Zugang nicht immer so gegeben. "Meine ersten Lieder waren sehr poppig", gibt Wüschner zu. "Das war auch die Musik, die ich zu der Zeit gehört habe." Sukzessive habe sich der Sound weiterentwickelt, wobei nicht zuletzt ihr Songwriting-Studium einen starken Einfluss hatte. Auch Freunde und Bekannte hätten beide dazu inspiriert, "neue Klangfarben" zu finden.
Ein erster Schritt war schließlich die 2020 erschienene EP "In Process". Könne man diese mit dem aktuellen Album und der Arbeit daran vergleichen? "Das ist wie Tag und Nacht", lachte Wüschner. Die EP sei in sehr kurzer Zeit entstanden, verbunden mit viel Stress. Nun gab es mehr Gelassenheit, mehr Raum - und mit Produzent Julian Berann eine zusätzliche Stimme im kreativen Prozess. "Also eine Person, die voll involviert ist, aber nicht ihre persönlichen Sachen in der Musik verhandelt, sondern von außen dabei ist", beschrieb es Jackel.
Textlich verhandeln die zwei unterschiedlichste Dinge. "Oft ist es die Suche nach Stabilität, ob das in Freundschaften ist, in sich selber oder in der Umwelt", rekapitulierte Wüschner. "Das sind sicherlich Themen, die sich durchziehen." Mit einem konkreten Konzept sei man aber nicht ins Songwriting gegangen. "Es wurde einfach die Ansammlung von Lebenserfahrung in Liedern verpackt." Das kann etwa das Bedürfnis nach Leichtigkeit sein, wie in "Watch Me", oder das Gefühl von Entwurzelung, wenn man ans andere Ende Österreichs zieht, wie es "The Other Daughter" offenbart. "Man entwickelt sich weiter, aber kommt dann wieder zurück und wird mit alten Verhaltensmustern konfrontiert", so Jackel. "Das kann manchmal durchaus komisch sein."
Solche Gefühle auch live mit den Menschen zu teilen, sei nicht immer ganz einfach. "Früher hatte ich Probleme damit, ganz persönliche Sachen zu singen", erzählte Wüschner. "Aber man kommt rein. Es hat eine emotionale Stärke, sich so verletzlich zu machen." Auch den Umgang mit der Aufmerksamkeit müsse man erst lernen. "Alle hören einen, alle sehen einen. Das fand ich zunächst gruselig", schmunzelte sie, während ihre Kollegin ergänzte: "Meistens wird man belohnt, wenn man sich so verletzlich zeigt - jedenfalls ist das unsere Erfahrung. Sind die Leute berührt, kommt da ganz viel zurück. Es zahlt sich also aus."
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - Albumpräsentation am 9. Mai in der Sargfabrik Wien, weitere Termine: 10.7. in Zwischenwasser, 23.7. in Feldkirch; www.duolia.at)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Up For Sale Rec./S. Jackel/Sarah Jackel