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Schon bei ihrem allersten Meeting, erzählt Kuratorin Verifiziert, habe sie die Idee vorgebracht, Christina Stürmer für die Eröffnung des 16. Ausgabe des Wiener Popfests einzuladen. Dass die österreichische Künstlerin dann tatsächlich zusagt, das hätte sie nicht gedacht, lacht sie bei der Programmvorschau im Wien Museum. "Ich fände es cool, wenn der Eröffnungsact eine Ikone in Österreich ist, und Stürmer ist für jede Generation ikonisch", so die Künstlerin. An dem Abend folgen Anja Sodnikar aka Sodl, Anführerin ihrer eigenen Folk- & Rock-Band, Lino Camilo und schließlich Mietze Conte (eines der vielen Alter Egos des Produzenten Filous). "Das, was man früher Charts und Nische genannt hat, das entsteht alles in derselben Werkstatt zum Teil", so Robert Rotifer, der das Festival seit Beginn begleitet. "Mietze Conte ist eine Figur, die dafür steht, was das Popfest repräsentiert."
Das diesjährige Sujet des Popfests ist ein Stör, einer der ältesten Süßwasserfische Europas. "Das passt wunderbar, weil der Stör zählt zu den aussterbenden Arten, und Wien arbeitet an der Züchtung von Stören", so die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). In Wien werde wieder einmal an der Zukunft gearbeitet, und das Festival sei ein "ganz starker Pool an hoffnungsgebenden Momenten" in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. "Wir wissen, wir sind in Zeiten größter Herausforderung, aber wir halten fest an der Entwicklung jener Arten, die wir dringend zum Überleben brauchen, und für mich ist Kunst und Kultur kein Luxus, sondern essenziell für eine demokratische Gesellschaft."
Ein breites Genrespektrum gibt es auch am Freitag, von Spitting Ibex, "die jetzt eher elegant und funkig klingen", so Verifiziert, über feministischen Indie-Rock von den burgenländischen "Erdnussallergikerinnen" lovehead, bis zur Musik von Eli Preiss, die sich von der Vorstadtrapperin zum Popstar verwandelt haben soll. Der Samstag bietet "anatolische Psychedelik" von panasea, ein gemeinsames Set der Rapper Crack Ignaz und LGoony, das 20-jährige Bühnenjubiläum von Kreisky und Neo-Grunge von Kässy.
Zu den weiteren Locations zählt das Wien Museum, wo die Zitterklänge von Karl Stirner auf den italienischen Marmor im Foyer treffen werden. Bespielt wird auch das obere Stockwerk, zum Beispiel durch die 21-jährige Singersongwriterin Magda, sowie Kuppel- und Prechtlsaal in der Technischen Universität, wo es laut Buschnegg "nischigeres Zeug, Partyzeug, und kunstgeistigere Sachen" zu hören geben wird. Der nahe gelegene Club U wird ebenfalls zu späterer Stunde genutzt. Zwei Filmabende wird es wieder am Wochenende vor dem Festival geben.
Panel-Diskussionen im Wien Museum drehen sich um die Themen Kulturjournalismus und Soziale Medien. Neu in diesem Jahr sind Stadttouren von Musiker und Lokalhistoriker Geri Hollerer, der den Menschen historisch wichtige Popschauplätze zeigen wird, wie etwa jenen Ort, wo Jimmy Hendrix einst auftrat. Am Abschlusstag soll es dann mit der Singersongwriterin The Zew emotional werden. "Am Ende des Popfests wird es intensiv-intim", so Festivalmitgründer Christoph Möderndorfer. "Anti-Stadion-Pop" sozusagen.
(S E R V I C E - https://popfest.at)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Arne Mueseler